Rückert & das fünfhundertdreiundvierzigste Gedicht

Wörthsee Erholungsgelände Oberndorf

Ripostegedicht zu Friedrich Rückerts "Du bist die Ruh" - ein formaler Zwilling.

Du bist die Uhr

Du bist die Uhr
Hältst niemals still
Die Sucht, die stur
Nach vorne will

Ich eil zu dir
Du bist zu schnell
Schon fern vom Hier
An andrer Stell'

Stockt der Verkehr
So schiebst du an
Vom Hinterher
Kommt nichts voran

Treibst an den Schmerz
In deiner Brust
Spamst voll dein Herz
Bis dein Bewusst-

sein, angezählt
Ins Nichts gelangt
Von Zeit gepfählt
Der Hülle bangt

Blüte & das fünfhundertzweiundvierzigste Gedicht

In voller Blüte

Unauslöschlich. Ein Frühlingsgedicht

Nun, natürlich hatte ich Frühling geordert
Doch irgendwie bin ich grad voll überfordert
Denn mit der Flut der Lebensjahre
Verstummt der Mut der Ausschussware
Und Jämmerliches klagt sich ein
Als Dauergast im Kämmerlein

Wie maßlos und wie ungestüm
Prasst nun manch Knospen-Ungetüm
Vorm abgeklung'nen Lebensschwung
Bin sehr, sehr lang schon nicht mehr jung

Ich neide ihm, wie viel an Kraft
Er aus dem Nichts beisammen schafft
Als wüchse jedes Jahr die Mast
Des Frühlings oder der Kontrast
Zu mir, in dem sich nichts mehr regt
Der sorgsam seinen Garten pflegt

Man muss für das Preisen vom heiligen Schein
Ja gar nicht selbst beteiligt sein
Und manche Pracht zeigt sich erst gerne
Aus unauslöschlich weiter Ferne

Prägendes & das fünfhunderteinundvierzigste Gedicht

Balkonbegrünung März

Der Sessel

Und all der Prägesamt ist nun abgesessen
Dieser Platz wird wohl nicht noch mal weitervererbt
Die Käufer des Sessels längst tot und vergessen
Flüstern: "Seid euch gewahr, dass auch ihr einmal sterbt!"

Wir sind zum Überschwang verdammt
Vergänglicher als Prägesamt

Eigengewächse & das fünfhundertvierzigste Gedicht

Alter Nordfriedhof im Frühling

Westend Girl

Du integrierst dir das Viertel als sei es ein Ganzes
Sagst: "Fehl'n dir die Worte zum Glück, ey, dann tanz es!"
Neckst die, die sich niemals dem Hier stellen mussten
Und erlöst altes Denken aus lokalen Krusten
Du erinnerst dein Kopftuch, doch machst auch FKK
Nennst das bislang Servierte zu schal und zu starr
Du gönnst dir ein "Sehr gut" im schlechten Betragen
Und reizt deine Schwestern, die nicht genug wagen
Veralberst ihr Klammern an Uralt-Verboten
Und kriegst doch zum Ende die besseren Noten
Du musst dir damit nicht mal selbst was beweisen
Und burschikos signalisierst du den Greisen
Und Würde-trag'nden geistig Alten:
"So, Schnuffis, jetz ma Fresse halten!"
Weil Tradition und Religion
Wir instinktiv zu oft verschon'n
Aber du bist ein Profi im Hürden-Passieren
Kannst lässig die lästige Würde verlieren
Wo immer du stehst, geht es nur noch um dich
Und dein Bruderherz lobt: "Die hört eh nicht auf mich!"
Du bist die wahre Westend-Queen
Mit den Füßen in München, im Kopf in Berlin
Du pegelst das Viertel, lachst, wie simpel das ist:
"Das Herz zu den Herzen - und der Mist auf den Mist!"

Buchmesse 2017 & das fünfhundertneununddreißigste Gedicht

Buchmesse Leipzig 2017

Die erste Version von "Slammed!" ist vollendet - passenderweise zur Leipziger Buchmesse. Und ein Verlagsvertrag unterschrieben ...

Stammwürze

Ich würze nur mit Petersilie und Lauch
An schwierigen Tagen geht a Liebstöckel auch
Doch Majoran und Koriander
Bringen's zu sehr durcheinander
Das brauch ich gar nicht zu entdecken
Hat auch der fremder Länder Brut Flut
'Ne Freud dran, hin und her zu schmecken -
Ich weiß, was meinem Magen gut tut
Und das Normale schmeckt nur fad
Weil es in einer Ordnung harrt
Ein Teller ist halt kein Bazar
Wenn's euch gefällt - na, wunderbar!
Ich muss nichts Unbekanntes kauen
Vom Tellerrand nach sonstwo schauen

Ich würze nur mit Petersilie und Lauch
Und an schwierigen Tagen tut's a Liebstöckel auch
Vom Würzen wird der Mensch nicht satt
Grad, wenn es keine Ordnung hat
Und Majoran und Koriander
Die machen schwirr und durcheinander
Was soll man da jetzt übertreiben?
Was richtig war, darf's doch auch bleiben
Integrieren ist löblich, nur nicht gleich ins Essen
Wir haben hier so was auch sonst nicht gegessen!

