Schlossparkkanal & das zweitausendfünfhundertzweiundzwanzigste Gedicht

Gondel im Schlosspark Nymphenburg

Eine Busfahrt bei Regen

Der Bus, er durchrädert ein Pfützengespritze,
Feuchtneblig erblinden die Scheiben.
Die vom Sommer noch kürzlich beschienenen Sitze
Erklammt neues Kühl, um zu bleiben.

Es wird Herbst, schreit die tropfnasse Kondensation.
Es bleibt sommerlich, kontert mein Hoffen.
Doch die Busfahrerdurchsagen ändert ein Ton,
Der macht mich bedenklich betroffen.

Ich bestelle dem Sommer zehn Comebackabsichten,
Mit Lieferzeit zwei bis drei Wochen.
Bis dahin mag Regen sein Unheil verrichten,
Den Sommer zur Abheftung lochen.

Es wird Herbst, hört man's Frühchen der Dunkelheit plärren.
Es bleibt sommerlich, schnauz' ich zurück.
Werd' mich mit viel Beharr gegen's Aufgeben sperren,
Bewahr' meine Rolle im Stück
"Eine Busfahrt bei Regen".

Ich mag mich deswegen ja gar nicht beklagen,
Werd' weiter vom Hof der Gewissheit verjagen,
Was Schlusspunktesetzer in Hetze platzieren.

Noch geht die Fahrt weiter, kann so viel passieren ...

Pagodenburgküche & das zweitausendfünfhunderteinundzwanzigste Gedicht

Pagodenburgküche im Schlosspark Nymphenburg

Schlossparkrunde

Noch kann mein neuer Abtrottpfad
Mir Überraschung schenken,
Noch kreuze ich herum, apart
Vom "konnt' ich mir ja denken!".

Wie lang noch, bis mir jede Furt
Und Abzweigung vertraut?
Hat die Gewähr, die mich oft spurt,
Bis dahin abgebaut?

Artemis & das zweitausendfünfhundertzwanzigste Gedicht

Artemis-Statue im Schloßpark Glienicke

Februar 2024 (Rückblick 2)

Sodann beschloss der Februar,
Dass dieses Jahr ein Schaltjahr war.
Und man schalt einander bis zur Spaltung,
Verdammte stets die Ampelschaltung:
„Leuchten Rot, Gelb und Grün - heißt das Fahr‘n oder Halten?!“
Ist ein Schaltjahr die Chance, einmal schneller zu schalten?
Die Fregatte „Hessen“ kriegt ihr Go!,
Den „Taurus“ bremst das Kanzler-“No!“
Der Ukrainekrieg feiert den zweiten Geburtstag,
Macron denkt ob Bodentruppeinsätze kurz nach,
Es lässt die Wut im Gazastreifen
Die nächste Brut der Hamas reifen,
Zum Berlinale-Finale lärmen Antisemiten
Und die Bild fragt: „Frau Roth, lassen Sie sich das bieten?“
Ja, die Welt scheint in Entscheidungsnot:
Wie, wann und wo intervenieren?
Plötzlich heißt es, pardauz!, „Der Nawalny ist tot!“
Ja, wie konnte denn sowas passieren?
Die Konflikte, die Krisen, die Kriege - sie drängeln,
Dringen uns ins Gemüt wie Saharasand -
Vielleicht gräbt das Bezahlkarten-Flüchtlinge-Gängeln
Einen dichteren Ruhewall um unser Land!?
Drinnen jagen wir emsig RAF-Pensionäre -
Auf dass die Welt bald sich‘rer wäre.
Was sie am letzten Februar
Dann leider Gottes doch nicht war.

Weisse Grün & das zweitausendfünfhundertneunzehnte Gedicht

Mit einer Berliner Weissen auf der Müggelspree

Auf Dampfe

Ick war ja jüngst auf Dampfafahrt
Auf Brandenburger Seen.
Ditt, musiksaan, war recht apart -
Nee, Brandenburch is scheen!

'Ne Nachbarsfreundschaft sacht, se spart,
Um späta an so'n Seen zu zieh'n.

Ditt fändick dann ja doch zu hart -
Wozu jipt's Dampfa in Balin?!

