Feuer

Verse für die Choleriker, denen man Feuer, Sommer, Mittag und die Adoleszenz zuordnet.
Die appellativen und derben Gedichte.
Vom Schmägedicht bis zur Gossenlyrik. Auch mit einem Gedicht von Julia Engelmann, von mir selbst geschrieben.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Wasser entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Passform & das neunhundertzweite Gedicht

Neu? Steht dir!

Die Deckenbeleuchtung der Shoppingauslagen
Wrang possierlich ein Lächeln aus deinem Gesicht

Wie lang schikanierte dich Outfit-Verzagen?
Nun erlöst dich die Zärtlichkeit textiler Schicht

Und rundum erneuert begrüßt dich dein Leben
Mit Engelsfanfarentriumphmärschebeben

Die Passform schmiegt siegreich sich um deine Lenden

Oh, alles - ja, alles - wird sich nun wenden!

Ernte & das neunhundertste Gedicht

Frühlingsgemüse

Was ist Liebe?

Was ist Liebe?
Das ist ein dreiviertel Body
Der sich autonom nennen muss

Was ist Liebe?
Das ist so 'ne zweidrittel Party
Ist "Geht ja auch ohne dich, irgendwie"-Stuss

Was ist Liebe?
Das ist etwas, das sich mächtigstens wehrt
Wenn wer's mit Gedichten so schmächtig entehrt

Was ist Liebe?
Ein Austausch von traulichen Blicken
Ein Bau aus verstetigtem "Komm, lass ma ficken!"

Elbfahrrinne & das achthundertneunundneunzigste Gedicht

Elbstrand Falkensteiner Ufer

HH

Hamburg ist niemals brisantes Verwöhnen
Hamburg ist immer okayes Versöhnen
Beim ewig rotierenden Wiederbesuch

Verziert von "Ja, reicht jetz!" und "Noch nich genug!"

Elbstrand & das achthundertachtundneunzigste Gedicht

Elbstrand Falkensteiner Ufer

Keene Perle

Hamburg hat den harten Blick
Immer Ehrgeiz im Genick
Kantig klar wie Stolz

Doch an seinem Elbrandstrand
Fand ich sogenannten Sand
Dat war echt nix Doll's

43 Schädelknirschen & das achthundertachtundachtzigste Gedicht

Auf dem Ulmer Dom

Stufe 1

Move on, Heinz!
Stufe eins
Hast du fast geschafft!
Ja, jetzt können deine Zehen
Schon die Treppenkante sehen!
Mann, hast du 'ne Kraft!

Kopf hoch, Heinz!
Stufe eins
Hätt'ste fast gepackt!
Wirklich nur um Haaresbreite
Ist dein Bein nach hartem Fighte
Plötzlich abgesackt

Heinz, egal!
Nächstes Mal
Gibt's another try!
Ist ja alles gar nicht eilig
Sag, wenn du bereit bist, weil ich
Helf dir gern dabei!

39 Schilfwurzelkittel & das achthundertvierundachtzigste Gedicht

Wein in Kaltern am See

Mein Lächeln

Nur weil dein Mund die volle Berechnung behaust
Werd' ich nicht mit den Lächelnden brechen
Nur weil du mit dem Zahngold die Süchtigen laust
Löse ich nicht die alten Versprechen

Ich werd' das Mimetische kritisch studieren
Und ich weiß ja durch dich, was nicht echt ist
Werd' andere Falschheiten falsch eruieren
Beteuern, dass mir es so recht ist

Ich werde unsre Parkkulissen
Nicht irr wie ein Jagdhund durchhecheln
Ich werde manch Trug im Grün einsehen müssen
Kopfschüttelnd seufzen - und lächeln

37 Idiotengedenken & das achthundertzweiundachtzigste Gedicht

Friedhof Kaltern am See

Serientod

Woher rührt diese nie gekannte, rohe Unerbittlichkeit?
Aus Ungeduld mit jenem Schlussstrich, der nun nach einem Zepter schreit?

Man schonte doch das Anverwandte trotz nichtigster Verwendbarkeit!
Wann kam der Drift zum "Kann, doch muss nich!"? Wann befand man "Es wird Zeit!"?

Gott scheint bisweilen doch sehr unkonzentriert bei zu vielen Nebenfiguren
Überfluss wird dann herausliquidiert - ganz ohne erkennbare Spuren

32 Mordmückenmärchen & das achthundertsiebenundsiebzigste Gedicht

Frühlingsfest Theresienwiese

Hochzeitsgedicht 2

Vielleicht war's eine Fischvergiftung, vielleicht war's die Malaria
Vielleicht war's auch ein Vogelzwitscher, der deiner Stimme ähnlich war

Doch in meinen Ohren warst's zweifelsfrei du
Die sich da ereiferte, nachts ohne Ruh
Zu sein aus lauter leiser Liebe zu mir

Und mir ging's gewöhnlich ganz ähnlich mit dir
Was ich dir auch in etwa zu sagen gewagt
Ermuntert durch das, was du scheinbar gesagt

Fragt heute jemand: "Und, ihr zwei?
War's Liebe auf den ersten Blick?"
Wen schert's, was es in Wahrheit war?
Der Grund erscheint doch einerlei

Denn vielleicht war's nur 'ne Fischvergiftung, vielleicht war's auch Malaria
Es ist und ist doch zweifelsklar mit dir hier vor dem Traualtar
Die höchste Form von Glück

31 Rundnadelkünste & das achthundertsechsundsiebzigste Gedicht

Frühlingsfest Theresienwiese

Ambulante Behandlung

Nun, da mich die Nadel sticht
Schießt vom Munde durchs Gesicht
Ein fast gepfiff'nes, schrilles "PFFFtt!"
Augenschlitzentzerrt zum "... hhhTTT!"

Der Faden gleitet ziepend hässlich
Kurz vorm Anschlag - megagrässlich!

Mein Flehen um Gnade starrt starr auf den Mann
"Noch drei kurze Stiche, dann ist's überstan ...!"
DNNNN!! Kerl, ich flieh' gleich vom Körper hinaus!
Ich schau nicht! Ich schau NICHT! Ach, so sieht das aus ...?!

Dann tapfer den Tupfer wie Zärtlichkeit grüßen
Der Schmerz atmet durch gen Erholung auf süßen
Abschwellungsstadien durchschreitenden Wegen
Von den'n laue Brisen die Dornbüsche fegen ...
Und süße Madames öffnen mählich die Läden

"Dann bis nächste Woche - zum Ziehen der Fäden!"

29 Volksgangbekleidung & das achthundertvierundsiebzigste Gedicht

Isaruferweg

Deine Stimme

Allein des Klangs deiner Stimme wegen
Mag ich Überflüssiges hören
Selbst Lügen erstrahlen im stimmigen Segen
Und keine Beleidigung kann mich empören
Denn du, du kannst mir gern alles erzählen

Was soll ich durch lahme Gespräche mich quälen
Aus Worten, die stören und unnütz erregen?

Ich möchte zu allem dich einstimmig wählen!

Seiten

RSS - Feuer abonnieren