Lemuren

Île aux Nattes & das eintausendneunhundertdreiundneunzigste Gedicht

Rückblick auf frühere Reisen: Schwarzweißer Vari auf der Nachbarinsel Île aux Nattes von Sainte Marie/Madagaskar

Vari-Verse

Wär' i ein schwarweißer Vari
(die Wahrscheinlichkeit erspar' i
mir mal hier zu eruier'n - möcht' kein Wirrwarr provozier'n)
fühlt' i wahrlich
wunderbar mich!

Lauthals schreiend rumzutoben
ob am Boden oder droben
auf der Wipfeln höchsten Zipfeln
Flauschigweißes Engels-Fell
(stellenweise nicht ganz hell)
Kerl der puscheligsten Dern

Wahrlich, Vari wär' i gern!

Nachtwanderer & das eintausendneunhundertzweiundneunzigste Gedicht

Rückblick auf frühere Reisen: Mausmaki by night auf Madagaskar

Schluss und aus, Maki Maus

Sie, Marquis Maus, schau'n handlich aus
ein Fäustling wär' Euch ein Full House

Als heller Kopf scheut Ihr das Licht
mit knopfbeäugtem Trollgesicht
welches aufglüht im blendenden Schein meiner Maglite
und wir starren erstarrt, bis dass Ihr plötzlich weg seid

Nur mäuschengroß sind Nachtmakisen
doch Motten fürchten sich vor diesen
Sie entflieh'n den Grapschern, schrei'n stumm: "Oh, Graus!
Herrmott, was schau'n die riesig aus!"

Brauner Lemur & das eintausendneunhunderteinundneunzigste Gedicht

Rückblick auf frühere Reisen: Brauner Lemur auf Madagaskar

Grund zu grunzen, Brauner Lemur!

Plumper, munt'rer Brauner Lemur
immer kregel, stets "Juchhe!" - nur
nennt zu selten jemand schön dich
weil dein Anblick zu gewöhnlich

Hockst halt rum auf allen Zweigen
tust auch ungesucht dich zeigen
Kaum zuckt wer 'ne Kamera
hockt die ganze Horde da!

Ein als Star hier Geltender
macht sich rar. Und seltener
kriegt ihn jemand zu Gesicht

Dir, du Racker, liegt das nicht

Codename Babakota & das achthundertfünfzehnte Gedicht

Indri Baby

Der Indri Indri und andre

Symphonien aus Türenquietschen
schamverstummt vor deinem Sang
Tonal verwandt – doch fernab, bittscheen
deinem Schluchz im Abgangklang

Die schwarze Komponistenmähne
wächst an Babakotas Ohr
aus Panda-Plüsch rag'n lange Beene
und die Arme ooch hervor

Du bist im Größenmaßgedränge
wählerischstes Meistertier
Bärig-stummelnd schwänzt du Länge
Andre, Indri, neiden's dir!

Berenty & das achthundertvierzehnte Gedicht

Katta in Berenty NP

Kattalogik

Wärst du gern ein Kater, Katta?
(Die allerbesten Chancen hat er!)
Doch trotz krauligjauligem Katzengejammer
und hochgereckt schräggescheckt längsstreifend strammer
Grazilillytät im Gang
macht das Kätzchen dir Mätzchen, maunzt:
Schön, doch zu lang!

Fläz dich bäuchlings zur Sonne
maul ein "Pöh!", seufze "Puh ..."
du katzenunartiges Katta, du!

Tor 14 & das siebenhundertachtundzwanzigste Gedicht

Bambuslemur

Bambule vs. Bambuslemur

Du zerbrechlichster Sprössling der Tagesschicht
versprichst du dir Sprossen? Hier kommt ein Gedicht:

Es scheint dir so artfremd – das Tollen und Zanken
Tja, seine Familie sucht sich niemand aus
Beschwerde führt schüchtern ein wisperndes Janken
so zartig, so artig, so "Hältst du's noch aus?"

Man sorgt sich doch unweigerlich:
Ist die Welt nicht gefährlich für einen wie dich?
Ob hier am Busen der Natur
für einen Bambuszwerglemur
der Wind nicht gar zu garstig weht
wo alles sich um Darwin dreht?

Doch dessen Herz konntest du scheinbar erweichen
Das mag zum Überleben reichen

Tor 13 & das siebenhundertsiebenundzwanzigste Gedicht

Sifakas

Entlarvte Sifakas

Wenn nur nicht dieses Tanzen wäre ...

