Wasser

Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Weihnachtsdorf im Kaiserhof & das zweitausendzweihundertdritte Gedicht

Weihnachtsdorf im Kaiserhof der Münchner Residenz

Alle Jahre wieder

Und wieder muss Weihnacht die Kleinsten verzücken,
Die nochmals ein Jahr gen Erwachsensein rücken,
Hernach bald schon Vater und Mutter verlieren,
Dann selbst - jüngst verstorben - die Ahnenwand zieren.

Drum fährt beim "Alle Jahre wieder"
Ringsum ein Schrecken in die Glieder.

Vor Einlass & das zweitausendeinhundertneunzigste Gedicht

Im Saal X vom HP 8 vom neuen Gasteig München

Vorahnung des Nachspiels

Drunten in der Gletschertasche
Schlummert die vergess‘ne Asche
Von in Zaubershows zersägten
Freiwillig erwählten Mägden.

Und der Jet-Stream brummt sein „Schade!“
Aus verstetigter Blockade,
Da die Surfboys sich verkühlen,
Wenn sie sich gen Wellen wühlen.

Es bedumpft Korallenbleiche
Einstmals munt‘re Stallbereiche,
Wo nun Bauern sich entleeren
Über sprungbereiten Scheren.

Essen-Überquerung & das zweitausendeinhundertfünfundachtzigste Gedicht

Kraniche überm Ruhgebiet

Wink gen Afrika

Wenn die Kraniche bald schon in Afrika landen,
Im warmen Matsch dortiger Flußbänke stranden
Und sonnenbefönt vom Erlebten erzählen
(auch interessant: Welche Sprache sie wählen?!),
Wie stieg wohl das Fieber der heimischen Fauna,
Die just überlebte 'ne Bruthöllensauna?

Wir zieh'n durch die Welt, glauben Krisen zu kennen -
Aber uns winkt die Wahl, uns von diesen zu trennen.

Moos-Rundweg & das zweitausendeinhunderteinundachtzigste Gedicht

Am Murnauer Moos-Weg

Die Auflösung der Nacht

Durch die von der Nacht zurück-
Gelassene Wolkenschicht
Bergt mählich sich
Etwas Konturnahes vor.
Es rätselt sich Stück um Stück
Zur auflösungsdürstenden Sicht,
Versöhnigt dich
Mit dem schönen Glück
Vom jetzt tief in die Welt spur'nden Blaukorridor.

Wittelsbacherplatz & das zweitausendeinhundertachtundsiebzigste Gedicht

Fotoausstellung am Wittelsbacher Platz

Münchner Spätherbstsommertag

Hochselig sprüht Genügsamkeit,
Wo Münchner heut flanieren,
Sprotzt vor gesotten satter Zeit,
Hilft feist beim Herbst-Negieren.

Und jeden freut's in Warteschlangen
Brav sich einzureihen.
Klar, teuer wird's, doch s'wird auch langen!
Keinesfalls zu zeihen
Wär, dieses werte Wetterglück
Nicht vollends auszunutzen
Und dann der Wolkenfront verzük-
Kungssturköpfig zu trutzen!

Durch München schwelgt der schöne Schwur:
Es kann uns nichts passieren!
Jed Dämpfer lädt zur Wellnesskur,
Zum ungestüm Flanieren.

Expo 1956 & das zweitausendeinhundertsiebenundsechzigste Gedicht

Blick auf das Atomium von der Messe

Brüssel

Brüssel scheint artig pompös, fast phlegmatisch,
Etwas Paris, nur sozialdemokratisch -
Ein Amsterdam, dem man die Schärfe entzogen.

Die Heimeligkeit heischt nicht gar so verlogen
Wie die Willenskulissen beliebterer Städte -
Hier gilt als Idyllenprämisse das Nette
Und streckt oder reckt sich ins Unterpompöse,
Wird ständig beklampft von dem Dampf der Fritteuse,
Im "Lass 'ma gut sein!" eingeparkt.

Ich nehm ein Bier, falls jemand fragt ...

Strandvägenwagen & das zweitausendeinhundertdreiundsechzigste Gedicht

Blick auf die Hafenpromenade Strandvägen von Östermalm

Fernverbindung

Zunächst dröhnt uns der Schwall einer Rettungssirene
In meinen empfindsamen Handyempfang -
Da ich doch allein deine Stimme ersehne
In alle Gerätschaft verleugnendem Klang!

Später donnert es in einer Bahnunterführung
Im Takt vom geschürten Verkehrsflussgebell.
Das desavouiert jeden Ton meiner Rührung -
Und alles, was ist, ist es nicht mehr reell.

Letztlich haken nur hässliche Netzartefakte -
Jede Funklocherrettung scheint gleich überbucht!

Tief in deinem Herzen bin ich der Benackte,
Der armselig dich zu erreichen versucht.

Düsseldorf & das zweitausendeinhundertachtundfünfzigste Gedicht

Blick auf den Rhein von der Düsseldorfer Altstadt

Grundloses Aufatmen

Atmen - Atem - atmen - Atem,
Füllen - Leere - füllen - Leere,
Etwas Angst vor Ungegartem,
Vor dem Schnitt der Wohlstandsschere,

Sog, Druck und Erleichterung,
Fern vom einst erreichten Schwung,
Doch im Schoß entfleischter Süße
Übt das Ebenmaß Tumult
Und bestellt der Schongeduld
Schöngefärbte Grüße.

Herrenhäuser & das zweitausendeinhundertsiebenundfünfzigste Gedicht

In den Herrenhäuser Gärten von Hannover

Wie hat es dir geschmeckt?

Ein schwärmendes Aroma-„Ah!“,
In dem sich die Urform der Gleichung beweist,
Um die der Planet unsres Menschentums kreist,
Versinkend im Genuss.

Das Kann schwillt an zum Muss
Für eine Geltung immerdar,
Wo jede Papille ihr Fabelreich schmeckt,
Sich fern jeden Abers gen Wohlgefühl streckt,
Zum schwärmenden Aroma-„Ah!“ ...

Midsommarsunset & das zweitausendeinhundertvierundvierzigste Gedicht

Sonnenuntergang auf Aland Ende Juli

Fraglicher Ausklang

Welche der sonnigen Untergangsarten
Wird uns heut Abend zum Weitblick erwarten?

Schlierenumkränzt oder mehr solitär,
Fokusverortet / von irgendwoher?

Plumpst sie mit stummen Padummski ins Meer,
Prasselt sie flammwolken spektakulär?

Dumpft sie tiefrotblau das Himmelszelt ein,
Tüpfelt sie scheibchenzersägt ihren Schein?

Welche der sonnigen Untergangsarten
Wird uns heut Abend zum Weitblick erwarten?

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