Kunst & Inbrunst

Gedichte zur Kunst und der künstlerischen Inbrunst nebst dem entsprechenden Leiden.

Foddis & das eintausendeinhundertzweiundfünfzigste Gedicht

Foddis in Victoria auf Mahè

Der Komfortzonenkünstler

Der Komfortzonenkünstler kann, was er kann,
Und er weiß, seit er's weiß: Das kommt an.
Er wagt sich an alles im Kleinen heran,
Ihn hält steter Applaus stets im Bann.

Der Komfortzonenkünstler bleibt fest überzeugt,
Die Welt sei 'ne dienstbare Scheibe,
Die ihn als ihr Schäfchen verlässlich besäugt -
Er sucht keine größere Bleibe.

Intendance & das eintausendeinhundertsechsundvierzigste Gedicht

Anse Intendance auf Mahe

Am Gatter

Kann die Losigkeit hinter dem Gatter riechen,
Spür der Sicherheit lähmende Arme -
Mir ist nicht vergönnt, mich darin zu verkriechen.

Immer wieder gemahnt mich mein Name,
Dass die Unmöglichkeit eines guten Endes
Zu untergestaltend zur Aufgabe zwingt.

Ich schlitt‘re ohne Fundament - es
Kümmert zu spät, dass das alles nichts bringt!

Für rare Momente schien viel überwunden -
Als wäre das Gatter frei interpretierbar.
Doch auf gleicher Höh‘ hab ich mich nie befunden -
Davon zeugt auch die ratternde Zeit unbeirrbar.

Kristalltherme & das eintausendeinhundertvierzigste Gedicht

An der Kritalltherme Ludwigsfelde

Von Empfindlichkeiten

Die Helligkeit des Simulierten
Ist Wirklichkeiten nicht erlaubt!

Drum rügen sie die Angeschmierten:
"Seid selber schuld, wenn ihr das glaubt!"

Schneefall & das eintausendeinhundertdreiundzwanzigste Gedicht

Alter Nordfriedhof München

Das feinste Übel

Auf edlen Kredenzen und Anrichtemöbeln
Berserkernd wedelnd herumba!zupöbeln,
Um dann doch aller Schönheit die Schönheit zu lassen -
Spürend, ein Mehrheitchen wird dich jetzt hassen,
Ist für mich das feinste Übel,
Festigt meines Daseins Dübel.

Wo dennoch Teures runterfällt,
Ist's die Schuld von eurer Welt!

Krieg & das eintausendeinhundertneunzehnte Gedicht

Firedensengel München

Stattkind

Sich unter Feinden
Einzugemeinden
Ist ein wundersames Spiel.

Niemand kennt mei'
Nur auf Standby
Wandnah wandernd' Landei-Ziel.

Lange Nacht & das eintausendeinhundertsiebzehnte Gedicht

Im Skygarden München bei  der Langen Nacht der Architektur

Laiesein

Deine Architektur bremst mich aus zum Betrachter,
Einem mal dies und mal das, mal alles Missachter.
Wie ich mich auch bewege, scheint untalentiert -
Und ich habe, weiß Gott, ein paar Jahre trainiert!

Deine Architektur stempelt mich zum Verlierer,
Einem Über-Gebühr-in-der-Lobby-rum-Stierer.
Und mein Stil scheint alleine für mich nicht zu klein -
Nun, ich könnte wohl nirgends verlorener sein!

Deine Architektur drängt mich ständig zum Ausgang
Mit unverblümt säuselndem "Eindringling raus!"-Sang.
Doch ich habe - wohlwissend, dass es so nicht gedacht -
Mich sattsam in ihr breit gemacht!

Aufbruch am Morgen & das eintausendeinhundertvierte Gedicht

Vorm Yalla Nationalpark bei Sonnenaufgang

Das Ewige der Augenblicke

Immer den brandungsbegischteten Strand 'lang,
Seh' ich der Sonne beim Übergang zu.

Wenn ich in Angebotsauslagen lang', fang'
Ich mich im bildhübschen Immerzu. Du

Magst ja Profanes als Zwangslage preisen,
Mit sachlichen Preisen an Kassen besteh'n -

Unverzagt werde ich innerlich reisen,
Im Kargsten die besten Kulissen beseh'n!

Rudolfplatz & das eintausenddreiundfünfzigste Gedicht

Rudolfplatz in Berlin Friedrichshain

Im Pendlerzug

Ich stecke im Berufsverkehr
Und kenne mich nicht aus
Mein Handgepäck ist viel zu schwer
Weiß quasi nix von Staus
Ich hätte gern wie ihr zu tun
Doch künstler' durch das Leben
Begünstigt mich dies Dasein nun?
Plagt euch grad Neid? - Nö. - Eben.

Lörrach & das eintausendzweiundfünfzigste Gedicht

Stilleben am Senser Platz in Lörrach

Schöpfer der Kleinstadtplastik

Als großer Mann der Kleinstadtplastik
Löst' ich mich vom Soll
Ich fall' hier niemandem zur Last - ich
Stell' nur alles voll

Auch wenn das von mir Aufgestellte
Man weder liebt noch hasst
Zeigt mir den Ort auf dieser Welt, zu
Dem solch' Ruch nicht passt!

Hinsel & das eintausendsiebenunddreißigste Gedicht

In Überruhr Hinsel, nahe dem Geburtshaus Klötgen

Der Ordnungshüter

Nun ist der Entwurf mit gebrochenen Flügeln
Weit neben das Reißbrett geworfen
Noch halten sich Mären von blutigen Knien
Die selbst als Geschichten verschorfen

Um Deutungsspielräume mag ich mich nicht prügeln
Gewinnen tun eh nur die andern
Ich werde mich still aus dem Zimmer verzieh'n
Und wandern und wandern und wandern

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