Dutzendzeiler

Schlossmühle & das zweitausendzweihundertachtundneunzigste Gedicht

Im ersten Stock der denkmalgeschützten Schlossmühle von Lauchhamer, ehemals Mückenberg

Rüden haben kurze Beine

Zwischen Dobermännerbeinen,
Die ganz oben sich vereinen
In giganter Körpermasse,
Magst du zwar sehr klein erscheinen -
Wie von weit entfernter Rasse.
Doch du weißt ob deiner Klasse,
Fleckst umher mit Niedlichkeiten,
Die putzmunter unterschreiten
Limits, die ein Reißzahn setzt.
Grobe Dobermännlichkeiten
(Bild des Hundseins bis zuletzt) -
Nun ist's Putzigkeit, die fetzt!

Alle Rechte bei Susanne Digel, die das Gedicht im Rahmen der Rio-Spendenaktion 2023 gekauft hat.

Wasmeierrinder & das zweitausendzweihundertdreiundneunzigste Gedicht

Weide vom Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee

Auf der Reise nach Jerusalem

Man kann feinste Düfte veräußern
An recht schlechtaussehende Leute,
Auf dass dann die Boys oder Girls ehr'n
Die Profanierung der Häute.

Wir säen gemischte Gefühle
Mit Eindeutigkeiten als Bürgen,
Erhöh'n statt der Anzahl der Stühle
Den Drang, sich dazwischenzuwürgen.

Dann triezt man die Einparfümierten:
"Verzeihung, ihr könnt ja wohl zählen!?"
Und kurz winkt ein Ruch Angeschmierten,
Beim nächsten Mal anders zu wählen.

Sieben & das zweitausendzweihundertneunzigste Gedicht

Gebäude Nr. 7 vom Olympischen Dorf

Der Blick auf die Monatsbestenliste

Der Sommer im Juni ist luftig und frisch
Wie'n neubezog'nes Bett,
Vom Licht gespreizt legt er sich auf meinen Tisch
Und macht es sich dort nett.

Er lässt als Sonnenstrandersatz
Vom Wannenrand sich fallen,
Ist trotz des Wonnemonats Mai
Der wonnigste von allen.

Und all das jüngst begrüßte Sprießen -
Es grünt sich nachgewürzt ins Schießen!

Den Docht der Natur entfacht Juni/(Strich)Juno
Als unangefochtene Numero Uno.

Viñalesdowntown & das zweitausendzweihundertsechsundsechzigste Gedicht

Iglesia del Sagrado Corazon de Jesus am Hauptplatz in Vinales

Soundtrack de Viñales

Conga-Schläge, Pferdehufe,
Dieselröhren, Kinderrufe
Irgendein Tierlaut (sei's Vogel, sei's Kröte),
Mofa-Geknatter zu Rumbabandtröte.

Diskussionen-Geplapper, das plötzlich durchdringt:
Der Wind, der in den Zweigen singt.

Der Nachbarhund bellt sich mal wieder in Rage
Und ich bin der Boss von der Rooftop-Etage.

All diese Dinge, die hörbar passieren,
Drängt es mich, vers-technisch niederzuschmieren,
Dass ich sie im ruhenden Puls meiner Füße
Auf anderer Brüstung einst wiederbegrüße.

Alle Rechte bei Markus Berg, der das Gedicht im Rahmen der Kuba-Spendenaktion 2023 - eigentlich für den 20. April, pardon! - von mir gekauft hat.

Fraport & das zweitausendzweihundertfünfundfünfzigste Gedicht

Terminal C Frankfurter Flughafen, kurz vorm Abflug

Reisefertig

Wenn Reisetaschenreißverschlüsse
Sich ihre Krampen reiben,
Am Bahnsteig rasche Abschiedsküsse
Als letzter Gruß verbleiben,

Wenn Vorbereitungseifer sich
Gen Wirklichkeit entspannt
Und das Gepäck deckt ein für dich
Die Zeit im andern Land,

Ist man schon spürbar angetan,
Kennt Leute, Strand und Preise,
Nun folgt die Haut dem großen Plan
Und macht sich auf die Reise.

