Achtzeiler

Seychellen & das dreihundertfünfundfünfzigste Gedicht

Seychellen Kolibri

Nichts beeindruckender denn das allmorgendliche Vogelgesinge auf Mahe und Kolibri-Gehoole auf La Digue.

Im Gezwitscher

Das ist wohl das dichteste Piepsgewühl
Kaum hört man sich grad einen Meter voran
Trifft man auf 'ne Hecke aus Tirillilil
Lauscht man drüber, schlägt irgendein Schnatterhahn an

Es gurrt selbst zwischen den Ohrenzehen
Da pfeift wer versöhnlich ein schnäbliges Lied
Man verlegt seine Marschroute besser aufs Sehen ...!

Sieht: Jede Verzweigung ist Vogelgebiet

Morondava & das dreihundertzweiundfünfzigste Gedicht

Am Strand von Morandava.

Am Strand von Morandava.

Über den Gewässern (minimalblasphemisches Seefahrergedicht)

Über den Gewässern
Ist die Luft, die dem Land fehlt
Alles würd' sich verbessern
Wenn ihr Allah mal abwählt!

(Allein deshalb wurd' hier der Freund Allah erwählt
Weil ihn der A-L-Laut so aalig begelt
Die übrigen Götter sind - in aller Kürze
Nur minimal divergent riechende Fürze)

Great Tsingys & das dreihundertachtundvierzigste Gedicht

Great Tsingys of Bemaraha

Weltnaturerbe Tsingys. Gefährlicher Ort. "Vazaha!" wird in den Dörfern jedem Weißen fröhlich hinterher gerufen und bedeutet so viel wie "Fremder!".

ResErwartet

Was ich ihr in den Gin gieß
Hoch oben in den Tsingys
Weiß einzig jener Papagei
Der warnend rief: "Geh heim, Miss!"

Es war ja kein Geheimnis
Dass jener Vazaha Gin eingieß
Und manche von den Tsingys stieß

Und heut war sie halt an der Reih'!

Abu Dhabi II & das dreihundertzweiundzwanzigste Gedicht

Corniche beach

Die Temperatur und ich sind heute auf einer Ü40-Party.

Von der Barmherzigkeit des Schattens oder Auf der Corniche

Viel zu oft hab ich dich nur in Anspruch genommen

Mal bewusst, mal durch Zufall gut untergekommen
Habe ich in der Abdunklung mild mich entspannt
Das Gemüt überhitzt, die Haut sonnengebrannt
Laue Windhauchoasen bestreicheln den Schweiß
Die Linderung gibt mir Asyl und ich weiß:

Viel zu oft hab ich dich als gegeben gesetzt
Wie wertvoll du warst, merk' ich - flüchtend - erst jetzt!

Dünenwanderweg & das dreihundertachtzehnte Gedicht

Dünenwanderweg Sylt

Letzter Inselwechsel vor Madagaskar: Sylt.

In der Gischt

Schlürfend holt sich die gierige Ebbe
Das grade gewonnene Strandgut zurück

Doch wenn wir das nicht beachten
Alles nüchtern betrachten
Waren die paar Sekunden
Die wir mit ihm verbunden

Für ein bis zwei Leben
Schon neidbares Glück

Helgoluft & das dreihundertsiebzehnte Gedicht

Nordseeküste von oben

Der Rückflug von Helgoland. Mit vier Passagieren, in einem sehr kleinen Flugzeug. Dafür konnte man zu beiden Seiten aus dem Fenster schauen.

Helgoland

Roher roter Klecks im Meer
Als angenagter Sehnsuchtsort
Es windet sich die Welt hier her
Der Golfstrom treibt sie wieder fort

Es ragt der Punkt aus zähem Sein
Sich zu 'ner Symphonie Gestein
Da zehrt zwei Stunden rund der Weg
Vom Lande- bis zum Abdock-Steg

Helgolandfähre & das dreihundertdreizehnte Gedicht

Hafenausfahrt Hamburg

In Spuckweite der Versöhnung ...

Das Streitgespräch

Ich werde dir ins Gesicht kacken
Denn mir fehlt grad die Zeit für mehr Feinsinnigkeit
Ich will dir ein teigiges Stinkbrikett backen
Bin's Argumentieren erniedrigend leid
Mich drängt nichts danach, deinen Weg zu versteh'n
Ich mag dich schlicht nicht länger unbekackt seh'n
Ich warn' mich schon selbst: "Halt jetzt bloß deinen Mund
... und öffne deinen Hosenbund!"

Englischer Garten & das dreihundertundfünfte Gedicht

Englischer Garten

Schlechtwetterblues im Englischen Garten.

Der Messias

Es runzeln die bewölkten Tage
Mit altersschwachem Esprit in die Welt ...
Erfreu uns am Tran dieser gräulichen Lage
Inszenier dich in Dunstschwaden, strahlender Held!

Denn wie fahl und apathisch, wie schleierumgarnt
Die Himmelslast nieder wälzt - jeder hier ahnt:
Auch größere Düsternis ist schon verflogen!

Falls nicht, ward man doch mit Behagen betrogen

Steckerltier & das zweihundertsiebenundneunzigste Gedicht

Fischer Vronis Forelle

Reeller Imbiss.

Räume und Träume

Deine vollgeträumte Speisekammer
Wird heut von Eis und Schmaus geräumt
Du denkst, noch schlafend: Was für'n Jammer!
Hast dich im Liegen aufgebäumt
Und ärmeltief ins Mett gekrallt ...
War's auch mehr Wärme denn ein Halt!

Hast satt zu sein im Traum versäumt?
Nun hat der Raum sich ausgeträumt

Blick nach oben & das zweihundertsechsundneunzigste Gedicht

Blick vom Eibsee

Laszives Massiv.

Die Abwesenheit von Wasser

Es scheut sich der Tag zwar, die Nacht zu berühren
Doch lässt sich das Nichts schon im Blinddarm verspüren
Selbst gröbste Selbstverständlichkeiten
Lümmeln sich auf beiden Seiten

Man wird's dir mit berstenden Grenzen erklären
Mit der Tendenz zum Ungefähren ...

Doch ist's, dass die Fülle der Schönheit nur blitzt
Weil in ihrer Hülle ihr Abwesen sitzt

Seiten

RSS - Achtzeiler abonnieren