Erde

Verse für die Melancholiker, denen man Erde, Herbst, Abend, Erwachsenenalter zuordnet.
Die besinnlichen und leisen Gedichte.
Von Aphorismen bis zur Vanitasdichtung.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Feuer entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Cascades Chillout & das eintausendachthundertfünfundneunzigste Gedicht

Mehr Bilder anzeigen Karte von Akchour, Marokko Akchour Marokko  Cascades d'Akchour (Chefchaouen)

Im RE 1 (3115) Richtung Eisenhüttenstadt

Nach Werder weitet sich mein Blick
Und der See scheint die Zugfahrt zu blenden.
Die Nostalgie ist längst ein Tick,
Der durchknistert mein Lebenbeenden.

Doch ist seine Hohlheit ein purer Genuss,
Stützt das Ruhende strahlzuerwecken.

Mich reizen schon lange die Ufer vom Fluss,
Wo frühere Selbsts mich entdecken.

Fischereihafen & das eintausendachthundertzweiundachtzigste Gedicht

Möwen im Fischereihafen von Essaouira

Möwengedicht

Dass der Möwenflug nicht beschreibbar ist,
Ohne sehr kitschig zu werden,
Bestätigt jeder Maschinist.
Und nasengerümpfte Beschwerden
Der meermissverstehenden Landrattenclique
Behaften die nie sich erhebenden Blicke
Mit Gastspielbeschwernis auf Erden.

Vielleicht strömt uns die Seichtigkeit
In jene Möwenleichtigkeit,
Dass Verse wie bodenlos werden.

Sonnenanbeter & das eintausendachthundertachtzigste Gedicht

Schmuckelemente in der Medersa in der Médina von Fez

Hoffe, hoffe weiter!

Noch fällt in Frühherbstsonnenstrahlen
Die schöne Wärme nieder.
Gedanklich schon im Rückzug, aalen
Sich frosterahn‘nde Glieder
Im Abschiedsspiel der Farben,
Das trotz geschloss‘ner Augen
Wir vollends in uns saugen.

Dann fressen uns die Raben.

Soukcat & das eintausendachthundertsechsundsiebzigste Gedicht

Schlafende Katze im Souk von Essaouira

Schlafbedarf um zäh vor zehn

Wie eine alte Haustürmatte
Liegt mein Körperfaul im Bett.
Es kontrastiert die Morgenlatte
Zum Grundgefühl "the earth is flat".

Bin rückdatiert auf Mittennacht,
Von Schlafbedarf durchraucht.
Vom All, das vor mir aufgewacht,
Ein Rundumlärmen faucht.

Der Morgen hechelt: "Nun musst du
Auf eignen Beinen Steh'n!"
Ich hab nur keinste Lust dazu -
So elend, zäh vor zehn!

Volubilistaube & das eintausendachthundertfünfundsiebzigste Gedicht

Taube in der Ausgrabungsstätte Volubilis

Allen Hoffnungsfrohen

Das geräumte Feld,
Auf das du aus schlaflosen Träumen fällst,
Führt gegen die Illusion Klage.
Ungesäumt für "Nicht schuldig!"
Erklärt sich die Welt.
Und mindergeduldig
Erweist sich der Glaube,
Aus dem du hervor dich im Trauerflor pellst
Für die trostlosesten deiner Tage,
Du dem Flug zu vertrauende Taube!

Anima Park & das eintausendachthundertfünfundsechzigste Gedicht

Im Anima-Park von André Heller bei Marrakech, Blick auf den Hohen Atlas

Auf Blauschau

Bin hängegemattet und schau
Ins wolkenumrahmte Blau,
Geschaukelt von Winden.
Muss blinzeln, schmunzeln,
Stirne runzeln -
Alles ruht
In mir
Hier -
Da ihr
Mir nichts tut,
Nichts bedeutet,
Eifer vergeudet.
So nah am Verschwinden,
Dass mich nichts mehr beschattet,
Auf Blauschau, hängegemattet.

Meknes & das eintausendachthundertsechsundfünfzigste Gedicht

Bab Mansour In Meknes

Der Mutwillen kleinster Stücke

Ich bin ein verlorenes Königstorsteinchen,
Mich sieht man erst, seit ich dort fehle.
Ich spür den Verbund nach so vier bis acht Weinchen
Als längst überwund‘ne Querele.

Doch keimt in mir irgendwie auch der Verdacht,
Man sähe die Arbeit, die einst sich gemacht,
Erst durch die entstandene Lücke.

So stützt die Beachtung wie Achtung der Massen,
Dass sie von den Ausscherern wurden verlassen;
Die Mutwilligkeit kleinster Stücke.

Chefchaouen & das eintausendachthundertvierundfünfzigste Gedicht

Medina von Chefchaouen, die blaue Stadt

In Rick‘s Café

In einer von der Wirklichkeit nachgebauten Kulisse
Sagtest du, ich wisse
Doch, an diesem Rahmen sei nichts wahr. -
Wie doch grad Welt in ihm geschah.
Die schmiegte aus lauter Romantikgefühl
Sich körperkomplett ins Attrappengewühl ...

Muffatwerk & das eintausendachthundertachtundvierzigste Gedicht

Schornstein vom Muffatwerk

Abwägungen

Ach, dass das, was du verdienst, sich im Dasein verringert
Zu dem, was ich zu verrichten
Am Grenzpfahl in der Lage bin!
Dass ich für dich immer vom Gabentisch sing, hat
Genau wie das Dichten
Nicht allzu viel Sinn.

Man muss nicht nehmen, was man hat -
Man hat, was man sich nimmt.
Und hofft dann, dass das Resultat
Im großen Kosmos stimmt.

Seeoner Seen & das eintausendachthundertzweiundvierzigste Gedicht

Seesteg am Kloster Seeon

Workloadrutsche

'ne Kohleladung Arbeit raste ratternd durch den Schacht. -
Als schwarz der Staub sich legte, war das sicher schon nach acht. -
Es scheint der Raum für immerdar und allezeit to-dostert. -
Ich huste putzig Bluesmusik und fühle mich so rußsatt.

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