Madagaskar

Vom 4. bis zum 21. September meine zweite große Fahrt über diese wunderbare Insel unternommen. Und dabei auch die Bühne betreten:
- 10.09.16 Antananarivo, Poetry Slam, Goethe Zentrum
- 15.09.16 Belo Tsiribihina, Lakana Be 3

Antsirabe & das dreihundertachtunddreißigste Gedicht

Auf dem Weg von Madagaskars Hochland zur Küste.

Auf dem Weg vom Hochland zur Küste.

Rote Erde

In Afrikas roter Erde steckt die Kraft von sechshundert Sonnenorangen
Und der Schweiß aller Bürden der Menschheitsgeschichte
Aus den narbig durchpflügten Landwirtschaftsloungen
Spritzt das Futter für rüstige Reiseberichte
So anders, doch: "Was war ich da!"
Im kurz entblößtem Unsichtbar

Mohrenlemur & das dreihundertsiebenunddreißigste Gedicht

Weiblicher Mohrenlemur

Nach der gut gefüllten Lemurengedichte-Serie in "Mehr Kacheln!" bin ich tatsächlich in diesem Urlaub noch auf bislang von mir unbedachte Arten gestoßen. Hier Fortsetzungsfolge drei von vier. Der Mohrenlemurmann ist eigentlich schwarz - hier abgebildet ist ein Weibchen.

Mohrenlemur (oder Schwarzer Lemur)

Ja, du bist der schwärzeste von allen
Mit dem härtesten, welligsten Herz aller Welten
Dein Fell lässt die Strahlen der Sonne verhallen
Und vergessen, dass sie auch nur etwas erhellten

Es dient dessen Schwärze dem Gelb deiner Augen
Die schwefelgelbwild alles Leuchten einsaugen
Laut Grundlektion der Metaphorik
Ein Farbsignal von Diabolik
So zähltest du im Furchteinflößen
An anderen Orten zu den Größen
Doch da rangiert doch weit vor dir
In Hiesigkeit das Fingertier

Dein Weibchen hat das längst erkannt
Geht nicht mehr einher mit dem Farb-Nein des Mohren
Haselnussbraun schmückt ihr Damengewand
Sie krönt gar mit Weißheit den Pelz ihrer Ohren

Dein Schwarz schaut fast noch böser drein
Wo andre sich graziös befrei'n!

Chilloutzone & das dreihundertsechsunddreißigste Gedicht

Schwarz-Weißer Vari

Aus der Reihe der Faulenzergedichte. Mit passender Vari-Übung m Frühstückstisch.

Hängematte

Die Hängematte sagt mir barsch
Dein Körperschwerpunkt ist dein Arsch
Hier sammelt sich das, was von dir von Gewicht
So zeigt dir the Hammock dein wahres Gesicht
Dein hehrer Kopf stakt leichtgewichtig
Von Hüftenschwerkraft aufgerichtet
Und nistet hart im Knotenstrang
Weil er nicht wahrhaft von Belang
Dein Zentrum ist am Ende doch
Nur triebfäkales Ausflussloch
Es scheidet zumindest den Menschen vom Tier
Das sichre Gebrauchen von Lokuspapier

Palmarium & das dreihundertfünfunddreißigste Gedicht

Coquerel-Sifaka

Ein Koalagedicht. Der erwähnte Baum ist lediglich eine madagassische Unterart des Eukalyptus, der eben die erwähnte papierne Rinde aufweist. Der abgebildete Koala ist ebenfalls endemisch und heißt Coquerel-Sifaka (über den es aber schon in "Mehr Kacheln!" ein entsprechendes Gedicht gibt). Er ist der letzte Überlebende einer Sifaka-Familie, die es auf der Palmarium-Insel nicht geschafft hat.

Beweggrund für ein Koalagedicht

Wär ich Bär, oha, ich wär
Gerne ein Koalabär
Denkt's mich unterm Eukalyptus
Aufgehängt im Rebootrhythmus
Längst vom scharfen Saft belämmert
Dessen Vorschlagskraft jetzt hämmert:
Es kann doch nichts okayeres geben
Als so ein Koalaleben!

Und des Baums beleb'nder Duft
Nebelt in die steh'nde Luft
Und will mich mit Menthol betören
Dass ich mich im Hirne winde:
"Könnt' ich doch hierhin gehören!"
Kraxelnd an papierner Rinde ...

So atemfrisch ist ungefähr
Das Leben vom Koalabär
So dacht es mich dereinst am Strand
In einem fern geleg'nen Land ...

Letztlich blieb doch einfach alles beim Alten
Ich wollt nur den Duft in Erinn'rung behalten

Offroad light & das dreihundertvierunddreißigste Gedicht

Chamäleon

Kurze Lemurenpause. Mit einem Vertreter der großen anderen Tiergruppe der Insel. Und einem Text zu einer gewohnten Situation: durch ein fremdes Land brettern zu Songs weit hinterm Verfallsdatum. Funktioniert sogar mit Ace of Base.