Alle Rechte bei Cora Cristofolini, die das Gedicht im Rahmen der Kuba-Spendenaktion 2023 von mir gekauft hat.

Westendstraße & das zweitausendzweihundertfünfzigste Gedicht

Gebäude der alten Augustinerbrauerei in der Westendstraße

Ermüdungsbrüche

Ich suhle und besudel mich in Ungewöhnlichkeit,
Stöhn immer etwas langgeweilt und falle aus der Zeit.

Ach, könnte ich für irgendwas
Mich zweimal interessieren!
Ach, fänd ich mal an etwas Spaß
Nach lebenslangem Gieren!

Kenn keinen Unterscheidungsgrad
Von Lebensqualitäten.
Mir ist egal, worauf ich wart -
Es kann sich nur verspäten.

In mir verschwendet, ohne Not, sich unaufhörlich Leben.
Doch wird's mich bis zu meinem Tod, sehr unbeeindruckt, geben.

Weg zur Ruhr & das zweitausendzweihundertsiebenundvierzigste Gedicht

Buhne an den Ruhrauen bei Überruhr

Im Eisstielwald

Im Eisstielwald der Kindergärten
Ist der letzte Busch Sehnsucht verbrannt.
Bis zum Punkt, da noch nächtens die Glutnester schwärten,
Hab ich Magnum Mandel erkannt.

"Magnum Mandel", erkläre ich allen Erziehern,
"ist gelegentlich nur Theorie!
Manchmal gleitet die Eiswelt ins Tal wie auf Skiern,
Mal geschieht das nur selten bis nie."

"Und was", fragst du, "willst du mir damit denn sagen?" -
Wechselst antwortenscheu gleich das Gleis.

"Ich war auch mal so wie die anderen Blagen
Und ich aß dabei sehr gerne Eis."

Wiedererwachen & das zweitausendzweihundertsechsundvierzigste Gedicht

Frühlingserwachen am Alten Nordfriedhof München

Glam der Flucht

Nach einer Saison unterm Mullbindenhimmel
Schrei'n meine Augen nach Strand -
Verödetes Licht kriecht durch Grauen und Schimmel,
Die Lichtung heißt: anderes Land.

Oh, seliges Dösen mit Sand an den Füßen
(die eben noch Socken verpackten)!
Ich streich aus erröteten Postkartengrüßen
Die allzu genüsslichen Fakten.

Ja, vertaut die Vertrautheit verdunkelter Welten
Gern felsenfest in meinen Häfen -
Es dämmert der Glam von dem emsigen Selten
Mir fernschönstes Licht in die Schläfen!

Mieswetterlaune & das zweitausendzweihundertzweiundvierzigste Gedicht

An der Fondamenta Zattere Al Ponte Lungo

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Die Masse der Coolen
Ist schlichtweg très uncool -
Wie sie um uns buhlen
Als Followerpoolpfuhl!

Und immer sollen wir was liken,
Für blässliche Belange streiken.

Den Scheinwerferlosen
Fehlt's längst schon an Masse,
Als panisch von Posen
Umworbene Klasse.

Und ständig sollen sie was liken,
Für blässliche Belange streiken.

San Giorgio & das zweitausendzweihunderteinundvierzigste Gedicht

Blick auf San Giorgio Maggiore

Nach getaner Arbeit

Hab eine ganze Woche lang
Nur öden Scheiß gemacht.
Der Unzulänglichkeiten Klang
Hat bös dazu gekracht.

So oft schuf jeder Schritt nach vorn
Ein abermals Zurück.
Doch glomm fromm, um uns anzspor'n,
Jed kleinstgeschaffne Stück.

Auf meinem Weg zur Arbeit winkt
Herr Sisyphos mir zu.
Der ahnt, wie mir mein Leben stinkt -
Und jetzt weißt das auch du!

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