Mag sein, dort locken arabische Schätze
Und da asiatischer Kräuterfuror
Erspart mir die Mätzchen osmanischer Meze
Ich muss auch nicht essen wie irgendein Mohr
Ein Teller ist halt kein Bazar
Mir rücken die Würzstreuer einfach zu nah!
Schon droh'n sie: Wir kämen schon auf den Geschmack
Und treten das Glück unsrer Ordnung zu Scherben
Bald führt uns kein Weg mehr zurück und dann, zack:
Wird die letzte Kartoffel an Rosmarin sterben!

Ich pflanz' auf ihr Grab Petersilie und Lauch
In solch schwerer Zeit ginge Liebstöckel auch
Und andres Gewürz kommt mir nicht in den Bauch!

So will es die Ordnung, so will es der Brauch ...

Zwischen Es wird & Er ist's & das fünfhundertachtunddreißigste Gedicht

Frühlingsbeginn

Die lange Sendepause in diesem Blog bedeutet nur, dass das Buch zur Tour gedeiht und eine erste Version am Samstag abgeschlossen ist. Im Moment sehe ich nur den Balkon, was vom beginnenden Frühling etwas angehübscht wird - aber größere Reisen, über die zu dichten wäre, bleiben grad aus. Wie gut, dass derweil andere für mich dichten - auf Grundlage meiner Texte. So hat die Yousubtitles-Software meinen Text kongenial zu einem neuen Text übersetzt:

Gut, du halt einfach so Lopez! (Vergiss Freund Christian Kienhorn)

da unten an der bassdrum umspielte hat barbara oder zart bum bum
davon will ich da unten an der bassdrum umspielte hat barbara kurzatmig
und knackiger mehr wie apache oder klatschen
und die snare klinkerwerk tierparks oder klatschen
anhänger dort seine top zustand ob

ja, und dann bin ich im park ist geworden
vergiss freund christian kienhorn
wenn du nur der anderen schlagschatten
die man leicht auf konzerttour am rastplatz volk ist

ja die anderen vom rudel mit ihrem gedudel
dem blazer belässt man ihr blasiert es grüppchen
die geiger hingegen ein eigens küche
und dort gut integriert ist ein jeder solist
gut du halt einfach so lopez

Erste Wehen & das fünfhundertsiebenunddreißigste Gedicht

Klostersee Ebersberg

Frühlingsversprechen

In frischer Lüfte Lüste schwingen
Die Ahnungen von dich bejahenden Dingen
Naht nun der Soll-Rausch - meine Güte?!
Stehst bald auch du in voller Blüte?
Du bist's - dem der Frühling Entfaltung verspricht!

Doch dein Los lautet weiterhin, ach: "Leider nicht"
"Dieser Schurke hat so oft sein Wort schon gebrochen!"

Er hat gar nichts dir, sondern sich nur versprochen ...

Hütte 2 & das fünfhundertsechsunddreißigste Gedicht

Hütte am Isarufer

Der formale Zwilling zum gestrigen Text.

Im Haus der Frommen

Oh, nimm dein stets brütendes Herz in die Hand
Gesandter des Lächelns und Melkknecht von Resten!
Das Beste an uns ist das einende Band
Der Sand im Gemäuer der frommen Leuts Festen

Verbannte, die jenseits der Mauern verrohten
Uns testeten, festigten, ständig bedrohten
Veränderten nichts auf dem irdischen Scheibchen
Belasteten nur unsre fleischlichen Leibchen

Hütte 1 & das fünfhundertfünfunddreißigste Gedicht

Im Wald von Ludwigshöhe bei Ebersberg

Im Haus der Sünder

Oh, reiß dir das kalbende Herz aus der Brust!
Dann huste die Blutleere rosig und plünder'
Gesünderen Seelen entflohene Lust
Aus Musterregalen im Hüttchen der Sünder

Dort, prustend vor höhnischem Lachen, erspähten
Wir mündervereinigend Kalamitäten
Gleich von uns angepüstelten Sahnehäubchen
Und schlürften vom Boden verendete Täubchen

Ebersberg & das fünfhundertvierunddreißigste Gedicht

Egglbureger See bei Ebersberg

Danke, Mama!

Von Ferkeleien hochgesaut
Hat Ebersberg sich selbst erbaut

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