Bergevangelen & das zweitausendfünfhundertsiebenundfünfzigste Gedicht

Die evangelische Kirche in Kochel am See

Ripostegedicht auf "Gottes Wille" von Richard Dehmel

Die sündenfällige Schöpfung einer Hautunreinheit oder …und am achten Tag erschuf Gott, der Herr, den Pickel

Du hast nach Dehmel'schen Rat in den Apfel gebissen,
Mit der dämlichen Tat es beim Schöpfer verschissen,
Oh Eva! Da in dieser Not
Des Sündenfalles Fallbeil droht,
Bitt' ich beim Ärger mit dem Alten
Zumindest mich herauszuhalten!

Wir war'n im Paradies a Paar -
Und sicher war dies wunderbar,
Doch nach der Ära Love & Peace
Wird aus dem Paar- a Solodies.
Denn kaum lief's in der Wildnis nach deiner Fasson,
Riecht's am Baum der Erkenntnis nach Umzugskarton!

Ey, du wusstest doch: Unsre Pflicht ist's zu entsagen!
Und entsprechend nicht hinnehmbar ist dein Betragen -
Da kannst du, mein Gott, gerne irgendwen fragen!
Für den Biss sind gewiss Konsequenzen zu tragen -
Gegen mich besteh'n dagegen gar kein Klagen.

Nun mag ich ob der Trennung nicht zu sehr verzagen,
Dich allerdings ob der auch zukünftig kargen
Versorgungslagen mal wagen zu fragen:
Ich würde gern noch jenen Apfel ab-nagen,
Denn seit Tagen verwehrt blieb's Behagen im Magen -
Und wir müssen dem Herrgott ja nichts davon sagen!

Doch im Büßergewande erkenn' ich entsetzt:
Irgendwer hat meinen Imbiss dem Herrgott gepetzt!
Aber ich war nicht Initiator – ich hab nur mal probiert!
Was den Herrn in der Höh scheinbar nicht int'ressiert -
Denn um nie zu vergessen, dass er mich einst entlarvt,
Unser Schöpfer uns jung schon mit Mitessern straft.

Landzunge & das zweitausendfünfhundertsechsundfünfzigste Gedicht

Kochelsee-Ufer bei Schlehdorf

Elon Musk

Du selbstherrlichster aller Trumpeltierfans
Wirst Laber-Minister für Ineffizienz?

(Du musst übrigens auf rhetorische Fragen,
Auch wenn du's für wichtig hältst, nicht etwas sagen!)

Aspenstein & das zweitausendfünfhundertfünfundfünfzigste Gedicht

Am Schloss Aspenstein in Kochel am See

Ein missratener Tag

Ich mag an einem missratenen Tag den Tatenriss.
Vertag jedes Bisschen auf Morgen, vertag-
-e Magenweh und Rattenbiss.

Gem. Schneeball & das zweitausendfünfhundertvierundfünfzigste Gedicht

Aussicht vom Ammerwanderweg zwischen Unter- und Oberammergau

September 2024 (Rückblick 9)

In Springfield essen sie Katzen und Hunde
Und in Thüringen wählen sie Höcke.
Kaum hegt man die Hoffnung, die Menschheit gesunde,
Schießt diese gleich rudelweis' Böcke.

Da servieren die ersten zwei Landtagswahl'n Ost
Demokraten zum Monatsstart arg harte Kost.
AFD, BSW erlang'n - vorerst getrennt -
Zusammen fast beides Mal 50 Prozent.
Der FDP-Vorkommazahlen verschwinden -
Da möchte man beinahe Mitleid empfinden!?
Die Redlichen stimmt übel-bang
Der AFD'ler Überschwang:
In Sachsen erringen die Platz Nr. 2,
In Thüringen sind sie die stärkste Partei -
Ja, droht in drei Wochen als letzte von allen
Die Feste von Potsdam auch an sie zu fallen?
Doch es ruft: "Getreue, haltet durch!"
Graf Woidke von der Brandenburg.
"Sieg oder Ende! - dies sei unser Eid,
Macht für die Schlacht gegen Rechts euch bereit!
Mit Stolz den Prognosen entgegengestellt -
Noch 12.000 Stimmen und Brandenburg hält!"

