Überragendes & das eintausendneunhundertdreizehnte Gedicht

Moschee von Cassablanca

Spätausläufer der Romantik

Es tippelt grad die Schäferdichtung
Für jenes Stündchen ein
Und lenkt per Zippelei‘n
Dein Schnürrchen gen my Schläfenrichtung.

Zu gern bemüht man Willensschwäche
Als Opfer der romance,
Verbittet sich comments
Und senkt sich auf die Chilloutfläche.

Stampflehm & das eintausendneunhundertzwölfte Gedicht

Ruine auf der Straße der Kasbahs

Vergänglichkeitsschauder

Wir kauern vor Mauern,
Die uns überdauern,
Und lauern auf eignen Belang.

War solch ein Verlangen
Den Mauererbauern
Auch dauernd sie gängelnder Drang?

Auf der Straße der Kasbahs & das eintausendneunhundertelfte Gedicht

Auf der Straße der Kasbahs

Wortbrüchig

Das Komma nimmt am Eingang Platz,
Wo das Geschwafel tagt.
Ich spreche einen halben Satz
Und alles ist gesagt.

Die Ruhe steht nicht im Vertrag -
Sie schlupft in Horizonte.
Wo sie im Weitaus mehr vermag,
Als mein Wort halten konnte.

Hassan Turmwache & das eintausendneunhundertzehnte Gedicht

Wache vorm Hassanturm in Rabat

Vorfälle gibt’s!

„Ganz exakt“, redaktiert sich Herr Zeitung, „und toll
Passiert jeder Tag alle Seiten mir voll!“

Skoura & das eintausendneunhundertneunte Gedicht

Ausblich vom Marktplatz von der Berberstadt Skoura

Rasa rasa

Die Welt, sie bietet wieder nichts,
Was eine Andacht wäre.
Sie biegt vorm Anspruch des Gedichts
Ins lustlos Ungefähre.
„Wieder nichts Notizwürdiges,“ lautet die Notiz,
Kokettierend mit der grauen Chance auf einen Witz.

Medinametzgerei & das eintausendneunhundertachte Gedicht

Kamelkopf in der Medina von Fez

Iss sie niemals ...

... roh - nee, gare
Dromedare!
Auch der Kopf von dem Kamel:
Erst in ‘n Topf, dann in die Kehl‘!

Abendrot über Skoura & das eintausendneunhundertsiebte Gedicht

Abendhimmel über der Straße der Kasbahs

Meinen verlorenen Gedichten (zum Verlust meines Notizbuchs in Marrakesch)

Ach, immer wieder verlier ich Gedichte,
Die liederlich ich mir notiert!
Meine Unterbelichtung macht munter zunichte,
Was ich zuvor ellenlang elaboriert.

Dort blieb ein Notizbuch, da brannte ein Blatt ...
Zwar fand ich genug Neues an ihrer statt -
Doch würd so gern mal das Verlorene lesen,
Das beinah ein Teil meines Werkes gewesen.

Fés & das eintausendneunhundertsechste Gedicht

Blick auf die Médina von Fez

Weg der Erkenntnis

Und immer wanken Topographen
Den Wirrwarr‘n hoffnungshinterher.
Entwürfe, die sie schon verwarfen,
Zerknüllen ihr Erkenntnismeer.
„Aber Wasser ist nicht faltbar!“,
Tönt es trotzigneunmalklug -
Um Schlag Acht ist nicht haltbar
Der Versuche Neuversuch.

Schlossturm Grünwald & das eintausendneunhundertfünfte Gedicht

Blick vom Grünwalder Schlossturm

Fanvagabunden

Dem gefallenen Stern
Würd' ich allzu gern
Ein apartes Plumeau unterschieben,
Um Sturzwundenkummer zu trösten
Mit erles'nen Stickereien -
Da der Welten Zickereien
So infam entblößten,
Wie mitleidsarm Jünger entlieben.

Färberei & das eintausendneunhundertvierte Gedicht

Textilfarben in einem Souk in Chefchaouen

Würze des Reisens

Wird dieses Gewürz im Daheim nochmals schmecken?
Oder uninspiriert fade Breichen bedecken,
Auf ewig den Klecks der Exotik verstecken?

Wird es irgendwer von deinen Gästen wohl checken,
Wieviel Pfunde der Ferne im Nachgeschmack necken,
Um dann nach genussvollstem Fingerbeschlecken
In Demut den lobenden Daumen zu recken?

Oder kann diese Würze nur eines bezwecken:
In dir die Erinn'rung ans Fortsein zu wecken?

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