Ripostegedicht auf "Die drei Spatzen" von Christian Morgenstern
Wenn im Frühling, zusammengeschweißt vom Eis,
Erst der Hans, dann der Franz, dann der Erich auftauen,
Fragt jeder den andern, ob er's vielleicht weiß:
"Wo zum Teufel sind unsere Frauen?"
Und jeder gibt zu, nu, er weiß grade nicht.
Das führt uns zu einem ganz neuen Gedicht:
Die drei Spätzinnen von Morgan Sternenchrist
Irene, Helene und Ines
Sagen zu sich: "Ich verdien es!"
So lang stand der Gelege Pflege
Jeglichem Entspann'n im Wege -
Diesen Winter wellnesst man,
Fliegt vom Heimgeäst von dann'n
In die Sonne Korsikas
Und ihr Chor singt: "So'n Spaß
Hatten wir schon lang nicht mehr -
Nächst' Jahr flieg'nwa wieder her!
Und es fehlten uns, ganz ehrlich,
Weder Hans, noch Franz, noch Erich!"
Die prob'n ihr'n Zusammenhalt
So Po an Po, nur schweinekalt.
Da im Warmen ihre Damen
Laben sich an Pappelsamen
Und auf Sonnenliegen liegen,
Nichts von der Saison mitkriegen,
Nein, rein
Gar nichts von ihr'n Kerls in der Kälte erahnen -
So flanieren die Mädels im Mediteranen.
"Stopp! Jeder Satz ist Betrug, denn es weiß jedes Kind,
Dass Spatzen – Strich - Spätzinnen keine Zugvögel sind!"
Gut, wer zwanghaft solchen Regeln glaubt
Halt mangels Mut sich selbst beraubt;
Zum Aufspür'n neuer Möglichkeiten
Genügt's die Flügel auszubreiten!
Doch wer mag, kann Satz für Satz parier'n -
Und friert dann fest als Spatzenhirn.
Ja, der dröge Standard fetzt sich meist
Mit dem Wandlungsvermögen vom Spätzinnengeist ...
Will dein Nest dich zum Stillstand verdammen, so wehr dich!
Oder friere - zusammen mit Hans, Franz und Erich.