München

Fotos aus München, seit 2014 Stammsitz der Reimerei Klötgen. Unzählige Auftritte während der Tour 2016. Und danach quasi alleinige Dienststelle in Sachen meiner Poesie.

Grundwasserpool & das zweitausendfünfhundertachtundachtzigste Gedicht

Moosacher Badeparadies auf der Baustelle der Unterführung an der Dachauer Straß

Ripostegedicht auf "Die drei Spatzen" von Christian Morgenstern

Wenn im Frühling, zusammengeschweißt vom Eis,
Erst der Hans, dann der Franz, dann der Erich auftauen,
Fragt jeder den andern, ob er's vielleicht weiß:
"Wo zum Teufel sind unsere Frauen?"
Und jeder gibt zu, nu, er weiß grade nicht.
Das führt uns zu einem ganz neuen Gedicht:

Die drei Spätzinnen von Morgan Sternenchrist

Irene, Helene und Ines
Sagen zu sich: "Ich verdien es!"
So lang stand der Gelege Pflege
Jeglichem Entspann'n im Wege -
Diesen Winter wellnesst man,
Fliegt vom Heimgeäst von dann'n
In die Sonne Korsikas
Und ihr Chor singt: "So'n Spaß
Hatten wir schon lang nicht mehr -
Nächst' Jahr flieg'nwa wieder her!
Und es fehlten uns, ganz ehrlich,
Weder Hans, noch Franz, noch Erich!"

Die prob'n ihr'n Zusammenhalt
So Po an Po, nur schweinekalt.
Da im Warmen ihre Damen
Laben sich an Pappelsamen
Und auf Sonnenliegen liegen,
Nichts von der Saison mitkriegen,
Nein, rein
Gar nichts von ihr'n Kerls in der Kälte erahnen -
So flanieren die Mädels im Mediteranen.

"Stopp! Jeder Satz ist Betrug, denn es weiß jedes Kind,
Dass Spatzen – Strich - Spätzinnen keine Zugvögel sind!"

Gut, wer zwanghaft solchen Regeln glaubt
Halt mangels Mut sich selbst beraubt;
Zum Aufspür'n neuer Möglichkeiten
Genügt's die Flügel auszubreiten!

Doch wer mag, kann Satz für Satz parier'n -
Und friert dann fest als Spatzenhirn.

Ja, der dröge Standard fetzt sich meist
Mit dem Wandlungsvermögen vom Spätzinnengeist ...

Will dein Nest dich zum Stillstand verdammen, so wehr dich!
Oder friere - zusammen mit Hans, Franz und Erich.

Moosach Sunset & das zweitausendfünfhundertfünfundachtzigste Gedicht

Sonnenuntergang in Moosach West

Forever Young (1984)

Am Lebensabend trügt ein blendend
Sonnenuntergang,
Mit Zähigkeit den Tag beendend -
Als wär er ewig lang.

Dem trotzt der Vorahn'n Munkeln: "Nein,
Es kann sehr bald sehr dunkel sein -
Auch uns hat's überrascht!"

Schon oft hat Unbekümmertheit
Von abonnierter Ewigkeit
Den Zweifel abgeascht.

Chiemseeausstieg & das zweitausendfünfhundertdreiundachtzigste Gedicht

Am Chiemseeufer in Bernau

In aller Stille

Nur, weil der Kleinlaut
Sich nicht mehr raustraut,
Darf das Großmaul schnabulieren.

Dass er vormals vorlaut war,
Stellt hernach ein Nachruf klar.

(Schon mal vorzuformulieren!)

Botanischer Garten & das zweitausendfünfhunderteinundachtzigste Gedicht

Im winterlichen Botanischen Garten München

14 Grad

Es dampft vor Unentschlossenheit
Der aufgetaute Firnis.
Er weiß, es ist noch nicht die Zeit,
Doch Temp'raturen-Wirrnis
Lockt Samenkapseln aufzuspringen,
Aus der Deckung vorzudringen,

Bis

Nach den frühen Wärmeschüben
Es letztlich wieder schneit.