Neuer Garten Blüte & das zweitausendfünfhundertachtzehnte Gedicht

Im Garten vom Schloss Cecilienhof im Neuen Garten in Potsdam

Januar 2024 (Rückblick 1)

Was gab's, was war und was geschah
Im damals ja noch neuen Jahr
Im ersten Monat Januar?
Ja nu, a-nfangs sah man da,
Dass Japan erbebte
An Neujahr, Margrethe
Von Dänemark hat abgedankt,
Ecuador
Erfasst Furor -
Vom Drogenhandel vollgetankt,
Treckerbauern und Beckenbauer
Belegen die Zitzen der Titelblattspalten.
Wo erstere sich auf Berlin-Fahrt erhitzen,
Muss jener nach Abpfiff in Salzburg erkalten.
Es enthüllt und entmüllt uns das Correctiv
Den Potsdam-Kotzkram-Vorjahrsmief -
Da erlern'n wir das Mordswörtchen Remigration
Und zu Pfingsten auf Sylt, da beherrscht man es schon.
Doch rekordzahl'nverdächtig formiert sich Protest
Zum Quod-erat-demonstrandum-Fest.
War ganz schön was los, da in unseren Straßen -
'ne Werteunion (so ganz ohne Herrn Maaßen).

Kleiner Müggelsee & das zweitausendfünfhundertsiebzehnte Gedicht

Am Strand vom Kleinen Müggelsee

Urlaub im Stillen

Die sandverstaubte Kiefernluft
Ist Brandenburg bei Hitze.
Man steht im trüben Mümmelsee
Und reißt gedörrte Witze.

Du denkst im Stillen: "Ossi-Duft." -
Doch bändigst alle Klagen.
Bleibt Brandenburg auch ein Klischee -
Es neigt zum Überragen.

Tudorschornstein & das zweitausendfünfhundertsechzehnte Gedicht

Schornsteine im Tudorstil vom Schloss Cecilienhof im Neuen Garten in Potsdam

Unter auf Krawall Gebürsteten

Wir machen's uns nicht schön, wie Sie
Ob Wohlstandsgrads vermuten -
Wir schießen uns ins eigne Knie
Und filmen uns beim Bluten.

Der morgendliche Joggingkurs
Kreuzt unsre Leidenswege.
Allmächt'ger Kanonklang des Durs -
Nun komm'nwa ins Gehege!

Denn das Idyll als Ideal
Hat abgedankt, Frau Holle!
Das Glück und Pech sind gleich egal,
Sie paradier'n im Molle.

Wir haben Lasten angehäuft
Und wollen uns beschweren.
Uns ist jetzt klar, wie was hier läuft,
Bell'n: "Einspruch, Euer Ehren!"

Die Tonlage heißt einig Wut
Und stetig knickt ein Knie.
Allein der Ärger tut uns gut
Und wir erklären, wie.

Moorrinne & das zweitausendfünfhundertfünfzehnte Gedicht

An der Krummen Laake – häufig auch Krumme Lake genannt – ein Sumpfgebiet mit Restsee in einer Moorrinne des Berliner Urstromtales.

Alte Bekannte

Meine alte Badestelle
Kennt noch immer meinen Namen.
Leicht verwirrt sie das Gefälle
Der mir zugeneigten Damen.

Denn Badestellen werten Leute
Nur an ihrer Freud zu schwimmen.
Die war nie so groß wie heute -
Ja, ich denk', das könnte stimmen ...

Neu-Venedig & das zweitausendfünfhundertvierzehnte Gedicht

Auf der Müggelspree bei Neu-Venedig zwischen Müggelsee und Dämeritzsee

Die Ex-Bewohner Venedigs (klein)

In Klein-Venedig sind jetzt manch
Großkopferte gelandet,
Die laden generös zum Lunch.

Wer hier vordem gestrandet
Lobt angesäuert: "Schön jemacht -
Da ließ sich wer wat kosten!"
Die trag'n noch Dialekte-Tracht
Mit Sehnsuchtsblick nach Osten.

Potsdamer Drache & das zweitausendfünfhundertdreizehnte Gedicht

Am Drachenhaus auf dem Bornstedter Höhenzug, am Nordrand der Potsdamer Parkanlage Sanssouci,

Rast (Am Drachenhaus)

Ich schlürfe unterm Drachen aus:
Mein Tassenglück Kaffee.
All die Entspannung gibt's frei Haus,
Der Kuchen schmeckt juchhe!

Die Ungeheuer picken starr
Mir unbemerkt im Nacken.
Ich weiß es wohl, doch nimm's nicht wahr,
Will nur verstärkt entschlacken.

Seiten

Frank Klötgen - Post Poetry Slam - immer frische Gedichte & Fotos RSS abonnieren