Martinsbrunnen & das zweitausendfünfhundertfünfundzwanzigste Gedicht

Der Martinsbrunnen in Bernried

Ei der Daus

Manch Kuckucksei das Nest befüllt -
Was sich dann später flugs enthüllt.

Bernried Landesteg & das zweitausendfünfhundertvierundzwanzigste Gedicht

Wasseroberfläche vom Starnberger See bei Bernried

Hochgefühl, tiefergelegt

Vom See her weht der Wind und sagt:
"Das Gute hat gewonnen."
Und in die alten Ufer ragt
Ein Neues, das begonnen.

Ich spür die Brisen, seh die Wellen -
Doch in mir weilt die Skepsis.
Sich auf mehr Hoffnung einzustellen,
Besänftigt nicht die Sepsis.

Es wiegen Halme, Blätter schwingen -
Erobert scheint der Steg,
Erzählbereit von bess'ren Dingen.
Zu guter Letzt: ein Weg.

Man trug den Eifer, unverzagt -
Längst trag ich meine Schwächen,
Werd, da ein frischer Aufblick tagt,
Versinken ins Gebrechen.

Das bisschen angefaulter Mut
Schafft's nicht mehr zum Triumph.
Zu oft verwässert ward das Blut,
Der Adern Haut zu stumpf.

Das Abgekämpfte stört das Bild
Und schmälert den Gewinn.
Wer jetzt nicht feiert, jetzt nicht wild,
Gehört dort nicht mehr hin.

Übertritt & das zweitausendfünfhundertdreiundzwanzigste Gedicht

Hochwasser am Tegernseeufer

März 2024 (Rückblick 3)

Der M(a)erz, er folgt dem Februar
(wohl auch dem Scholz im nächsten Jahr) -
Ja, vor eig'ner Dummheit kann man nicht laut genug warnen!
Und Unmut zieht ungut im Land seine Bahnen …
Was zum ersten März die Militärs sehr empört:
Der Russe hat uns abgehört!
Ein dämlicher Infos-aus-höchstem-Geschoss-Klau
Grüßt arg beschämend uns aus Moskau.
Ja, vor eigener Dummheit … - gut, kennen wir ja
Doch nur drei Wochen drauf wurde schlagartig klar:
Nichts ahnte man derweil vom Anschlagsplan
Des IS-Outlets Tadschikistan:
Ein Konzertsaal, 130 Tote - wie bringt man's ins Reine?
"Naja, das war halt die Ukraine -
Das war die Ukraine mit Hilfe vom Westen!" -
Gut, die einfachsten Lösungen sind oft die Besten.
Und kurz drauf krönt solch Propagandaerlebnis
Noch Putins Wahl-Rekordergebnis!
Was gab's noch neben Sieger- und Siegerreichpose?
Kate Middleton outet 'ne Krebsdiagnose (und das, wo King Charles' Prostata Im Vormonat schon Thema war),
Vorm Tesla-Werk fallen die Strommasten um (tja, halt Berliner Publikum),
Der NATO tritt Schweden bei - Staat 32.
Ist das Grund zu feiern? Ej, Leute, was weiß ich …
Der Papst plädiert plötzlich für mehr weiße Fahnen,
In Haiti kann niemand vor gar nichts mehr warnen,
Das Rote Meer ist endlich Huthi-bereinigt
Und die GDL hat mit der Bahn sich geeinigt.
Entwickelt sich alles in bessere(n) Bahnen?
Man kann, wie gesagt, gar nicht laut genug warnen!

Schlossparkkanal & das zweitausendfünfhundertzweiundzwanzigste Gedicht

Gondel im Schlosspark Nymphenburg

Eine Busfahrt bei Regen

Der Bus, er durchrädert ein Pfützengespritze,
Feuchtneblig erblinden die Scheiben.
Die vom Sommer noch kürzlich beschienenen Sitze
Erklammt neues Kühl, um zu bleiben.

Es wird Herbst, schreit die tropfnasse Kondensation.
Es bleibt sommerlich, kontert mein Hoffen.
Doch die Busfahrerdurchsagen ändert ein Ton,
Der macht mich bedenklich betroffen.

Ich bestelle dem Sommer zehn Comebackabsichten,
Mit Lieferzeit zwei bis drei Wochen.
Bis dahin mag Regen sein Unheil verrichten,
Den Sommer zur Abheftung lochen.

Es wird Herbst, hört man's Frühchen der Dunkelheit plärren.
Es bleibt sommerlich, schnauz' ich zurück.
Werd' mich mit viel Beharr gegen's Aufgeben sperren,
Bewahr' meine Rolle im Stück
"Eine Busfahrt bei Regen".

Ich mag mich deswegen ja gar nicht beklagen,
Werd' weiter vom Hof der Gewissheit verjagen,
Was Schlusspunktesetzer in Hetze platzieren.

Noch geht die Fahrt weiter, kann so viel passieren ...

Pagodenburgküche & das zweitausendfünfhunderteinundzwanzigste Gedicht

Pagodenburgküche im Schlosspark Nymphenburg

Schlossparkrunde

Noch kann mein neuer Abtrottpfad
Mir Überraschung schenken,
Noch kreuze ich herum, apart
Vom "konnt' ich mir ja denken!".

