Ripostegedicht auf das Buch "Lob der Faulheit" von K. Kusenberg
Evelyn Dahm, 15. VII. 61 (eine Signatur)
Im Buch der Faulheit, Evelyn,
Hast du nicht viel gelesen!
Du bist, drum gibt’s auch nichts zu süh'n,
Hierzu zu faul gewesen.
Was bringt man im Detail noch bei
Den'n, die schon alles kennen?
Vom Drang nach Überbieterei
Gilt's hier sich doch zu trennen!
Im Faulsein kann nur Meister sein,
Wer nie danach gestrebt.
Denn jeder Eifer schläft gleich ein,
Sobald man Faulheit lebt.
Es gibt ja durchaus viel Facetten,
Die zu beleuchten wären -
Doch braucht dies Zeit, die wir gern hätten,
Um Faulheit zu vermehren.
Wer sagt, er sei besonders faul,
Macht sich sogleich verdächtig.
Wer wirklich faul ist, hält sein Maul -
Des so Verübtens mächtig.
Ich glaube, Evelyn begriff,
Dass Faulheit dem entschwindet,
Der sie verwöhnt mit letztem Schliff,
Sich bis zur Krönung schindet.
Drum hat sie auch das Buch markant
Als ihr Revier markiert -
Doch ganz im Sinne, was drin stand,
Den Inhalt ignoriert!