Mord & Totschlag

Gedichte, in denen Menschen oder Tiere ums Leben gebracht werden ...

Kroko & das eintausenddreiundachtzigste Gedicht

Krokodil am Yalla Nationalpark

Die Entscheidungskinder

"Hängst du heut die Leiche ab?", hat Mama gefragt.
"Mach's doch selber", mault' der Knab, "wenn's dir nicht behagt!"
"Willst du wieder mir zuwid're Widerworte geben?!
Ganz wie der Papa? Mein Kindchen, häng dich doch daneben!
Du versprachst, den kalten Mann baldigst zu entsorgen!"
"Mach ich auch!" "Dann sag mir, wann!" "Weiß nicht. Vielleicht morgen."
"An dem Haken könnte längst schon eine Lampe hängen -
Nacht und Tag werd ich dich, Sohn, zur Entscheidung drängen!"

Waldhausener Straße & das eintausendachtunddreißigste Gedicht

Ausgehviertel Waldhausener Straße

In Mönchengladbach

Wenn ich in Tönnchen mit dem Krad krach'
Bin ich wohl in Mönchengladbach
Wo mir manche Wohlgenährte
Sattsam schon den Weg versperrte

Wenn Wendy nicht so wendig ist
Bleibt zum Verschwinden wenig Zeit
Der Tod - zeigt sich zum Ende - ist
Ne Frage der Geschwindigkeit

Gipfelnähe & das eintausendzwanzigste Gedicht

Schafe auf dem Weg zur Hochjoch-Hospiz

Drang & Sturm

Ja, das ist die Höhe!
Die wollt'st du besingen!
Dann kam eine Böe
Und kurz darauf hingen
Vier blutende Glieder
An Felsenvorsprüngen

Ich sag's immer wieder:
Man darf's nicht erzwingen!

Flammenspucker & das eintausendzehnte Gedicht

Im Giardino Giusti

Gliederfüßer

Den Krabben, die über die Uferbank krabbeln
Schäumt ein schillernder Blasenbehang von der Schnüss
Der gleicht jenem nach einen Lungendürchschüss
Ins kehlige Gürgeln versandenden Brabbeln

Wenn ich durch Mund und Nase schlürf
Bin ich ein Tier mit Blasenwürf?
Vielleicht auch am Verbluten?
Das lässt sich nur vermuten

Seychellen revisited & das neunhunderteinundneunzigste Gedicht

Abendsimmung auf La Digue

Ain und Kabel

"Aua!" jault der Kabeljau
Als die Gabel ich genau
Ihm in seinen Nabel hau

Mit ihm starben Knab und Frau
Armer, armer Kabeljau

- Versuch einer Rechtfertigung -
Just zum Start der Abba-Show-
Übertragung im TV
Via Astra-Satellit
Hatt' ich starken Appetit -
Und auch die, die Kabel schauen
Laben sich an Kabeljauen!

Madagaskar revisited & das neunhundertneunundachtzigste Gedicht

Madagaskar Chamäleon

Für Verbliebene

Dein Grab ist längst schon eingeebnet
Doch das Loch meines Kosmos' nicht zu
Ich spüre sein Gähnen noch hinter der Rückwand
Von nicht zu verrückenden Schränken
Und manchmal, da frage ich mehr dich als mich: "Wie-
So ist der Gewürzstreuer leer?"

So lang ist das alles schon her ...
Und manchmal, da frage ich mehr mich als die, die
Grad parallel deiner gedenken:
"Verzeihst du ein wenig, wie ich noch zum Glück fand?"
Viel zu friedvoll und ruhig raunst du:
"Mein Grab ist längst schon eingeebnet!"

Abu Dhabi revisited & das neunhundertachtzigste Gedicht

Abu Dhabi Stadtstrand

Der Entertainer

Du starbst nach 'nem Auftritt, im Billighotel
Gekrümmt auf 'ner toten Matratze
Die fremde Umgebung verzeichnete grell
Den finalen Versuch einer Fratze

Du starbst nach 'nem Auftritt, im Billighotel
In allem zu fern von Zuhause
Die Show war vom Ansatz hoch professionell
Und du hieltst das Niveau bis zur Pause

Du starbst nach 'nem Auftritt, im Billighotel
Neues Publikum starrt durch die Tür
Es musste so kommen, doch kam's dann sehr schnell
Und im Raum steht die Frage "Wofür?"

Juli-Eis & das neunhundertdreiundsiebzigste Gedicht

Juli Eisreste in Südtirol

Outdoorwear oder Der mit dem Wolf skint (Sterben in den Bergen II)

Hans, du Wolfshaut!
Dir vertrauten:
All die noch nicht Aufgetauten.

Pericolo & das neunhundertzweiundsiebzigste Gedicht

Sterben in den Bergen (und eine Frage zur Nachlassverwaltung)

Wenn ich mit zerborst'nem Rückgrat
mir erspar die Gondelrückfahrt
Könnte sie – sollt ich so sterben
meine Braut als Hinfahrt erben?

Bwabwata Nationalpark & das neunhundertfünfundfünfzigste Gedicht

Geier im Bwabwata Nationalpark

Unter Geiern

Wenn mich die Hyäne beißt
Bin ich meistens tot
Wenn auf mich der Geier scheißt
Ist vorbei die Not
Wenn in mir die Made schmatzt
Schmecke ich schon schlecht

"Wär ich doch nicht abgekratzt!", denkt sich Bertolt Brecht

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