Tiere

Gedichte, in denen Tiere die Hauptpersonen sind.

Kanalwächter & das zweitausenddreihunderteinundsiebzigste Gedicht

Blick aus dem Ca' d'Oro auf den Canale Grande

Ripostegedicht zu Heinz Erhardts "Die Made".

Der Marder

Unter eines Ladas Haube
Nagt der Klan der Marder Taube

Vaters Bauch wär nicht so'n leerer,
Wär'er nicht Alleinernährer.

Doch

Marder-Mama war einmal -
Hängt schon längst am Marderpfahl.

Nach dem Mahl mahnt Vater Marder:
„Warte grad ma hier am Lada!
Küken-Kuchen als Dessert
Bring ich zum Verzehr noch her!
Bleib du, Madel, brav im Lande -
Ma' ma Papa keine Schande!“

So sprach Vater und entwich
Marders Mädel aber schlich
Zu dem Lada-Ladekabel
Kappt's mit seinem Marder-Schnabel.
Nach hartem Schlag der Varta-
Batterie briet da am Lada
Ein bald gut gegarter Marder!
Klar, dank derart Bratgrad-Hader
Barst die zarte Halsschlagader -
Wie erwartbar naht da'n Marder
Gradewegs dem Pfad ins Nada. Schada.

Vater Marder sah die Kleine
Denkt: „Nu gilt's, den Küken-Kuchen
Augenblicklich umzubuchen!
Den ess ich jetzt alleine!“

Itaipu & das zweitausenddreihundertzweiundvierzigste Gedicht

Der Itaipu-Staudamm bei Foz de Iguazú

Lämmer & Dämme

Wenn alle Dämme brechen,
Weil Lämmer sich erfrechen,
Sie tief und massiv abzugrasen -
Dabei auch Lehm und Stein frasen
(und schließlich gar noch das Eszett),
Macht solch vermess'nes Essen fett.

Sie - ich dachte, das erwähn' ich -
Sind darin dem Menschen ähnlich.

Capybara & das zweitausenddreihundertneununddreißigste Gedicht

Wasserschweine am Itaipu-Staudamm

Schokoladentieretiere

Schokoladentieretiere
Sind Hasen und Insekten -
Nicht Kühe oder Schweine,
Die uns fleischlich immer schmeckten.

Macht uns die Milch voll Kakao
Denn treulos blind beim Essen,
Dass wir so vollends zuckerschwirr
Die Zuckenden vergessen?

Nun gießt die Sauen, gießt den Ochs
In Form'n der Schokolade -
Für Käfer, Bienen, Kerbgetier
Ist die Substanz zu schade!

Ausgeflogen & das zweitausenddreihundertunddreizehnte Gedicht

Unsere an die Gentrifizierung verlorene Wohnung in der Tengstraße 4.

Schönen Gruß an den Nachmieter

Normalerweis' bin ich zu Amei-
Sen doch eher gräuslich -
Heut scheiß ich drauf, weil raus. Ja, mei,
Dann macht's euch hier fei häuslich
Und seid dem neuen Herrn am Herd
Sehr gerne eine Plage!

Lang fand ich euch bekämpfenswert -
Nun wünsch ich schöne Tage!

Schlossmühle & das zweitausendzweihundertachtundneunzigste Gedicht

Im ersten Stock der denkmalgeschützten Schlossmühle von Lauchhamer, ehemals Mückenberg

Rüden haben kurze Beine

Zwischen Dobermännerbeinen,
Die ganz oben sich vereinen
In giganter Körpermasse,
Magst du zwar sehr klein erscheinen -
Wie von weit entfernter Rasse.
Doch du weißt ob deiner Klasse,
Fleckst umher mit Niedlichkeiten,
Die putzmunter unterschreiten
Limits, die ein Reißzahn setzt.
Grobe Dobermännlichkeiten
(Bild des Hundseins bis zuletzt) -
Nun ist's Putzigkeit, die fetzt!

Alle Rechte bei Susanne Digel, die das Gedicht im Rahmen der Rio-Spendenaktion 2023 gekauft hat.

Kubareiher & das zweitausendzweihundertsechsundsiebzigste Gedicht

Fischreiher am Strand von Cayo Santa Maria

Crossover-Ripostegedicht zu R. Gernhardts "Vom Fuchs und der Gans" und "Sie war ein Blümlein" von W. Busch.