Secondary Road

Nie haben UB40 sich besser in die Landschaft geschmiegt
Als im stiebend verwehenden Pistenstaub
Red Red Wine, der in Schlaglöchern taktvoll versiegt
Und wir ruckeln mit ihm, gesäßmuskeltaub

Selbst Shakira ist ganz Mama Africa
Und plädiert für ein ewiges 2010
Wir pflügen mit ihr durch die Zebu-Schar
Bitten hupend Geflügel zu Seite zu geh'n

Wir sind vom Grounddreck fast erfasst
Beseelt, wie gut der Soundtrack passt

Kronenlemur & das dreihundertdreiunddreißigste Gedicht

Kronenlemur followed by dunkelfellige Kreuzung zwischen Mohren- und Kronenlemur.

Nach der gut gefüllten Lemurengedichte-Serie in "Mehr Kacheln!" bin ich tatsächlich in diesem Urlaub noch auf bislang von mir unbedachte Arten gestoßen. Hier Fortsetzungsfolge zwei von vier. Es folgen noch zwei Gedichte und Fotos u.a. vom Aye-Aye.

Kronenlemur

Das sind bloß zwei Flecken und gar keine Krone
Du wähnst dich mit Herrschaftsbereich, doch bist ohne

Obgleich auch dein Selbstbild nicht wirklich benagt
Dass mancher der andren dich weit überragt
Denn du bist der Lemur mit den zwei braunen Flecken
Die höchst majestätisch die Stirne bedecken

Die hat man eh'r schmeichelnd einst Krone genannt
Das hab'n nur die and'ren noch nicht recht erkannt
So dass du klammheimlich ihr Zweifeln bekicherst
Indem du dir chefliche Anteile sicherst
Bevor auch die tumbsten Lemuren entdecken:

Der trägt keine Krone - das sind nur zwei Flecken!

Rotbauchlemur & das dreihundertzweiunddreißigste Gedicht

Rotbauchlemur

Nach der recht umfangreichen Lemurengedichte-Serie in "Mehr Kacheln!" bin ich tatsächlich in diesem Urlaub noch auf bislang von mir unbedachte Arten gestoßen. Hier Fortsetzungsfolge eins von vier. Es folgen noch drei weitere Gedichte und Fotos u.a. vom Aye-Aye.

Rotbauchlemur

Von roter Farbe ist dein Bauch
Ich würde sagen: Sicher - auch!
Ist doch dein Fell, noch ungegerbt
Ganz regelmäßig eingefärbt

Warum stürzt sich die Namenswelt
So auf dein Bäuchlein, rot befellt?
Das wollig, pummlig aufgebauscht
Leicht angekräuselt unterflauscht
Im Weichsein vielleicht unbeschreiblich
Doch gleich verteilt am Körper, mein' ich

Nun mussten die Namensvergeber wie -innen
Ja irgendwo mit dem Benennen beginnen
So benannten sie vorerst dich nach deinem Bauch
Dahinter (in Klammern) steht unsichtbar "auch!"

Mausmaki & das dreihunderteinunddreißigste Gedicht

Mausmaki

Mehr Schlaf geht nicht: Mausmaki am Tage, beim Zimmersäubern aufgespürt. Aber vor Einbruch der Dunkelheit wird kein Auge geöffnet, sei der Trubel auch noch so groß.

Einschlafgedicht

Mit achtzig Tonnen Gewicht auf den Schultern
Schlepp ich mich zum Marsch into Mausmaki-Schlaf
Ich bitte die Weiten des Alls ums Geduld-Hab'n
Und schmieg mich in Tiefen ein, lämmchenbrav

Anjozorobe & das dreihundertdreißigste Gedicht

Saha Forest Camp

Auch eine notorische Situation: Leise durch den Regenwald stapfen, mit großem Interesse an demgegenüber höchst undankbarer Fauna.

Spotting the Paradise Flycatcher

"Did you see it?" "No." "There!" "Where?!"
"Jetzt seh ich ihn auch nicht mehr!"
"Doch, er sitzt doch noch hier vorn!"
"Hab ihn irgendwie verlorn ..."
"Jetzt kann man ihn ganz toll seh'n!
Kannst du mal zu Seite geh'n?!"
"Wo denn? Ich würd auch mal gern ...!"
"Ja, wie soll man das erklär'n ...?
Siehst du diesen dunklen Ast?
Etwas weiter links davon ...hast
Geseh'n? Jetzt ist er weggeflogen!"

Vielleicht wurd'st du auch angelogen.

Ambohimanga & das dreihundertneunundzwanzigste Gedicht

Blick von Ambohimanga

Natürlich jedes Mal so, aber nach wie vor beim Neubesuch von exotischem Flair: In der Nacht liegt die Mondsichel waagerecht überm Horizont.

Afrika

Lächelnd hängt die Mondessichel über traurig Afrika
Dem Gewohnten widersprechend im Gebrauch von "Alles klar!"
Im Kuckucksnest der Zuversicht sich Trotz mit Trost und Stolz vermengt
Was sie zu einem Dämmstoff eint, ist: dass der Mond doch an sie denkt

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