Bauerntheater & das zweitausendeinhundertsiebenundsiebzigste Gedicht

Im Bauerntheater Schliersee

Im Dialektischen

Ein Dialekt versteckt sich nicht,
Er spreizt vielmehr die Beine -
Es tollt hinter der Hymenschicht,
Doch Wegweiser gibt's keine!

Die Tourist-Info weiß sehr viel,
Nur kann sie's dir nicht sagen -
Betrachte du ihr Zungenspiel
Und stell dir selbst die Fragen!

Schlierseeskyline & das zweitausendeinhundertsechsundsiebzigste Gedicht

Kirchturmskyline von Schliersee Ort

Warum ich mich dir ungern geschlagen gebe

Ich hab so viel an Artigkeit
In deiner Art erkannt -
Doch, ach, vergebens wart ich seit
Dies Bild in mir entstand
Auf diesbezüglichen Beleg!

(Denn Prügel sind der falsche Weg.)

Goldelse & das zweitausendeinhundertfünfundsiebzigste Gedicht

Blick auf die Siegessäule bei der Solidaritätsdemonstration mit den Protesten im Iran

Also, ... (Drei Erklärungen meiner vermeintlichen Uneindeutigkeit auf Slam-Bühnen)

- 1 -
Oftmals werd'n große Themen und Fakten besprochen,
Um sie dann bloß in Schemen ad acta zu lochen.

- 2 -
Klar, sind manche Essenzen unendlich verkeimt -
Aber zu Selbstverständliches wird nicht bereimt.

- 3 -
Effektiv reift nur Beahnendes
In tiefgreifend Gemahnendes.

Königin Luise & das zweitausendeinhundertvierundsiebzigste Gedicht

Königin Luise Denkmal im Berliner Tiergarten

Neues vom Zeilenschinder

Ein ungeringes Wagnis soll die erste Zeile sein,
Der zweiten fehlt es bereits an jeglicher Geschmeidigkeit,
Der dritten fehlt ein ....
Die vierte fragt irrend nach ihrem Bezug,
Der fünften ist's gemeinhin gleich,
Die sechste war's, die barsch erschlug:
Sieben Silb auf einen Streich!
Auf Folgendes gibt niemand acht -
Nur Zeile Eins hält noch die Wacht.

Grote Markt & das zweitausendeinhundertdreiundsiebzigste Gedicht

Der Große Markt in Brüssel

Bilanz im Herbst

Gülden streicht der Seelenpinsel
Mit der weichsten Quaste
Und erwärmte Blattgerinnsel,
Sprungbereit vom Aste,
Fangen seine Farbe ein.

Ich wollt dieses Jahr noch küssen,
Ehe es mir blindet,
Dass man's in den Zeitenflüssen
Einst auch wiederfindet,
Ihm noch etwas Glanz verleih'n!

Doch schon ruht im späten Licht
Weisheit wider Ehrgeiz,
Schnurrt in Schönheit: Sorg dich nicht,
Jedes Jahr birgt mehr Reiz!

Tölendenkmal & das zweitausendeinhundertzweiundsiebzigste Gedicht

Zinneken Pis in Brüssel

Schwabinger Schlachtruf

Wir wollen die Enormen sein,
Man zwängt uns nicht in Formen rein!

Man kriegt uns nicht bedingungslos,
Wir sind vor allen Dingen groß!
Wir sind wie Frau von Reventlow:
In München ein Event und Show!

Wir wollen uns enorm erheben!
Als hätt's dies nie zuvor gegeben ...

Haltestellensimulation & das zweitausendeinhunderteinundsiebzigste Gedicht

Comic auf einer Fassade in Brüssel

Spätes Frühstück

In Käse dräut der Überdruss
Mit unbestimmten Noten.
Ich fläze mich im Nicht-Entschluss,
Wo Eile wär geboten.

Ach, heilige Uneinsigkeit
Im Tee jeder Entscheidung!
Ich füttre dich mit meiner Zeit,
In zu bequemer Kleidung.

Es knuspert auch ganz ohne Biss -
Das wahrt mir meine Ehre
Und sei, sagt mir mein Selbst-Beschiss,
Die Art, wie ich mich wehre.

Cervantes & das zweitausendeinhundertsiebzigste Gedicht

Don Quichotte und Sancho Pansa am Brüsseler Zentralbahnhof

Wahl der Waffen

Nimm gern nach abstrusestem Stänkern
Im Schoß meiner Großmutlust Platz!
Gern schütz ich dich dort vor den Henkern,
Bin Schurz dir und Trutze der Hatz.

Doch Großzügigkeit ist ein Geben,
Das dringt auf des Nehmenden Wert!
Zieh‘n sich nur aus Selbstsucht die Gräben,
Hast du all dein Wüten entehrt.

Messe Brüssel & das zweitausendeinhundertneunundsechzigste Gedicht

Messegebäude am Heysel Park

Ein Bremshöckersingsang

Bring mir aus tränenreichen Tagen
Gern was zu heulen mit
Und schlag's mir kräftig auf den Magen -
Den halten Beulen fit!

Verdorben klingt das heile Weltchen
Und liegt im Klee sich wund -
Ich dusch im Sorgsog, feile Fältchen
Und träum den Schnee mir bunt.

Festbeleuchtung & das zweitausendeinhundertachtundsechzigste Gedicht

Das Atomium bei Nacht

Ripostegedicht auf gleich drei vom Publikum gewünschte Ursprungstexte: "Oktoberfest 100 Jahre" von Ludwig Thoma, "Was ich habe, will ich nicht verlieren" von Thomas Brasch und das anonym verfasste "hic liber est mein" aus dem 18. Jhd.

Oktoberfest 187 years, aber

It's raining all day cats und Hunde, aber
I don't care und dreh a Runde, aber
I neverever drank my Maß im Steh'n, aber
So far i have no free'et Plätzchen geseh'n, aber
The price for a beer is too high zum Verwässern, aber
The weather refrains from mal endlich Verbessern, aber
As soon as the people stand up on the Bierbank
Entstehender Zwischenraum frohlockt auch dir, Frank! Aber
The music is boring and absolute fad, aber
To wish the song „Layla“ erscheint mir too hart (to be honest) aber
After two year's break this song's the einzige Chance
For an alle verpflichtenden Bierbänketanz, aber
To sing this song eckt echt rebellious an -
We're fast like the awesome young girls im Iran, aber bei uns heißt's
Nach ProTEST ProSIT der Gemütlichkeit
Coronavir'nempfangsbereit (feel free)
Denn we all came here trotz cough and nies'n
Auf a covidliche Wies'n!

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