Badeseeaussicht & das zweitausendvierhundertneunundachtzigste Gedicht

Ausblick auf dem Weg zum Fohnsee

Ultra Windfrisch

Mein T-Shirt riecht, als hätte man's
Mit einem Hund gewaschen,
Als trüg's 'nen kotverschmierten Schwanz
In unsichtbaren Taschen!

Versprach denn nicht die Packung,
Die den Weichspüler enthielt,
'Ne windfrsiche Durchschmackung,
Die jed' Wäschestück durchprilt?

Es mag ja sein, aus einem Heim
Für vollgeschiss'ne Hunde
Weht solch ein kaltes Windchen beim
Vollzug der Nachtwachrunde.

Dann wäre das Versprechen "windfrisch"
Nicht mal komplett gelogen.
Und doch hat die Verpackung, find isch,
Mein Käufer-Ich betrogen!

Perlebucht & das zweitausendvierhundertachtundachtzigste Gedicht

Kitesurfer an der Büsumer Familienlagune Perlebucht

Kurzflug (Zugfahrt Meldorf-Itzehoe)

Ein Flugzeug äußert still Protest,
Als sich der Zug erhebt.
Ich halte mit den Augen fest,
Was dort am Boden klebt:
Felder, Wälder, Schrebergärten,
Zum Finale: der Kanal.

Dann senkt alle Zuggefährten
Erdanziehungskräft'ger Stahl.

Die Zeit, da Überwindungssieger
Sich auf den flieg'nden Teppich wagen
Ist kurz. Und kühl moniert der Flieger
Herab: "Ich wollte grad schon sagen …!"

Ankerplatz & das zweitausendvierhundertsiebenundachtzigste Gedicht

Ankerplatz am Büsumer Hafen

Büsum ohne Maps

Der Meerzugang gibt sich umfährend
Und fernab blökt ein Kahn ...
Dich wünsche ich mir selbsterklärend,
Denn ich hab keinen Plan.

Doch mein Fremdeln mit den fremd'sten Städten
Währt nur einen Fixpunktaugenblick.
Hernach kann sich Übersicht in ihnen betten -
Das passiert nach mir selbst nicht erschließbarem Trick.

Dann schlägt sich in gewohnte Bahnen
Meine verhilfloste Ziellosigkeit.
Es ist ein zum Wissen geleitendes Ahnen -
Kurz scannen, erkennen - schon is man soweit:
Da Eiskrem, hier Fischbrötchen, dort geht's zum Meer!

Als kennte die Stadt man von irgendwoher.

Austernfischer & das zweitausendvierhundertsechsundachtzigste Gedicht

Austernfischer auf der Büsumer Familienlagune Perlebucht

Möwen und ihr Unvermöwen

Küstenvögel scheppern so schrill
Bei ihren Versuchen zu singen!
Es ist ja so, wenn man was unbedingt will,
Befördert man nur sein Misslingen.

Meldorfer Schwung & das zweitausendvierhundertfünfundachtzigste Gedicht

F. Jörg Haberland: Meldorfer Schwung an der Zingelstraße in Meldorf

Das Gewicht der Idylle

An einer Straße, auf der tagelang gar nichts geschieht,
Rauschen unüberhörbar die Bäume.
Der Leerstand erobert sich weiter Gebiet,
Birgt verlässlich verlassene Träume.

Ein lässiger Marder nach drüben flaniert -
Der kennt jedes Auto seit Jahren.
Er wird von der Nachbarschaft sehr akzeptiert
Und irgendwann doch überfahren.

"Achtung, eine Zugdurchfahrt!",
Warnt's vom Bahnhof hinein in die Stille -
Auf die hat man fast zwei Jahrzehnte gespart.
Und ein junges Blatt macht killekille.

Am Gipfel & das zweitausendvierhundertvierundachtzigste Gedicht

Deich von Elpersbüttel, Meldorf und Büsum

Gut, … (Rückfahrt nach Meldorf)

Bin auf der Flucht vor einem Sturm -
Sein Vorhutwind prescht an ...
Der gellt: "Ich mach dich platt, du Wurm!
Warum? Nu, weil ich's kann!"

Ich knall gegen die Regenwand -
Sie wird zu einer Mauer,

Die kaum beklagt, sogleich verschwand.

Gut, so was nennt man Schauer.

Aufstieg & das zweitausendvierhundertdreiundachtzigste Gedicht

Aufstieg am Deich zwischen Meldorf und Büsum

Kurzes Marschländerlied

Hinter dem Deich, das is eh'r hinterm Deich
Und vor dem Deich is davor -
Bis auf das Meer ist es eigentlich gleich.
(Diesen Text singt man gerne im Chor)

Neueinstieg & das zweitausendvierhundertzweiundachtzigste Gedicht

Einstieg in die Nordsee am Deich zwischen Meldorf und Büsum

Fahrradtour um Meldorf

Heute hab ich erfahren, was Gegenwind ist,
Der dich - einmal durchkämpft - auf dem Rückweg beswingt.
Ein Gleichstand, der sich wie ein Vorteil bemisst,
Weil dir zum Finale Erleichterung winkt.

Gleitfliegerschlaf & das zweitausendvierhunderteinundachtzigste Gedicht

Fliegender Lemur (Galeopterus variegatus) im Bako Nationalpark Bako-Nationalpark bei Kuching / Sarawak

Heimrück(en)kehrersorgen (Reprise zum Gedicht "Sarawak")

So war ich denn - nach dreißig Jahr'n -
In Sabah und in Sarawak.
Sollt' ich noch mal so fleißig spar'n,
Kehr' ich zurück als Sabberwrack.
Oder ist's für mich als Menschgerät
Nicht sehr viel früher schon zu spät?

Ach, über den Plänen großer Reisen
Wähn ich längst die Geier kreisen!
Wie viele der säumig gebliebenen Fahrten
Darf ich bei okayer Gesundheit erwarten?

"Ausreichend genug", möchte ich mir entgegnen,
"Aber sei drauf gefasst, Kerl: Es könnte mal regnen ...!
Also, spar dir dein kack Hohes-Alter-Gelaber:
Du warst jetzt in Sarawak, warst auch in Sabah
Und die Hälfte der Welt würd 'nen Teil deiner Sorgen
Sich gern mal drei Stunden als Zuversicht borgen!"

Proboscis monkey & das zweitausendvierhundertachtzigste Gedicht

Nasenaffenmännchen am Ufer des Kinabatangan.

Geburt eines Clowns (und Sympathieträgers)

"So vielleicht?", fragte scheu Gottes Designer
Beim ersten Entwurf, der Zweifel voll.
"So nasenreich ist dort im Tierreich noch keiner!"
Und Gott brummte mürrisch: "Ich find's nicht so toll …
Aber nehmen wir. Und dann auch weg mit den Affen -
Wir müssen ja noch die Insekten erschaffen!
Zur Vermeidung von Spötterei machen wir's so:
Sein Verbreitungsgebiet bleibt auf Borneo
Beschränkt, dass da kaum jemand denkt
'Wer hat an das Tier diese Nase gehängt?'
Denn, um auch in düstere Zukunft zu schau'n,
Irgendwann wird dieser Clown
Als Naseweis schwindenden Regenwald nützen
Und Schöpfungsbekrönte besinn'n, ihn zu schützen!"

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Frank Klötgen - Post Poetry Slam - immer frische Gedichte & Fotos RSS abonnieren