Von Sondierungsirrfahrten erfährt man aus Sachsen:
Die Brandmauer hält, doch die Brombeeren wachsen!
Und von Brombeeren weiß man: Pflanzen die sich erst ein,
Wird kein Teil des Gartens mehr brombeerlos sein.
Das sind so Debatten, die uns erst noch drohen -
Alles besser, als unter den Rechten verrohen!
Selbst CDU-Kretschmer rät, Woidke zu wählen,
Da die Stimm'n für die CDU eh nicht mehr zählen,
Seitdem alle Hoffnung auf einen nur fällt -
Es fehl'n zehntausend Stimmen und Brandenburg hält!

All der Sturm und Drang der Weltnachrichten
Will sich zu null Belang gewichten:
Zweiter Anschlag auf Trump, letzter Boxkampf von Raab
Und ein Champions League Modus, der früh Stimmung verdarb.
Macron trickst Barnier als Premier an die Spitzen,
Selensky kriegt zwölf deutsche Panzerhaubitzen,
Caterina Valente verlässt diese Welt
Und noch achttausend Stimmen bis Brandenburg fällt!

Das Schengenabkommen lässt sich überrollen
Von grenzenlos ollen EU-Grenzkontrollen,
Osteuropa und Österreich werd'n überschwemmt
Und der Merz ist seit Söder-Verödung enthemmt -
Er lässt Migrationsgipfel merzdirnix platzen
Und die AFD martert 'nen Song von Die Atzen,
Englands Labour-Chef dealt Banker-mäßig mit Geld -
Und noch viertausend Stimmen bis Brandenburg fällt!

Skandalprozess in Avignon,
Hisbollah Pager-Explosion,
In Dresden stürzt 'ne Brücke ein,
Die Chipfabrik kassiert ein Nein
Und Magdeburg bleibt unbeschenkt -
Milliardensubvention versenkt -,
Der Wolfsschutz wird ein'n Status tiefer gestellt
Nur noch zweitausend Stimmen bis Brandenburg fällt!

Aus Berlin ruft's: "Graf Woidke, wir stehen dir bei -
Der Kanzler persönlich, die ganze Partei!"
"Dass mir bloß keiner öffnet, wenn Olaf hier schellt -
Uns fehl'n eintausend Stimmen, dass Brandenburg hält!"

Dann ist Wahltag und wahrlich: Die Brandenburg hielt!
Unter größten Müh'n das Minimalziel erzielt,
Der AFD-Sturm abgewehrt,
Was Brandenburgherr Woidke ehrt,
Ein letztes Unbehagen sät
Das Wörtchen "Sperrminorität".
Und die Grünen betrübt ihr Herausgefliege -
Die Lang und der Nouripour machen die Biege,
Die Jugend verlässt gleich komplett die Partei.
Äh, jetzt einmal kurz durchzähl'n, wer ist noch dabei?
Denn trotz des Zwangs, nun mit dem BSW rumzueiern,
Gebührt es, den Wahlsieg der Mitte zu feiern!
Oh, ein Begeisterungssturm rauscht heran mit dem Wind!
- Weil Floridas Hurricane-Season beginnt.
Horcht: Freudenschussfeuerwerksböllergeknalle!
- Die machen Hisbollahs Nasrallah grad alle.
Aber das ist ein Siegesfanfaren-Toröööh!
- Ja, da feiert Herr Kickl vom der FPÖ,
Der erntet jetzt Schlick für den Rechtsrutsch der Welt,
In der - beinah einsam - die Brandenburg hält.

Ammertal & das zweitausendfünfhundertdreiundfünfzigste Gedicht

Aussicht vom Ammerwanderweg zwischen Unter- und Oberammergau

Abschiedsformeln

Bevor du gehst, versuch zu flüchten!
Wer nur geht, behält zu viele Freunde zurück,
Gestützt von "Der kommt sicher wieder!"-Gerüchten
Im unberührt währenden Heimatlandglück.

Ein Abschied braucht das Theatrale -
Nur die Flucht macht dein Fortsein bewusst.

Verzicht auf ein Ausscheiden vor dem Finale,
Auch wenn du es unbefugt vorziehen musst.

Promenade & das zweitausendfünfhundertzweiundfünfzigste Gedicht

Uferweg in Tegernsee

Ruhelos ruhend

Wenn der Berg zur Silhouette wird
Und sein Plural sich in einer Einheit verliert,
Möchte ich ruhelos Ruhender sein,

Seh den Himmel nach droben
Auf die Gipfel gehoben
Und aus platzendem Kragen dringt lautlos mein Schrei'n.

