Stuhlmann & das zweitausendfünfhundertneunundneunzigste Gedicht

Stuhlmannbrunnen in Hamburg Altona

Ripostegedicht auf "Typisch Mann? Kartoffelgedicht" von Regina Meier zu Verl (die letzten zwei Zeilen aus dem Original übernommen)

Typisch deutsch? Kartoffelgedicht

In jeder Küche unumgänglich
Und auch im Umgang unverfänglich
Steht die auch Erdapfel genannte,
Durch grüne Politik entmannte,
Aus deutschem Boden geriss'ne Kartoffel,
Nun unter dem EU-Pantoffel.

Diese Knolle heißt Sieglinde,
Obwohl sie lieber Siegfried wär,
Drum grollt sie toll herum: „Wie finde
Ich nur zu alter Stärke her?
Ich galt durch Stärkehaltigkeit
Als Berserker hier weit und breit!
Doch Ruhm und Ehrfurcht sind perdu
Als Beilage im Welt-Menu.
Kartoffel ist ein Hauptgericht!
Von Wut durchkocht, behaupte ich:
Die Eupürierer woll'n uns breiig!
Rührmühlen der Schande! schrei ich!"
Die Deutsch-Kartoffeln laufen blau an,
Wenn sie um braune Schalen trauern.

Nun, trotz unsres Gefall'n an Normen:
Kartoffeln gibt’s in vielen Formen:
Püree, Gratin, Kroketten, Chips
Als Rösti oder Pommes Frites
Ja, es serviert, wer's edgy mag,
Kartoffeln gern zum Vegi-Tag.
Das solltest du niemals vergessen
Und jetzt lass mich in Ruhe essen!

Wallfahrtskirche & das zweitausendfünfhundertachtundneunzigste Gedicht

In der Wallfahrtskirche Andechs

Ungehalten

Ich bin zu nah am Endstillstand,
Um jetzt noch stillzusteh'n.
Und trotzdem scheint grad allerhand
Nicht mehr voranzugeh'n.

Du plärrst, es sei nicht deine Schuld,
Ins Ein-für-Allemal.
Verzeih mir meine Ungeduld -
Ich habe keine Wahl!

Kienbachsenke & das zweitausendfünfhundertsiebenundneunzigste Gedicht

Der Kienbach bim Kloster Andechs

Einschlafgedicht für hartgesottene Kinder

Nächtens nächtlich' Dunkelheiten
Gruseligen Gruß bereiten,
Undurchschaubar Schauer hauchen,
Aufgeschreckte Schrecken fauchen …

Un- und heimlich formt ein Spuken
Das, was vordem Heim dir war,
Spuckt in alle Lücken Luken
Für den Eintritt von Gefahr.

Stachus & das zweitausendfünfhundertsechsundneunzigste Gedicht

Am U- und S-Bahnhof Stachus

Aus der Hüfte

Ein ewiger Pain in the Ass,
Verpackt als WG im Gesäß -
Es posaunt die Sau aus dem Po dumpf
"Boah, bin ich im Arsch!" als Triumph.

Milbertshofen II & das zweitausendfünfhundertfünfundneunzigste Gedicht

Am U-Bahnhof Milbertshofen (U2)

20 Minuten Wartezeit

Ich bin zwanzig Minuten an Buswartezeit
Ganz ohne grantig zu werden bereit,
Mit ideenreichen Schreibzeugs zu überleben.
Ich selbst stehe, schriftführend, etwas daneben
Mit dem Hauptaugenmerk auf die Zeiger der Uhr.

Nein, da lässt sich nichts drängen
Zu schnelleren Gängen,
Solche Renitenz ist mir verständlich - nur
war es halt
Schon sehr bald
Schweinekalt.

Sieh an, sieh da, da kommt der Bus -
Was er im Grunde noch nicht muss!
Knapp zehn Minuten früher kann
Ich drinnen warten - guter Mann!

Nach zehn Minuten an Buswartezeit
War dies Gedicht bereits freundlich bereit
Sich zu beenden.

Nun, ich bin sein Fan, denn
Was hätte man sonst wohl beschreiben noch sollen?

Ich war ja zur Hälfte schon fertig mit Wollen!

Milbertshofen & das zweitausendfünfhundertvierundneunzigste Gedicht

Am U-Bahnhof Milbertshofen (U2)

Unenthülltes Wunschmaß

Heut machte eine gute Fee,
Dass ich wieder gut ausseh!

"Aha, alles klar - wie viel Wünsche stand'n offen?"

Da kannst du nun nicht auf 'ne Auflösung hoffen …!

Beschaulichkeit & das zweitausendfünfhundertdreiundneunzigste Gedicht

Blick vom Kloster Andechs

Liebesmüh in Identreimen

Da ich deines Leibes Fülle
Immer mit was Liebes fülle,
Kenne ich des Lobes Fälle
Bis hin zum "Zu low!"-Gefälle.

Hartmannshofen & das zweitausendfünfhundertzweiundneunzigste Gedicht

Im Moosacher Stadtteil Hartmannshofen

Er wird's!

Ich erinnere Frühling den Winter hindurch,
Daher sprintet sein Duft ins Vertraute.
Und wie ein aus Starre sich streckender Lurch
Erkenn' ich das noch nicht Beschaute.

Mancher Vogelgesang war im Vorjahr noch Ei -
Der wähnt sich in Einmaligkeit,
Tiriliert voller Eifer sein Tandaradei -
Das versiegt in den Rhythmen der Zeit.

Ich erinnere Frühling, bis er wieder ist,
Salamander' zurück in den Glanz.

Dann hand'le ich aus, als ein Halbrealist,
Die mir übergebene Chance.

Kloster Andechs & das zweitausendfünfhunderteinundneunzigste Gedicht

Auf dem Weg zum Kloster Andechs

Der Dachdecker von Andechs

Der Dachdecker sagt täglich: "Ach,
Wenn ich die Drecksarbeit nich mach,
Leckt's an der rechten Eck vom Dach -
Und das an jedem sechsten Tag!"

Hexenkessel & das zweitausendfünfhundertneunzigste Gedicht

Hexenkessel im Biergarten bei Andechs

Mahlzeit regelt Mundart

Hexenkessel, Echsenhäcksler,
Gags von kesser Sexyness …
Wechsle nie aus Stress ins Sächseln,
Wenn ich mexikanisch ess!

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