Wasser

Verse für die Phlegmatiker, denen man Wasser, Winter, Nacht, Baby- und Greisenalter zuordnet.
Die beschreibenden und erzählenden Gedichte.
Von der Naturlyrik bis zu allen Längenvarianten der Ballade.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Kyritzer Seenkette & das eintausendfünfhundertneunzehnte Gedicht

Fischerschuppen am Kyritzer See

Brandenburg

Ein Teilstück meiner Seele spielt im Brandenburger Sand.

Von außen schräg betrachtet, doch im Grunde unbekannt,
Herrscht letzte Begegnung mit Dschungeligkeit
Aus hausgebor'nen Samen.

Wo Unbewohnt sich an ein Ungewohnt reiht
Zu fremdster Städte Namen.
Und staubig rau wiegt durch die Zeit:
Der Krach von Fichtenzapfen,
Die wir in trauter Einsamkeit
Beim Seenumrund zerstapfen.

Tsüri & das eintausendfünfhundertneunte Gedicht

Zürich vom See aus

Das Grau der Stadt am See

Zwischen Hmmel und See gräut ein Streifen sich stadt,
Der scheint wie von beiden zu glimmern.
Ein entspannt in sich wiegendes Quantum von Satt -
Von hier wird sich nie was verschlimmern.

Es beruhigt, dass diese Verlässlichkeit hält,
Dass mein Dort! einen Ort kennt, der ungern zerfällt -
Und sei's nur im eigenen Vorstellungsflur.

Zwischen Himmel und See ist das Grau wie ein Blau,
Eine sich in sich selbst inszenierende Show -
Als gäb's Silhouetten auch ohne Kontur.

Frst. Flaschenhals & das eintausendvierhundertsechsundneunzigste Gedicht

Blücherdenkmal in Kaub

In Kaub

Irgendwo im Flaschenhals,
Im Würgegriff von Bahn & Car,
Schmiegt sich an vages Andernfalls
Ein gut durchmischtes Inventar
Aus Fachwerk, Baumarkt und Egal!,
Noch trunken von dem Weine,
Der rund sich aus dem Gestern stahl,
Umsprudelnd das Gegreine
Vom nie gewählten Außenvor -
Als talversenktes Häusermoor.

Wanderwetter & das eintausendvierhundertzweiundneunzigste Gedicht

Feld auf dem Rheinsteig

Brise im Stoppelfeld

Der Wind weht die trockenen Halme in Wut
Und schürt letztmalig warme Aromen -
Als letzte Chronisten bewältigter Glut
Mit sonnengebleichten Genomen.

Wir klonen damit vielleicht noch eine Hitze,
Ein vom Furienrest kündendes Feurio! -
Dann belegt jener Wind eine kühlere Zitze
Und wühlt durchs nächste Irgendwo.

Kreuzotter & das eintausendvierhundertneunundsiebzigste Gedicht

Am Kreuzotternpfad im Bayrischen Wald bei Riedlhütte

Kreuzotter

Ein dünner halber Meter trügt
Die Ungefährlichkeit.
So wenig Gift im Wald genügt,
Dass wer "Zu Hülfe!" schreit.

Ein wechselwarmer Stolperstein
Trübt unser Sich-so-sicher-Sein.

Exotisch bleibt ein Rest Gefahr,
Wo alles schon bereinigt war.

Ein dünner halber Meter nur.

Du weißt: Es kann ihn geben.

So schleicht ein Stücklein Urnatur
Durch Unterholz und Leben.

Waldsee Zehlendorf & das eintausendvierhundertneunundsechzigste Gedicht

Spiegelungen im Waldsee in Berlin Zehlendorf

Die Grauen (wenn's jauchzt am See)

Im unverdienten Haus im Grünen
Grienen all die Erbschein-Hünen,
Reich beferkelt von den Bachen,
Die so herzergreifend lachen,
Wenn dem Herrn ein Witz gelingt

Und ein Borstenblitz durchdringt
Hehr schwerstgrau das Grüne

Um Blagen, Braut und Hüne.

Erste Balkonernte & das eintausendvierhundertachtundfünfzigste Gedicht

Unsere erste Balkonernte 2020 (Ausschnitt).

Art der Zubereitung

Fragtest du den Sternekoch,
Ob er denn was Leck'res noch
Aus Erde und Wasser wie hinreichend Licht
Für uns zubereite, vollbrächte er nicht,
Was jedwedem Erdbeergrün himmlisch gelingt,
Dem läppischsten Obstbaumzweig lässig entspringt.
Ja, der profanste Beerenstrauch
Kann es auch.

Doch unsre Kunst heißt: Etwas machen
Aus bereits erschaff'nen Sachen.

Auch der beste Koch der Welt
Strauchelt unterm Sternenzelt.

Endknospen & das eintausendvierhundertdreiundvierzigste Gedicht

Frühling am Stauwehr Icking

Für Frühlingsfürsprecher

Das aus Knospen ins Leben sich räkelnde Blatt
Trägt schon im Entstehen, so traurig und matt,

Das Los, dem strahlenden Pressing des Sommers nicht einmal im Ansatz gewachsen zu sein.

Ist dies Sein nun vergebens gespült in die Welt
In Gestalt eines zähen Geblühs, das gefällt

Und bloss verzichtbar als künftig Verkomm'nes ... bevor ich es ausspreche, sagst du streng "Nein!".

Löwenzahn & das eintausendvierhundertvierzigste Gedicht

Frühlingswiese bei Schäftlarn

Das Löwenzahnlos

Wie Möwen um 'nen Dieselkahn
Schwirrt durch die Wies' der Löwenzahn.

Wo jene sich 'nen Pott erwähl'n,
Heißt's hier der Blüten Zottel zähl'n,
Die sich vom tief orangenen Kern
In strahlend helles Gelb vermehr'n.

Trotz solcher Chance zu faszinier'n,
Kann diese Pflanze nur verlier'n:
Als zuu gewöhnlich abgetan
Wird allgemein der Löwenzahn.

Schleißheim & das eintausendvierhunderteinunddreißigste Gedicht

Neues Schloss Schleißheim

Schlossparksymmetrien

Mein Augenmerk ergeht sich in
Der Schlossparksymmetrie.
Bald schöpft sich Welt aus einem Sinn,
Im Heil der Dioptrie.

Die Barken der Sichtachsen nehmen mich auf,
Es kreuzen sie Ufer um Ufer.
Ein schnurrender Grundriss beschmust meinen Lauf,
Umsäuselt vom Planquadratrufer.

Ein akkurat' Simultankanon-Geblüh
Bewahrt eine ferne erlernte Idee,
Spielt streng die Verspieltheit, doch löst sich von Müh'

Und ist, wird und war Allerjemals' Allee.

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