Zwischenammergau & das zweitausendfünfhunderteinundfünfzigste Gedicht

Aussicht vom Ammerwanderweg zwischen Unter- und Oberammergau

Sinnenleid und Sinnenfreud (Wiederkäuer-Version)

Es wäre für manchen wie'n Socken vom Himmel,
Mal ohne Kuhglockengebimmel
Die Nacht zu verbringen und aufzusteh'n -
Ohne alles durchdringende Soundodysseen.
Und auch manche Nase hat längst schon genug
Vom fauligen Gase aus Kuhstallgeruch.

Fast scheint's, dass die Kühe alleine den Augen
So ganz ohne Mühe zum Wohlgefall'n taugen!

Tegernseevis-à-vis & das zweitausendfünfhundertfünfzigste Gedicht

Blick von Tegernsee im Herbst

Schönheitsfleck

Der Berg benötigt einen See,
Erst dann gefällt sein Stein.

Der Spieg'lung Werk bewirkt 'nen Dreh -
Da fällt der Berg drauf rein!

Prinzregentenstage & das zweitausendfünfhundertneunundvierzigste Gedicht

Bühnenaufbauten im Prinzregententheater München

August 2024 (Rückblick 8)

Ein Rollfeld im Sommer. Dort landet: das Glück.
Es erhält "Free Hugs!"-Putin seinen Mörder zurück.
"Sag, wie ist's dir ergangen im Tierpark Berlin?
Dass du dich dort erwischen ließt - längst schon verzieh'n!"
Zwei verlorene Söhne im Rausch ihrer Küsse
Nach so schwerer Zeit. Ihre Tränenflüsse
Stehl'n glatt den Oasis die Verbrüderungsshow,
Denn das hier ist Liebe auf mörder Niveau.
Andren wird der August die Erfolge verwehren:
Dem Anti-Gender-Volksbegehren,
Auch Olympiatriumphe beweg'n sich in Grenzen,
Man versagt Islamisten mit Swifties zu dancen
Und es verbittet sich Celine Dion,
Dass Trump ihre Lieder in all sein Gedröh'n reiht.
Es verbittert: Mit Alain Delon
Stirbt wieder ein Stückchen verbindlicher Schönheit.
Was es zurück ins Leben schafft,
Wirkt ofmals etwas zombiehaft:
Der slowakische Präsident holt für Medien, Justiz und Kultur
Die russische Zensur retour.
Die "Compact" darf vorerst doch wieder erscheinen -
Zeigt sich Pressefreiheit auch im eig'nen Verneinen?
Die Ampel schafft ein Déjà-vu
Mit Haushaltsstreit als Hauptmenu.
80-Stunden-Verhandlung'n war man schon gewöhnt,
Bis nach weiteren Runden Herr Habeck bestöhnt,
Unter ihm wär der Lindner nicht Wirtschaftsminister.
Gelinde gesagt, das wär fein - doch noch ist er!?
Mal in Kursk, mal in Charkiw und anderen Stellen
Verzeichnen die Frontlinien zeitweise Dellen,
Eh dass sie sich wieder zum Urzustand glätten.
Und der Bund soll mal wieder die Meyer-Werft retten.
Am Strand Mogadishus zählt man fast vierzig Leichen -
Obacht, die Shabab-Miliz setzt wieder Zeichen.
Und Solingen, der Klingenhort,
Gibt sein Comeback als Anschlagsort -
Der zweite Stich in diesem Jahr,
Nachdem schon Mannheim tödlich war.
Ab jetzt wird stracks zurückgeführt,
Ein Sicherheitspaket geschnürt
Und 28 düstre Mannen
Ziehen gen Kabul von dannen.
Der afghanische Knast droht als Alptraum hoch zwei -
Doch die Taliban lassen vor Ort alle frei.
Und mit geschicktem Schleusertrick
Schafft man's vielleicht erneut zurück.
Das "Aus den Augen, aus dem Sinn"
Bescheinigt sich ein "Immerhin!",
Auf dass die ew'gen Wiederseh'n
Auch nach August hier niedergeh'n!

Nachtpools & das zweitausendfünfhundertachtundvierzigste Gedicht

Nächtliche Wellnessoase von Das Kranzbach

Im Kranzbacher Salzwasserpool

Die Dämpfe schnell'n um mich empor,
Etwas summt in mir über den Wolken zu sein.
Es drüst das Gewhirle mir dumpf an das Ohr,
Ich atme den Nebel der Luftblasen ein.
Bin König vom gluckerndem Ursuppenreich,
Bin Luxus, bin Schuppentier - alles zugleich!

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