Dieses tolgepatschelte Hupfgesacke
dieses hoppladihoppelnde Hickedihacke

... gebührte dir die ganze Ehre
erlauchter Dornen-Eminenz
von weiserweißer Exzellenz

So superduper, so perwollig
du personifiziertes Drollig
huschst schwere- und lautlos auf samtenen Pfoten
mit höchster Höhen Haltungsnoten
In den Wipfeln bewegst du dich allzu schön

Doch will dich jeder tanzen seh'n
Am Boden

Aye-Aye Zwei & das dreihundertzweiundsiebzigste Gedicht

Aye-Aye auf Aye-Aye-Island

Mit diesem Text soll die vermutlich größte Sammlung von Lemurengedichten vorerst abgeschlossen werden. All die Unterarten von Sifakas, Wiesel- und Braunen Lemuren, die ich in diesem Jahr ebenfalls erspäht habe, müssen zunächst noch ohne Untergedicht bleiben. Zusammen mit den Lemurengedichten aus "Mehr Kacheln!" kommen wir auf nunmehr 13 zoologische Halbaffenpoeme. Da muss man sich erst mal einfühlen. Details später.

Fingertier oder Aye-Aye

Du spleenpralle Laune von Mutter Natur
Du ins Dickicht gefallene Comicfigur
Du göttlich-komödischer Gothicclown
Du fürs Spotlight des Spottes geborener Faun

Schon die Undimension deiner Fledermausohren
Deine schütteren Zotteln, dein buschiger Schwanz
Sie soufflieren, man hätt' nur aus Scherz dich geboren
Als ein Schlimmer-geht's-nimmer - nur war's das nicht ganz:
Feurig rot schielt ein Augenpaar aus deiner Fratze
Und maskiert deinen Possentanz "Straight outta hell!"
Schaurig besoundtrackt vom Krallen-Gekratze
Des Langfingernagelpaars in XXL
Und messerscharf raspeln Eispickelzähne
Gierig beknabberte Hölzer zu Späne

Es ist so, als wär' keine Zelle in dir
Nur halbwegs verwandt mit 'nem richtigen Tier
Du bist in allem übertrieben
Und zwingst uns, grade das zu lieben

Du bist im Großen wie im Kleinen
Entschlossen, Schönheit zu verneinen
Dass wir verstummen wie vorm Grab ...

Und jetzt nimm deine Maske ab!

- Mehr Gedichte über Tiere (und viele Lemuren) -

Wiesellemur & das dreihundertneunundfünfzigste Gedicht

Wiesellemur

Und in der letzten Madagaskar-Woche tauchte dann doch noch ein zusätzlicher, noch nicht von einem Gedicht bedachter Lemur vor meiner Kamera auf. Auf welche Weise, erklärt sein Ged/sicht.

Der Wiesellemur (Englisch: sportive lemur)

Nur der drolligen Pupillen wegen
Sollt' man nicht den Willen hegen
Den Schlafkloß aus dem Astlochschacht
Hinauszustoßen - gleichwie sacht!

Ach, achteten wir den nachtaktiven
Tagesablauf des sportiven
Wiewohl meist ruhenden Wiesellemuren
Würden wir ihn kaum auf unseren Touren
Egoman entzückungssüchtig
Einmal kurz, beglückt und flüchtig
Aus dem Schlaf ins Helle stupsen
Dann in unsren Fokus schupsen

Sein Blick irrt halbgar: "Was'n los?!"
Mit Augen, die gar doppelt groß

Da gluckst die Hingerissenheit
Ob solch massiver Niedlichkeit

Werter Wiesellemur, verzeih'n Sie die Störung
Die Ihnen laut Murren nur wenig gefällt
Doch dient dieses Opfer durch Optik-Betörung
Versöhnlichst dem inneren Frieden der Welt!

Mohrenlemur & das dreihundertsiebenunddreißigste Gedicht

Weiblicher Mohrenlemur

Nach der gut gefüllten Lemurengedichte-Serie in "Mehr Kacheln!" bin ich tatsächlich in diesem Urlaub noch auf bislang von mir unbedachte Arten gestoßen. Hier Fortsetzungsfolge drei von vier. Der Mohrenlemurmann ist eigentlich schwarz - hier abgebildet ist ein Weibchen.

Mohrenlemur (oder Schwarzer Lemur)

Ja, du bist der schwärzeste von allen
Mit dem härtesten, welligsten Herz aller Welten
Dein Fell lässt die Strahlen der Sonne verhallen
Und vergessen, dass sie auch nur etwas erhellten

Es dient dessen Schwärze dem Gelb deiner Augen
Die schwefelgelbwild alles Leuchten einsaugen
Laut Grundlektion der Metaphorik
Ein Farbsignal von Diabolik
So zähltest du im Furchteinflößen
An anderen Orten zu den Größen
Doch da rangiert doch weit vor dir
In Hiesigkeit das Fingertier

Dein Weibchen hat das längst erkannt
Geht nicht mehr einher mit dem Farb-Nein des Mohren
Haselnussbraun schmückt ihr Damengewand
Sie krönt gar mit Weißheit den Pelz ihrer Ohren

Dein Schwarz schaut fast noch böser drein
Wo andre sich graziös befrei'n!

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