Kunst & Inbrunst

Gedichte zur Kunst und der künstlerischen Inbrunst nebst dem entsprechenden Leiden.

Hofgarten & das siebenhundertsiebenundsechzigste Gedicht

Hofgarten München

Die ersten Strahlen

Wie, dass jene Morgensonne strahlt und strahlt und wärmt dich nicht?
Wie, dass ihre frühe Gabe nicht erreicht dein Angesicht?
Bist du nicht des Winters müde, mürb geworden in der Zeit
Von dem Übel, das uns rüde einte im verlor'nen Fight?
Sitzen wir nicht Seit an Seite, hier im frühen Tageslicht?
Wie, dass jene Morgensonne strahlt und strahlt und wärmt dich nicht?

Dringt der Aufbruch, den ich fühle
Nicht zu dir und alter Kühle?
Will dein Drang, ab hier zu scheiden
Mir die neue Coolness neiden?

Zeigt dein Spiegel die Entscheidung, noch bevor sie einer spricht?
Wie, dass jene Morgensonne fand den Weg in dies Gedicht?

Garden & das siebenhundertsechsundsechzigste Gedicht

Im Englischen Garten

Die Malhalblangmachungsvorsätze Ellis und ihre Sondierung

Du sonderst dich oft ab, als würd', werte Elli
Ein Grund dieser Welt "Jetzt sei sonderbar!" schrei'n
Doch es gibt auf dem Kreisrund von uns'rem Erdbälli
Schon längst keinen Grund mehr zum Sonderbarsein

Untergrundstation & das siebenhundertzweiundfünfzigste Gedicht

U-Bahnhof Alexanderplatz

Zur Aufmunterung

Wie oft ward das, was dich empörte
Das prinzipiell Zerstörenswerte
Dann doch vom Rest der Welt verehrt?

Und trotzdem lagst du nicht verkehrt

Siegestor & das siebenhundertfünfzigste Gedicht

Siegestor München

Teddys Erkenntnis

In all den fernen hehren Hallen
Lauern doch nur Bärenfallen
Wer denkt, Gefallen wär' ein Orden
Vergisst zu leicht das Bärenmorden

Die räumen ihre Spitzenplätze
Für unlängst aufgeschlitzte Petze
Und krönen ihren Bärentadel
Per Dolchstoß mit der Ehrennadel

Vorm Alten Museum & das siebenhundertzweite Gedicht

Vorm Alten Museum Berlin

Die Aufrührer

Es gibt Typen, die werden hier zigfach geboren
Aber einer wie du - der stirbt aus

Es gibt Lieblinge auf allen Mainstreamemporen
In der x-ten Schattierung des Graus
Und warum, lässt du mich nun hier unten allein?

Kurz gelang's uns doch, doppelt so viele zu sein!

Grünanlage & das sechshundertsiebenundneunzigste Gedicht

Berliner Hauptbahnhof

Die Niedergelegten

Das Gras, auf dem wir nieder lagen
Hat sich schon wieder aufgerichtet
Und unser Sang vom Widersagen
Wird zwanglos als Symptom gewichtet

Doch sind unsre Tinten vergebens geflossen ...?

Ich hab, Freund, das Neben-Dir redlich genossen

Hannover 2017 & das sechshundertzweiundachtzigste Gedicht

HannoverSlam 2017 Kulturzentrum FAUST

Dem Gefährten

Vielleicht lohnt es sich doch noch zu kämpfen
Hast das Leben zu früh du zu Boden geworfen
Benebelt von Schweiß und verzweifelten Dämpfen
Steht die Kirche noch rüstig und stur hier im Dorf, denn
Sie übersteht dich, übergeht dich
Auch der Rest der Welt, er dreht sich
So, als sei da nichts gewesen
Man hat nie von dir gelesen

Aber aus dem Fundament
Stahl ein Wer, das niemand kennt
Einen Stein

Der sei dein

Goldegg & das sechshundertachtundfünfzigste Gedicht

Goldegg

Und das im Land der Stänkerei!

Upps, dit wird'ma jetz zu vülle!
Vor Idylle schon ganz knülle
Kann ich hier beim besten Willen
Meinen Durst nach Wut nicht stillen

Heimlich macht sich Heim'ligkeit
Bestens vorbereitet breit
Tilgt jed' Ansporn, Zorn zu fühlen
Bügelt mich statt aufzuwühlen

Düker & das sechshundertsechzehnte Gedicht

Düker am Marienklausensteg

Am Rückzug

Walze, Walze, falze mich
Gestalte gewaltsam mein haltloses Ich
Hilf mir, den sperrigen Unrat an Schmerzen
Aus meinem Schicksal auszumerzen

Ich möchte glatt geschliffen sein
Denn was ich hoffte, trifft nicht ein ...

Flaucher & das sechshundertzwölfte Gedicht

Am Flaucher

Hochofen

Verweile Moment, derweil Du nicht schön bist!
Dass Stroh prächtig brennt, denkt, wer Flammen in Höh'n misst
Doch, wenn ich von Flammen schwärme
Mein' ich eher deren Wärme

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