Schlosssaal Immenstadt & das zweihundertfünfte Gedicht

Schlosssaal Immenstadt

Die beeindruckenden Decken-Eindrücke vom Slam im Immenstädter Schlosssaal wirken nach:

Deckungskapital

Für meine bescheidene Renteneinzahlung
Bitte ich lieb um mehr Stuck und Bemalung
Von Alten- und Pflegeheim-, Krankenhausdecken!

Denn sollte ich dort dereinst zeitreich verrecken
Ängstigt mich, dass ich nur stur in weiße
Ödnis starre und denk: "Scheiße,
Hätt'st beizeiten du mehr eingezahlt
Für einen, der Decken bestuckt und bemalt!"

Maienende & das zweihundertvierte Gedicht

Rispen

Wonnemonat vorbei. Tja.

Juniblues

All die Rispen lispeln: Vorbei ist der Mai!
Der buchstäblich kürzeste Monat der Wonne
Was früh hier erblühte, fiel unlängst entzwei
Im Quell der bald lediglich quälenden Sonne

Frühstück & das zweihundertdritte Gedicht

Hopfenfelder

Bevor der Tag beginnt, sitzt man manches Mal bereits im Zug. Und rauscht an Hopfen und Hoffnung vorbei.

Spätes Frühstück

Nun,

Dem frühen Vogel mag
Jeden Morgen, jeden Tag
Etwas Wurmverwandtes langen

Doch Nachtigall,
Die Nacht war geil -
Da brauche ich um anzufangen
Vorneweg, direkt zum Start:

Weck-Gebäck, das knusperzart
Jäh verweht des Schlafes Schwere,
Wenn ich's beim Kaffee verzehre

So legt auf die Gabel
Derweil ich noch gähne
Ein Starthilfekabel
Für Ozeankähne
Es werden dann, schon halbwegs klar
Der Tag und ich ein spätes Paar

Weimar & das zweihundertzweite Gedicht

Goethe & Schiller Denkmal Weimar

Die Klassiker und ihre Evergreens im Remix.

Heideglöcklein

Sah ein Knab ein Röslein stehn
Concordia soll ihr Name sein
"Willst, feiner Knab, du mit mir gehn
Die Stadt vom Tyrannen befrein?"

Halb zog sie ihn, halb sank er hin
"Gestehe, dass ich glücklich bin."
Seht, er läuft zum Ufer nieder
Alle Menschen werden Brüder

Thüringen & das zweihunderterste Gedicht

Saale-Schleife

Weil ich Thüringen immer schon das landschaftlich schönste Bundesland nenne, Rainald Grebe (in Vertretung vieler) nicht mag und sich dies schicksalhaft in dessen Lied "Thüringen" zu einem Gesamtmurren'n'Schnurren sammelt, hier eine Zusammenfassung als Gedicht.

Die Rache der Prärie

Für Thüringen
Umbringen
Könnte man,
Einverstan-
-den, den überheb-, gräss- und gewöhnlichen Grebe
Weil dummbeifallsüchtiges Flachwitzesingen
Grund genug nimmt, dass er weiters wohlgemut lebe ...

Nun

Durch die Saale-Schleifen läuft kein RTL II
Und die einfachsten Scherzchen geh'n meist schnell vorbei

Liegewiese & das zweihundertste Gedicht

Park an der Ilm

Der Park an der Ilm zu Weimar. Klassisch angemessener Rahmen für das 200. Gedicht der Tour.

Ich liege flach im tiefen Grase

Ich liege flach im tiefen Grase
Ganz hart in der Romantik-Phase

"Hier kommt keiner lebend raus!"
Schallt's aus Goethes Gartenhaus

Fühligkeit macht ganz schön fertig
Dass ich derlei durchsteh', ehrt mich

Auch vorm Klischee ist mir nicht bang!

Ich stell die Seele auf Empfang ...

Mönchgrün & das hundertneunundneunzigste Gedicht

Mönchgrün

Irgendwo hinter diesem Hügel liegen die 15 Häuser von Mönchgrün. Aber wie es da auschaut, muss man selbst ergründen. Vielleicht beim Literarischen Weinfest 2017?

Schlummertrunken

Wo die grünen Mönche wohnen
Mitten Apfelbaumgeäst
Torkle ich mit Kollisionen
Halte mich am Weine fest
Leg mich auf der Wiese nieder
Hoffe, dass das Wetter hält
Sattle meinen Abtauchsieder
Reite in 'ne andre Welt

Balkonien & das hundertachtundneunzigste Gedicht

Aus Balkonien

Vom Balkon der erhöhten Maxvorstadt ins Netz gesetzt.

Zeugen der Dichtung

Ich habe mein Heim nicht über den Dächern
Sondern siedle bescheiden im Dache
Wo Vogelvisiten betäuben und krächern
Beobachtungszögerlich, was ich da mache ...
"Na, Gedichte, du Piepe! Und zwar über dich!"

Das Angesicht zu Angedicht
Behagt den frag'nden Vögeln nicht
Und solch Fokusse fürchtend, verpissen sie sich

Isartor & das hundertsiebenundneunzigste Gedicht

Am Isartor

Es war da so eine Ahnung, als wenn sich das gute Wetter immer verkrümelt, sobald ich wieder in München ankomme. Heute sieht das anders aus. Aber der Eindruck bleibt - in Form eines Gedichts:

Hoch & Wasser

Die Gewässer sind mit allen Wassern gewaschen
Und Nässe lässt sich von der Nasenspitz naschen
Die Spatzen sind's satt, durch die Stadt zu spazier'n

Weil Platzregen ratzefatz das hinfort spülen
Was sich bereits regte an Sommergefühlen
Nun trommeln die Tropfen aufs hoffende Hirn

Erlangen & das hundertsechsundneunzigste Gedicht

Schloss Erlangen

Schon wieder ein Stadtschloss - gestern Braunschweig, heute Erlangen.

Fragen über Fragen

Was willst du mit deinem Gezeter, Erlangen?
Verlangst du von Mittätern bessere Zangen?
Ist nicht so ein Hater per se schon befangen?
Und meinst du, dass zehn Meter Absperrband langen?

Das sind halt so Fragen - die kann man sich stellen
Doch würden hier wahrlich die Antwor-
-ten nicht so richtig was erhellen
Denn, was, zum Teufel, habt ihr vor?

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