Reisen

Globetrottergedichte und andere Verse vom Reisen und Unterwegssein.

Sirena & das vierhunderteinundneunzigste Gedicht

Tapirmutter mit Jungem im corcovado NP

Wem man so am Strand begegnet.

Im Tapirquartier

... - da sahen wir ein Paar Tiere
Zwar irg'ndwie erwartbar, schrie's in mir: "Tapire!"
Ich konnt' sie vor mir atmen seh'n!!!

Und mehr ist dann auch nicht gescheh'n

Doch der Umstand, wie nah mir der Tapir war
Schien fast zu erfordern, dass sonst nichts geschah
Uns hätt' ein Szenario, das besser bewacht
Wohl niemals so nah zueinander gebracht

So dass ich als das, was ich darf, akzeptiere
Ein ganz knapp vorm Dasein im Schlaf der Tapire

Manchmal ist ein großes Ziel
Im Erreichtsein sehr subtil

Calypso Christmas & das vierhundertachtzigste Gedicht

Cahuita

24. Dezember

Der Reggae-Gitarrero versucht auf's Beste
Aufzuspiel'n zum Weihnachtsfeste
Mit 'nem Jingle Bells, das seinen Rhythmus nicht hält
Und immerfort in einen Off-Beat verfällt
Feliz Navidad und Marihuana
Tell the free men: Ick been Costa-Ricaner!
Ich wippe mit, gefallensblind
Bin mit Chuck Jesus Krippenkind
Gebt mir noch etwas Alkohol
Und stoßt mit an aufs Weihnachtswohl!
Ganz in Marias Schoß versunken
Stimm ich mit ein, schon großbetrunken:
Three Little Birds und Gonna be alright
Frohe, frohe Weihnachtszeit!

Puerto Viejo & das vierhundertneunundsechzigste Gedicht

Salzstreuer

Länder, in denen der Salzstreuer bockt
Haben die richtige Feuchte
Die sorgt dafür, dass alles Rieseln verstockt
Das sich ob der Streulöcher deuchte

Doch jedes Loch ist zugeklebt
Wie rüttelnd und schüttelnd man auch danach strebt
Die eben servierten huevos zu würzen

Es lässt sich der Vorgang insoweit verkürzen
Dass man des Streuers Schraubverschluss
Zwecks Pökelung benutzen muss
Um dann mit seinen Fingerspitzen
Zwei, drei Kristalle zu stibitzen
Die zugedeckt von altem Reis
Der darlegt, dass man durchaus weiß
Ob hiesigen Kränkelns vom Streuergerät
Aber hier geht's vor allem um Identität:

Denn immer, wenn der Streuer bockt
Bist du in einem von wenigen Ländern
In die uns ein Stück Paradiesnähe lockt

Weshalb sollt' da irgendwer je was dran ändern?

Wo die Sinne mit all ihren Züngelchen schnalzen
Erträgt man sein Rührei auch leidlich gesalzen!

Trotten & das vierhundertzweiundsechzigste Gedicht

Kapuzineraffe in Cahuita

Globetrotterblues

Und immer gibt's wieder ein Nie-mehr-Zurück
Kein Arzt wird uns je eine Rückkehr verschreiben
Quer über die Welt verstreut liegt altes Glück
Und unwiederholt wird es dort fortan bleiben

Orosital & das vierhundertachtundfünfzigste Gedicht

Orosital

Immergrünus tropicans

Nimmersatte Pflanzen quengeln:
"Regen! Regen!" und "Mehr Licht!"
Drum sagt Petrus seinen Engeln:
"Morgen wieder Extraschicht!"

Es gibt in den Tropen stets doppelt viel Wetter
Es ist auch der Regen hier irgendwie netter

San José & das vierhundertvierundfünfzigste Gedicht

Fremd hier!

Ständig ruft die Stadt mir zu:
"Oller Stubenhocker, du!
Wir schwurbeln rum im Trubelzwang
Und du, du streunst nur stumm hier lang!"

Gelingt's mir noch, mich auf die Gassen
Gar auf die Gässchen einzulassen?
Die Auslagen sind ...interessant
Zum Einstieg viel zu unbekannt
Und letztlich schafft die fremde Sprache
Fast mätzchenhaft 'ne Zugangsbrache

Und doch - das wird sich integrieren
Einfach immer reinspazieren...!

Prag & das vierhundertvierundzwanzigste Gedicht

Karlsbrücke von der Moldau

Es liegen drei Kaiser begraben

Ich bin in den Prager Gassen versunken
Wie immer verplant und ein bisschen betrunken
Fand selig vor Glücke
Im Strom eine Lücke
Der über die Karlsbrücke burgwärts sich wand

Und drüben versank ich in anderen Gassen
Verlor schnell den Anschluss am Sturmdrang der Massen
Fand ein Plätzchen am Fluss
Saß im Jetzt mit Genuss
Der aus dem nostalgischen Rauschen entstand

Auf dem Sprung & das vierhundertdreiundzwanzigste Gedicht

Altstadt Pilsen

Vielflieger

Die Freundlichkeit der Landschaft lässt mich abermals in die Reise verreisen
Und in das stumme Rumgegucke

Vom Abnabeln bis zum Vergreisen
Bin ich Landschaft um Landschaft begrasende Schnucke

Auf der Durchfahrt & das vierhundertvierzehnte Gedicht

Solche Ortschaften

Manche Ortschaften sind mir halt gar nicht verständlich
Hier scheinen Visionen im Ansatz schon endlich
Man kann dort nur im Garten steh'n
Gemeinsam mit der Zeit vergeh'n

Manche Ortschaften sind einfach gar nicht echt da
Es ist alles vorhanden - doch nichts geht dir nah
Der Carport bekrönt den Zenit aller Fragen
Wo niemand gewinnen will, gibt's nichts zu wagen
Wo nichts in Bewegung ist, kann sich nichts wenden

Auch du wirst vielleicht in solch Ortschaften enden

Basel & das vierhundertsiebte Gedicht

Basel Rheinufer

Gold

Plötzlich schweift um dich Gold der besonderen Welten
Als Essenz von dem Wunsch, dieses Sein zu erhalten
Doch die Delle des Eindrucks verdümpelt im Selten
Und über die Jahre wird alles zum Alten

Obgleich immer öfter die Züge entgleisen
Und täglich es schwant: Du wirst nie wieder reisen
Sind auch die Tresore schon restlos geleert -
Das Wissen vom Gold verliert niemals an Wert

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