Wasser

Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Accademia & das eintausendfünfhunderteinundvierzigste Gedicht

Nachtansicht von der Academia-Brücke in Venedig

Vollmondromantik

Vollmondlichtumrandet
Wolkt‘s im himmlischen Gefilde -
So pompös gewandet
Wandelt Nacht sich zu 'nem Bilde,
Das ein Träumer unbeirrt
In den Weltraum projiziert.

Große Wolfsschlucht & das eintausendfünfhundertzweiunddreißigste Gedicht

Große Wolfsschlucht in Wildbad Kreuth

Im Bergbachrausch

Nun, irgendeine Droge muss
Der Bergbach doch enthalten,
Da willensschwach und mit Genuss
Wir forsch in ihm erkalten.

Uns muss ja irgendeine Sucht
In seine Wasser treiben,
Obwohl die eisekalte Wucht
Doch rät, ihm fern zu bleiben.

Sein Rausch ist ja vernehmlich laut -
Und Sonnenstrahlenfülle
Wärmt prickelfrisch-erschöpfte Haut
Zu einer neuen Hülle.

Wusterhausen & das eintausendfünfhundertsiebenundzwanzigste Gedicht

Bahnhof von Wusterhausen (Dosse)

Abendspaziergang durch Wusterhausen

Der Dorfplatz erwartet sehr stumm noch Idylle,
Da des Springbrunnens Vorfreude hüpft, unbeirrt.
Ich schlend're fast lautstark durch Frühabendstille,
Süß umsummt von Gewissheit, dass nichts mehr passiert,
Was klug ausgemessene Schönheit berühre,
Die sich aus der kommoden Verlassenheit speist
Und manche auf Immer geschlossene Türe
Ob der Melancholie ihres Ausharrens preist.

Wie lang kann das abweisend Raue verstecken,
Eh ein zweiter Fontane den Zugang verrät?
Wie nötig ist seinem Bestand ein Entdecken,
Wie gewollt solcher Abstand zur Normalität?

Der Dorfplatz verschluckt mich all diesen Gassen,
Nur des Springbrunnens Unruhe löscht das Klischee.
Die Straße der Schifffahrt scheint doppelt verlassen -
Teil des Kleinods, umschlossen von Dosse und See.

Kyritzer Seenkette & das eintausendfünfhundertneunzehnte Gedicht

Fischerschuppen am Kyritzer See

Brandenburg

Ein Teilstück meiner Seele spielt im Brandenburger Sand.

Von außen schräg betrachtet, doch im Grunde unbekannt,
Herrscht letzte Begegnung mit Dschungeligkeit
Aus hausgebor'nen Samen.

Wo Unbewohnt sich an ein Ungewohnt reiht
Zu fremdster Städte Namen.
Und staubig rau wiegt durch die Zeit:
Der Krach von Fichtenzapfen,
Die wir in trauter Einsamkeit
Beim Seenumrund zerstapfen.

Tsüri & das eintausendfünfhundertneunte Gedicht

Zürich vom See aus

Das Grau der Stadt am See

Zwischen Hmmel und See gräut ein Streifen sich stadt,
Der scheint wie von beiden zu glimmern.
Ein entspannt in sich wiegendes Quantum von Satt -
Von hier wird sich nie was verschlimmern.

Es beruhigt, dass diese Verlässlichkeit hält,
Dass mein Dort! einen Ort kennt, der ungern zerfällt -
Und sei's nur im eigenen Vorstellungsflur.

Zwischen Himmel und See ist das Grau wie ein Blau,
Eine sich in sich selbst inszenierende Show -
Als gäb's Silhouetten auch ohne Kontur.

Frst. Flaschenhals & das eintausendvierhundertsechsundneunzigste Gedicht

Blücherdenkmal in Kaub

In Kaub

Irgendwo im Flaschenhals,
Im Würgegriff von Bahn & Car,
Schmiegt sich an vages Andernfalls
Ein gut durchmischtes Inventar
Aus Fachwerk, Baumarkt und Egal!,
Noch trunken von dem Weine,
Der rund sich aus dem Gestern stahl,
Umsprudelnd das Gegreine
Vom nie gewählten Außenvor -
Als talversenktes Häusermoor.

Wanderwetter & das eintausendvierhundertzweiundneunzigste Gedicht

Feld auf dem Rheinsteig

Brise im Stoppelfeld

Der Wind weht die trockenen Halme in Wut
Und schürt letztmalig warme Aromen -
Als letzte Chronisten bewältigter Glut
Mit sonnengebleichten Genomen.

Wir klonen damit vielleicht noch eine Hitze,
Ein vom Furienrest kündendes Feurio! -
Dann belegt jener Wind eine kühlere Zitze
Und wühlt durchs nächste Irgendwo.

Kreuzotter & das eintausendvierhundertneunundsiebzigste Gedicht

Am Kreuzotternpfad im Bayrischen Wald bei Riedlhütte

Kreuzotter

Ein dünner halber Meter trügt
Die Ungefährlichkeit.
So wenig Gift im Wald genügt,
Dass wer "Zu Hülfe!" schreit.

Ein wechselwarmer Stolperstein
Trübt unser Sich-so-sicher-Sein.

Exotisch bleibt ein Rest Gefahr,
Wo alles schon bereinigt war.

Ein dünner halber Meter nur.

Du weißt: Es kann ihn geben.

So schleicht ein Stücklein Urnatur
Durch Unterholz und Leben.

Waldsee Zehlendorf & das eintausendvierhundertneunundsechzigste Gedicht

Spiegelungen im Waldsee in Berlin Zehlendorf

Die Grauen (wenn's jauchzt am See)

Im unverdienten Haus im Grünen
Grienen all die Erbschein-Hünen,
Reich beferkelt von den Bachen,
Die so herzergreifend lachen,
Wenn dem Herrn ein Witz gelingt

Und ein Borstenblitz durchdringt
Hehr schwerstgrau das Grüne

Um Blagen, Braut und Hüne.

Erste Balkonernte & das eintausendvierhundertachtundfünfzigste Gedicht

Unsere erste Balkonernte 2020 (Ausschnitt).

Art der Zubereitung

Fragtest du den Sternekoch,
Ob er denn was Leck'res noch
Aus Erde und Wasser wie hinreichend Licht
Für uns zubereite, vollbrächte er nicht,
Was jedwedem Erdbeergrün himmlisch gelingt,
Dem läppischsten Obstbaumzweig lässig entspringt.
Ja, der profanste Beerenstrauch
Kann es auch.

Doch unsre Kunst heißt: Etwas machen
Aus bereits erschaff'nen Sachen.

Auch der beste Koch der Welt
Strauchelt unterm Sternenzelt.

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