Wie lang noch, bis mir jede Furt
Und Abzweigung vertraut?
Hat die Gewähr, die mich oft spurt,
Bis dahin abgebaut?

Artemis & das zweitausendfünfhundertzwanzigste Gedicht

Artemis-Statue im Schloßpark Glienicke

Februar 2024 (Rückblick 2)

Sodann beschloss der Februar,
Dass dieses Jahr ein Schaltjahr war.
Und man schalt einander bis zur Spaltung,
Verdammte stets die Ampelschaltung:
„Leuchten Rot, Gelb und Grün - heißt das Fahr‘n oder Halten?!“
Ist ein Schaltjahr die Chance, einmal schneller zu schalten?
Die Fregatte „Hessen“ kriegt ihr Go!,
Den „Taurus“ bremst das Kanzler-“No!“
Der Ukrainekrieg feiert den zweiten Geburtstag,
Macron denkt ob Bodentruppeinsätze kurz nach,
Es lässt die Wut im Gazastreifen
Die nächste Brut der Hamas reifen,
Zum Berlinale-Finale lärmen Antisemiten
Und die Bild fragt: „Frau Roth, lassen Sie sich das bieten?“
Ja, die Welt scheint in Entscheidungsnot:
Wie, wann und wo intervenieren?
Plötzlich heißt es, pardauz!, „Der Nawalny ist tot!“
Ja, wie konnte denn sowas passieren?
Die Konflikte, die Krisen, die Kriege - sie drängeln,
Dringen uns ins Gemüt wie Saharasand -
Vielleicht gräbt das Bezahlkarten-Flüchtlinge-Gängeln
Einen dichteren Ruhewall um unser Land!?
Drinnen jagen wir emsig RAF-Pensionäre -
Auf dass die Welt bald sich‘rer wäre.
Was sie am letzten Februar
Dann leider Gottes doch nicht war.

Weisse Grün & das zweitausendfünfhundertneunzehnte Gedicht

Mit einer Berliner Weissen auf der Müggelspree

Auf Dampfe

Ick war ja jüngst auf Dampfafahrt
Auf Brandenburger Seen.
Ditt, musiksaan, war recht apart -
Nee, Brandenburch is scheen!

'Ne Nachbarsfreundschaft sacht, se spart,
Um späta an so'n Seen zu zieh'n.

Ditt fändick dann ja doch zu hart -
Wozu jipt's Dampfa in Balin?!

Neuer Garten Blüte & das zweitausendfünfhundertachtzehnte Gedicht

Im Garten vom Schloss Cecilienhof im Neuen Garten in Potsdam

Januar 2024 (Rückblick 1)

Was gab's, was war und was geschah
Im damals ja noch neuen Jahr
Im ersten Monat Januar?
Ja nu, a-nfangs sah man da,
Dass Japan erbebte
An Neujahr, Margrethe
Von Dänemark hat abgedankt,
Ecuador
Erfasst Furor -
Vom Drogenhandel vollgetankt,
Treckerbauern und Beckenbauer
Belegen die Zitzen der Titelblattspalten.
Wo erstere sich auf Berlin-Fahrt erhitzen,
Muss jener nach Abpfiff in Salzburg erkalten.
Es enthüllt und entmüllt uns das Correctiv
Den Potsdam-Kotzkram-Vorjahrsmief -
Da erlern'n wir das Mordswörtchen Remigration
Und zu Pfingsten auf Sylt, da beherrscht man es schon.
Doch rekordzahl'nverdächtig formiert sich Protest
Zum Quod-erat-demonstrandum-Fest.
War ganz schön was los, da in unseren Straßen -
'ne Werteunion (so ganz ohne Herrn Maaßen).

Kleiner Müggelsee & das zweitausendfünfhundertsiebzehnte Gedicht

Am Strand vom Kleinen Müggelsee

Urlaub im Stillen

Die sandverstaubte Kiefernluft
Ist Brandenburg bei Hitze.
Man steht im trüben Mümmelsee
Und reißt gedörrte Witze.

Du denkst im Stillen: "Ossi-Duft." -
Doch bändigst alle Klagen.
Bleibt Brandenburg auch ein Klischee -
Es neigt zum Überragen.

Tudorschornstein & das zweitausendfünfhundertsechzehnte Gedicht

Schornsteine im Tudorstil vom Schloss Cecilienhof im Neuen Garten in Potsdam

Unter auf Krawall Gebürsteten

Wir machen's uns nicht schön, wie Sie
Ob Wohlstandsgrads vermuten -
Wir schießen uns ins eigne Knie
Und filmen uns beim Bluten.

Der morgendliche Joggingkurs
Kreuzt unsre Leidenswege.
Allmächt'ger Kanonklang des Durs -
Nun komm'nwa ins Gehege!

Denn das Idyll als Ideal
Hat abgedankt, Frau Holle!
Das Glück und Pech sind gleich egal,
Sie paradier'n im Molle.

Wir haben Lasten angehäuft
Und wollen uns beschweren.
Uns ist jetzt klar, wie was hier läuft,
Bell'n: "Einspruch, Euer Ehren!"

Die Tonlage heißt einig Wut
Und stetig knickt ein Knie.
Allein der Ärger tut uns gut
Und wir erklären, wie.

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