Vom Fuchs und der Gans und dem Blümlein und Esel (Die Heuschrecken)

Gewöhnlich nennt man Fuchs und Esel
Je störrisch und gewitzt.
Was die zu zweit sich einverleiben,
Gilt vorab als geritzt.
Denn
Beharrlichkeit und Raffinesse
Verehrt man als Erfolgsfaktoren.
Was deren Beißerchen zerreiben,
Das ist als Entität verloren
Und wird vom Subjekt zum Projekt,
Das all den Investoren schmeckt.

Nach satter Übernahmewut,
Ner reichlich ungestüm'chen,
Werd'n Gans und Blume neues Gut,
Beworb'n als Gänseblümchen.

Ein verheißungsvolles Top-Produkt:
Die Softness der Daunen, von Blüten der Duft ...
Doch
Was vom großen Maul geschluckt,
Gedeiht in dessen Magengruft,
Zum Einheitsbrei – und is
Am Ende bloß Beschiss.

Jardin Botanico & das zweitausendzweihundertdreiundsechzigste Gedicht

Im El Jardin Botanico de Las Hermanas in Vinales

Der Schuldige (Raunen in den Schlachthöfen)

Warum kann's nicht der werte Hahn
Bei einem Kräh'n belassen?

Versteift im Wiederholungswahn
Lernt er uns, ihn zu hassen.

So manchem Vegetarierschwur
Vermasselte ein Hahn die Tour.

Alle Rechte bei Oliver Resken, der das Gedicht im Rahmen der Kuba-Spendenaktion 2023 von mir gekauft hat.

Magdeburger Halbkugeln & das zweitausendzweihundertneunzehnte Gedicht

Magdeburger Halbkugeln / Otto von Guericke Denkmal

10/12 - ein blasphemischer Huftierdiss

Neulich bekehrte mich nächtens:
Keine zehn Pferde verbrächten's
Von meiner Treu mich zu zerren!

Denn, meine Damen und Herren,
(trotz fehlbarer Entschiedenheit)
Dank stählerner Zufriedenheit
Trennt kein Mährchen
Ein Pärchen
Zurück in zwei Hälften -
Und sei'n auch die Gäule bemüht und zu elft, denn

Gott ist ein Schwächling! Und als solch einer schuf er
Die Dutzendware Unpaarhufer.

Düsseldorfer Sittich & das zweitausendzweihundertachtzehnte Gedicht

Halsbandsittich in der Düsseldorfer Innenstadt

Deutsche Papageien

Unsre Farbe krächzt jene Exotik hervor,
Die der Nistplatz uns gleich wieder nimmt,
Und die Ahnung belegt unser inneres Ohr,
Dass irgendwas nicht mit uns stimmt.

Derweil wir von Wurzeln des Bambus' erzähl'n,
Schießt Frost uns ins zarte Genick.
Da all diese Qualen uns längst nicht mehr quäl'n,
Fragt jeder nach unserem Trick.

Entlasst den Laudator, auf dass er erkennt,
Dass jeder verdammt ist zu seinem Talent.

Nachbarn & das zweitausendzweihundertdreizehnte Gedicht

Skyline am Schloss Nymphenburg

Ripostegedicht auf "Das Eichhörnchen und der gestillte Hunger" von Elke Bräunling

Das Eichhörnchen und der gestillte Hunger

Das Eichhörnchen mag faul zwar sein
Und ungerecht zu andern
Und dennoch kann's mit Stolz allein
Durch Wald und Wiesen wandern,
Denn ein Charakterdefizit
Verdirbt uns nicht den Appetit.

Doch rattige Beweglichkeit
Bewirkt, dass man „Boah, eklig!“ schreit.
Trotz Body-Positivity
Verstummt nie unser Hang zum „Iieh!“
In Treu- wie auch in Redlichkeit
Übt sich dies Tier vergebens
Von Abscheu wie auch Schädlichkeit
Trübt sich sein Lauf des Lebens.

Wer da jetzt seufzt, das sei nicht fair -
Der äußert sich bedeutungsleer.
Denn nichts Neues ist, dass uns nur gilt
Das äußere Erscheinungsbild.

Bereits beim Faktor Schwanzvergleich -
Hier nackt verschorft, dort plüschig weich -
Zeigt sich, da tun sich Welten auf.
Und so löst sich's nicht selten auf:

Ist erst das Eichhorn halbwegs satt,
Solch Freundschaft bald ein Ende hat.
Schnell wird's dem Nest der Ratte weichen
Und lästern unter Seinesgleichen.

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