Berlingedicht

Gedichte über das Leben in der Hauptstadt.

Blaue/rosa Bauröhren & das dreihundertundzweite Gedicht

Baustelle Unter den Linden

Das Dutzend ist voll: zwölfte Berlin-Reise in diesem Jahr.

Berlin ist das

Berlin ist Spatz
Blaue Baugrubenröhren (oder in rosa)
Ist "Gab mal viel Platz ..."
Und gluckst: "Nachtruhe stören!" (als Allzweckbühne für die Poser)
Ist seit Jahr'n auf der Kippe
Und immer noch Punk
Historiengerippe
Seziert für das Hippe
Riskiert als Xanthippe die ganz dicke Lippe
Mit stets einer Brise Kloakengestank

Wenn du willst, stillst du hier noch den irrigsten Durst
Wenn du still bist, ist vieles ein Irrtum und Wurst

Berlin 10 & das hundertsechsundsiebzigste Gedicht

S-Bahnhof Jannowitzbrücke

Zehnte Berlin-Reise des Jahres. Heute mal in heiß.

Berlin Summer Nights

Die Milde des Abendlichts kehrt hier nicht ein
Weil Erfolgsdruck zum Wilden die Stimmung verkauft hat
Die Stadt darbt am Image, zu billig zu sein
Und feiert die Nächte, bevor sie verschnauft hat

Berlinmilde & das hundertsiebenundsechzigste Gedicht

Silhouette Berlin

Noch mal was zur alten Heimat Berlin. Und dem ewigen Update-Stress dieser Stadt.

Berlin vermag

Berlin vermag
An einem Tag
Den Charme einer Pangalaxie zu verlieren
Kann im Großen und Ganzen
Verstoßen
Verranzen
Verstörend den Rest alter Gunst infiltrieren

Doch sogleich
Kann's butterweich
Flüstern: "Hab dir jrad verlor'n, wa?
Bis' mir so een kleener Zornja ...!
Willste mir keen Lächeln borgen?
Krisst ooch wieda. Übermorgen."

Berlin again & das hundertundachte Gedicht

Holocaust Mahnmal

Ewiges Zwischenstoppziel Berlin. So undankbar wird von mir vermutlich keine Stadt bereist. Es ist das Wissen um die stete Wiederkehr. Welches gleichsam als Kompliment gedeutet werden darf.

Fremdschaftsgrade

Berlin, ick kenn dir, biste mir
Ooch manchmal zu veränderlich
Ick finde mir zurecht in dir
Wie sons in andre Länder nich

Da wollen welche gleich entgegnen
Anstatt den Text so abzusegnen:
Ditt andre Lända fremda wär'n
Ditt wär ja nich verwundalich

Da kennen wohl die Dam'n'un'Herr'n
Dich Hund von einer Stadt noch nich

Wedding & das neunundneunzigste Gedicht

Wedding, Hinterhof

Wedding, Hinterhof.

Ich hätt' vielleicht noch so etwas wie einen Koffer in ...

Ich hab noch einen Koffer in Berlin
Da ist vermutlich längst schon nix mehr drin
Denn die Baliner
Ditt sind Schlawiner
Wo wat zu holen is', da langen'se auch hin

Berlin, zum Zweiten & das neunundsechzigste Gedicht

Der Himmel über Berlin

Berlin, zum zweiten Mal in fünf Tagen. Ich komme immer gerne in die alte Bruthöhle von sechs meiner Bücher. Aber ist man im Gegenzug eigentlich gern gesehen dort? Oder alles nur ein Missverständnis:

Zur Harmonie des Missverständnisses

Bewölkt bölkt der Himmel über Berlin:

"Ey, hörs' schlecht, du Pimmel?! Du solls' dir verzieh'n!"

"Ach, verzieh'n - hab ich dir doch schon längst!
Obschon du mich ja manchmal kränkst."

Berlin & das sechsundsechzigste Gedicht

Berlin RAW-Gelände

Soloabend in Berlin. Leider zum letzten Mal im Corbo, das Ende April die Pforten schließen muss. Ein Anker weniger in der alten Heimat.

So ist mir Berlin

So ist mir Berlin doch ein andres geworden
Vertrauliches staut sich vorm Abfluss der Nähe
Will mich meine Stadt heut per Dresscode ermorden?
Es bleibt mir verborgen, was ich hier gern sähe

Man muss nicht erblinden
Weil Dinge verschwinden
Wärst du wieder hier
Würdst du anderes finden

Die Stadt heißt dich, brandneue Schätze zu heben
Du stolperst, als müsst es die alten noch geben
Die Gehwegplatten sträuben sich
Schon gerät das Flanieren dir gegen den Strich

So ist mir Berlin doch ein andres geworden
Ob der Blick vom Balkon plötzlich unvertraut ist?
Jede Nacht unterquert von der goldenen Horden
Erneuertem Sog, hängt er da und vergisst

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