Speis & Trank

Gedichte, in denen Speisen oder Getränke die Protagonisten sind!

Potsdamer Drache & das zweitausendfünfhundertdreizehnte Gedicht

Am Drachenhaus auf dem Bornstedter Höhenzug, am Nordrand der Potsdamer Parkanlage Sanssouci,

Rast (Am Drachenhaus)

Ich schlürfe unterm Drachen aus:
Mein Tassenglück Kaffee.
All die Entspannung gibt's frei Haus,
Der Kuchen schmeckt juchhe!

Die Ungeheuer picken starr
Mir unbemerkt im Nacken.
Ich weiß es wohl, doch nimm's nicht wahr,
Will nur verstärkt entschlacken.

Bahnwärterwacht & das zweitausendvierhundertneunundneunzigste Gedicht

Auf dem Gelände des Bahnwärter Thiel

Crème de la Crème

Ich wünsche mir vor meines Lebens Erblindung
Noch so etwas wie eine Eiscremeerfindung.
Etwas Nützliches, dass dem Genusse entspringt -
Etwas Nutzloses, dass sich als Must-have verdingt.
Ein Gewöhnung verpönendes Mahl des Verwöhnens,
Ein unübergehbares Mal des Versöhnens,
Unwiderlegbar als "Is the world nice?!"-Meme -
Kurzum, ein bisschen so etwas wie Eiscreme.

So 'ne Erfindung der Welt hinterlassen,
Als letzter Akt vorm finalen Erblassen,
Irgendwie etwas wie Eiscreme vererben ...

Gut, man kann friedlich auch ohne dies sterben.
Doch das als ein Restzielchen nicht aufzugeben -
Das ist letztendlich mein Anspruch ans Leben.

Gula Apong & das zweitausendvierhundertfünfundsiebzigste Gedicht

Leuchtreklame vom Eiswagen an der Kuching Waterfront

Sarawakeis

An einem Fluss Malaysias
Mit Hochgenuss mal Eis i aß
Samt mangroovigen Palmensaft "Gula Apong".

Das gab meiner Labsal Kraft/machte sie strong.

Rasaria Lookout & das zweitausendvierhunderteinundfünfzigste Gedicht

Blick von der Ausgucksplattform im Rasaria Reserve

Ananas

Die allererlauchtigste Ananasklasse -
Sie haucht sich durch all meine Kaumuskelmasse
Als historischer, multigeschmackstoller Sieg.

Manch Fadheit gab Anlass zur Ananasnachsicht,
Nun stillt die Papillen ein Thrill named "Verzag nicht!",
Denn diese Frucht wuchtet ihr voll fantastique.

Das Altmaß krass schassende Ananasklassen
Lassen anderswo anstandslos alles erblassen!

Poolsnack & das zweitausendvierhundertsechsunddreißigste Gedicht

Antillengrackel mit Beute

Pro Probieren

Mein verpanikter Blick in Speisekarten
Flickt sich zäh sein Menu. Wie lang wird der Wirt warten?
Immer gibt es dort Worte, die mir nicht bekannt,
Ich berechne die Werte, die rechts lauernd am Rand -
All das drängelt in meine Entscheidung mit rein,
Bis zur drohenden Frage: "Was darf's denn dann sein?"

Das Spielfeld zu groß und die Felder zu zahlreich -
Den Einsatz verlier'n durch die flascheste Wahl? Leich-
ter wär's mit der Einsicht, dass man noch entdeckt

Und nicht vorab wissen kann, was uns noch schmeckt.

Blütenspätlese & das zweitausendvierhundertdreizehnte Gedicht

Tulpen im Botanischen Garten München

Neue Begleitmusik

In einem Restaurant mit Punkmusik gediegen zu speisen -
Ich will nie wieder sagen, nichts hätt‘ sich bewegt!
Ja, mag sein: Auf uns nicht tief bewegende Weisen -
Dennoch wird Nicht-Erwartbares längstens gepflegt.

Und die Welt trägt Tattoos , färbt sich wild ihre Haare,
Tippelt Schritte, die ich Tolldreister niemals gewagt!
Ich seh‘s aus dem Sumpf altvergangener Jahre,
Verstreue mein „Ich hab‘s ja immer gesagt!“.

Aber nirgends heißt‘s: „Interessant, lass ma hören!“ -
Unsre früheren Kämpfe, sie bleiben perdu.
Wir wollten einst, können heute: nur stören.

Habe fertig gegessen. War sehr gut. Und nü?

Ringlokschuppen & das zweitausenddreihundertachtundachtzigste Gedicht

Der Ringlokschuppen in Mülheim an der Ruhr

Knorke Knorpelfisch - super Suppe!

Nachdem sie seit Wochen im Sand sich verkrochen,
Fand unser Koch Jochen jetzt doch noch'en Rochen!

Capybara & das zweitausenddreihundertneununddreißigste Gedicht

Wasserschweine am Itaipu-Staudamm

Schokoladentieretiere

Schokoladentieretiere
Sind Hasen und Insekten -
Nicht Kühe oder Schweine,
Die uns fleischlich immer schmeckten.

Macht uns die Milch voll Kakao
Denn treulos blind beim Essen,
Dass wir so vollends zuckerschwirr
Die Zuckenden vergessen?

Nun gießt die Sauen, gießt den Ochs
In Form'n der Schokolade -
Für Käfer, Bienen, Kerbgetier
Ist die Substanz zu schade!

Blaubrustpipra & das zweitausenddreihundertsechsunddreißigste Gedicht

Blaubrustpipra bei Lopes Mendez

Zu einsam für ein schönes Lokal

Zu einsam für ein wirklich schönes Lokal,
Sitze ich froh nun im Stilkompromiss.
Ich bin mir für jeden Genuss zu egal -
So ohne Company der Miss.

Die halbschönen Sachen sind dann mein Verwöhnen,
Das "da schau her, na immerhin!" -
Für die Spitze und ihr heit'res Heiteitei löhnen,
Macht ohne dich so gar kein'n Sinn!

Mag nicht die Höhen des Geschmacks
Im Einzelgang erklimmen.
Und so genieß' ich etwas lax -
Und lass es preislich stimmen.

Jackfruchtoverload & das zweitausenddreihundertvierunddreißigste Gedicht

Jackfruchtbaum im Ort Dois Rios auf der Ilha Grande

Der Olivenbaum

Es krönt dieser Baum seit Dekaden Salat,
Bedippt und beträufelt das fadeste Brot,
Ölt alle Versorgungslast fruchtig-apart -
Verlässlich der Gütegrad, den er stets bot.

Wie vor uns werd'n folgende Generationen
Erwägen, ob sich die Erträge noch lohnen.

Scheint nicht ein schlechter Jahresschnitt
Allein mit dem, was war, schon quitt?!

Mal fällt diesen Baum ein zu schneller Entschluss,
Als sei's um das Holz sonst zu schade.
Dann hält die Erinn'rung zwar noch den Genuss,
Doch rundherum schmeckt es längst fade.

Alle Rechte bei Claudia Marx, die das Gedicht im Rahmen der Rio-Spendenaktion 2023 erstanden hat.

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