Der Lenz kam nur vorbei zum Üben -
Noch ist es nicht soweit.

Wanderndes Eis & das zweitausendfünfhundertachtzigste Gedicht

Eisfläche vorm Schloss Nymphenburg

Nein, also jetzt bitte nicht allen Ernstes ein verärgertes Bahngedicht?!

Herr, gib mir die Geduld zurück
Für Zugverzögerungen!
Kaum hör ich was von SEV,
Bin ich von Zorn durchdrungen,
Mein Gleichmut ist verletzlicher
Als Eintagsfliegenjungen -
Gern wär ich bei 'nem Zugausfall
Ein wenig ungezwungen.

Ich frag dich, was würd Jesus tun
(der soll ja recht viel wissen)?
Wie pflegt der Mensch sein In-sich-Ruh'n,
Wenn die Geduld zerschlissen?

Thalkirchner B. & das zweitausendfünfhundertneunundsiebzigste Gedicht

Thalkirchner Brücke

Umstiegsappetit

Der Umstiegsbahnhofappetit
Drängt flau mir durch den Magen.
Wär ohne Zwischendurchgebäck
Die Welt noch zu ertragen?

Komm, eine Brezn nehm ich mit
Vom Bäcker vis-a-vis!
Der zaubert mit durch ihn erweck-
ter Magen-mag-Magie!

Neujahrsflaneure & das zweitausendfünfhundertachtundsiebzigste Gedicht

Neujahrsspaziergang an der Isar

Jahresbilanz

Die Häufigkeit meiner Spaziergängerläufe,
Die oft schnell bereuten Low-Quality-Käufe,
Besäufnisse, die ich wohl zu selten scheute -
Das alles kam in die Bilanz, liebe Leute!

Jedoch besteht
Nicht viel Gefahr,
Dass sich was dreht
Im nächsten Jahr.

Frost am 31.12. & das zweitausendfünfhundertsiebenundsiebzigste Gedicht

Mistel in Moosach

Ciao 24 (auf "Gute Nacht, Freunde")

Ciao, Vierundzwanzig -
Es wird Zeit für dich zu geh'n!
Die Zeit mit dir war keine nette,
Und ich rauch schon wieder Kette
Und dann trink ich dich mir schön.

Du machtest zur Gewissheit
Wir driften jetzt dahin,
Dass nur die Populisten
Hier noch die Oberhand gewinn'n.
In allen Kontroversen
Verschärfte sich der Ton -
Es gab zu wenig Einseh'n
Und zu viel Aggression

Ciao, Vierundzwanzig -
Es wird Zeit für dich zu geh'n!
Die Zeit mit dir war keine nette,
Und ich rauch schon wieder Kette
Und dann trink ich dich mir schön.

Schlossrückseite & das zweitausendfünfhundertsechsundsiebzigste Gedicht

Rückseite von Schloss Nymphenburg

Unsicherer Bühnenact

Wir werd'n uns nach der Pause seh'n,
Sofern Sie nicht nach Hause geh'n.

Winterhecke & das zweitausendfünfhundertfünfundsiebzigste Gedicht

Am Schlosspark Nymphenburg

Altersruhesitzen

Ich nehm zum ersten Mal heut Platz
Auf meinem Altersruhesitz.
Es ruft ne ungelesne WAZ,
Dass ich durch ihre Zeilen flitz.

Hier werd ich meine letzten Kräfte
Zum Spurt zusammenballen
Für Studien alter Comichefte.
Vielleicht wird's mir gefallen …

Die letzten Runden sind ein Keks
Von zuckerbittrer Note.
Wär gern noch etwas unterwegs -
Schon setzt die Zeit Verbote.

Seiten

RSS - München abonnieren