Kleiner Müggelsee & das zweitausendfünfhundertsiebzehnte Gedicht

Am Strand vom Kleinen Müggelsee

Urlaub im Stillen

Die sandverstaubte Kiefernluft
Ist Brandenburg bei Hitze.
Man steht im trüben Mümmelsee
Und reißt gedörrte Witze.

Du denkst im Stillen: "Ossi-Duft." -
Doch bändigst alle Klagen.
Bleibt Brandenburg auch ein Klischee -
Es neigt zum Überragen.

Tudorschornstein & das zweitausendfünfhundertsechzehnte Gedicht

Schornsteine im Tudorstil vom Schloss Cecilienhof im Neuen Garten in Potsdam

Unter auf Krawall Gebürsteten

Wir machen's uns nicht schön, wie Sie
Ob Wohlstandsgrads vermuten -
Wir schießen uns ins eigne Knie
Und filmen uns beim Bluten.

Der morgendliche Joggingkurs
Kreuzt unsre Leidenswege.
Allmächt'ger Kanonklang des Durs -
Nun komm'nwa ins Gehege!

Denn das Idyll als Ideal
Hat abgedankt, Frau Holle!
Das Glück und Pech sind gleich egal,
Sie paradier'n im Molle.

Wir haben Lasten angehäuft
Und wollen uns beschweren.
Uns ist jetzt klar, wie was hier läuft,
Bell'n: "Einspruch, Euer Ehren!"

Die Tonlage heißt einig Wut
Und stetig knickt ein Knie.
Allein der Ärger tut uns gut
Und wir erklären, wie.

Moorrinne & das zweitausendfünfhundertfünfzehnte Gedicht

An der Krummen Laake – häufig auch Krumme Lake genannt – ein Sumpfgebiet mit Restsee in einer Moorrinne des Berliner Urstromtales.

Alte Bekannte

Meine alte Badestelle
Kennt noch immer meinen Namen.
Leicht verwirrt sie das Gefälle
Der mir zugeneigten Damen.

Denn Badestellen werten Leute
Nur an ihrer Freud zu schwimmen.
Die war nie so groß wie heute -
Ja, ich denk', das könnte stimmen ...

Neu-Venedig & das zweitausendfünfhundertvierzehnte Gedicht

Auf der Müggelspree bei Neu-Venedig zwischen Müggelsee und Dämeritzsee

Die Ex-Bewohner Venedigs (klein)

In Klein-Venedig sind jetzt manch
Großkopferte gelandet,
Die laden generös zum Lunch.

Wer hier vordem gestrandet
Lobt angesäuert: "Schön jemacht -
Da ließ sich wer wat kosten!"
Die trag'n noch Dialekte-Tracht
Mit Sehnsuchtsblick nach Osten.

Potsdamer Drache & das zweitausendfünfhundertdreizehnte Gedicht

Am Drachenhaus auf dem Bornstedter Höhenzug, am Nordrand der Potsdamer Parkanlage Sanssouci,

Rast (Am Drachenhaus)

Ich schlürfe unterm Drachen aus:
Mein Tassenglück Kaffee.
All die Entspannung gibt's frei Haus,
Der Kuchen schmeckt juchhe!

Die Ungeheuer picken starr
Mir unbemerkt im Nacken.
Ich weiß es wohl, doch nimm's nicht wahr,
Will nur verstärkt entschlacken.

St. Borromäus & das zweitausendfünfhundertzwölfte Gedicht

Kath. Kirche St. Karl Borromäus in St. Moritz

Die Scholle

Es gibt da einen Ort, an dem die
Mythen, die Diebe, die Chuzpelust
Seit jeher und fortan besteh'n.

Dort macht sich die Seele bequem, sie
Bewirkt's und tangiert's von alleine. Du musst
Aus eigner Sorge dorthin geh'n.

Denn das Verlieren der Fühler - es schreitet voran!
Dereinst treuer Schüler, begreifst du: Es kann
Früher überzeugt Erlerntes
Hinfällig einstmals erscheinen.
Und als ein sehr, sehr weit Entferntes
Nicht zu dem mehr zähl'n, das wir beweinen.

Es gibt da einen Ort, der speichert
Der Kupferstecher Beute,
Der verliert seinen Sog.

Er hortet so viel, das bereichert.
Misstraue dem Heute,
Das stets dich betrog.

Kleine Geschenke & das zweitausendfünfhundertelfte Gedicht

Rolls-Royce vorm Badrutt's Palace Hotel St Moritz

Geschenkideen für unter 100 €

Verwöhnt uns ein Kuvert
Mit 90 Euro bar,
Ertönt des Labens "Yeah!"
Zum neuen Lebensjahr.

St. Moritzsee & das zweitausendfünfhundertzehnte Gedicht

Blick auf St. Moritz vom Ufer des St. Moritzsees

Zum Geburtstag

Es gibt ständig Geburt, es gibt fortwährend Tod,
Es gibt meistens 'nen Zeitstrang dazwischen.

Diesem endlichen Spurt gilt das Highlight-Gebot -
Denn dem Abhang wirst du nicht entwischen!

Silvaplanersee & das zweitausendfünfhundertneunte Gedicht

Windsurfer auf dem Silvaplanersee bei St. Moritz

Sonnenscheinchen (Die Blässe der anderen)

Wen stetig Unbesonnenheiten
Dich lichtlos durch die Zeit geleiten,
Gewinnst du nur an Blässe.

Im Kleid von eitel Sonnenschein
Verbreitet dein Delight ein Spei'n
In andrer Leute Fresse.

Lej da Champfèr & das zweitausendfünfhundertachte Gedicht

Der Champfèrersee an der Oberengadiner Seenplatte im schweizerischen Kanton Graubünden.

Sinn/Sign

Die Natur aast ja manchmal mit Photoshop rum,
Als gelte für sie da kein Maß!

Ich nehm's als gegeben und ihr das nicht krumm
Und watschle auf sattgrünem Gras
Einem vermeerten Türkis-See entgegen
Mit Himmelbau sprühenden Segen.

"Sky is the limit", skandiert das Idyll
Und Design-Größen schnüren die Ranzen.

Wirf die Anmaßungsskizzen sogleich auf den Müll
Und genieße die Sinn-Resonanzen!

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