Internet & Technik

Machinengedichte und New Media in neuen Metren und alten Formen.

Museumsquartier III & das dreihundertfünfundneunzigste Gedicht

Museum Brandhorst

... und am Montag wird gekündigt!

O2 can mich'ma

Hallo Hotline und O2
Ich schlag ja ohne Grund nich zu ...!

Doch jede Geduld beugt sich deinem Gedudel
Und schuld ist dein scheißblödes Seier-Gesudel
Von Leitungen, die leider grade belegt
Und das wiederholst du sogleich, unentwegt
Stellst in Aussicht, in ungefähr dreißig Minuten
Wendet sich wartendes Elend zum Guten
Um dann - nach vollendeter Stunde - zu melden
Man danke dem artig noch wartenden Helden
Aber nun würde hier doch wohl nichts mehr passieren
Und man wolle ja niemands Geduld strapazieren
Und löse die Warteschleife jetzt auf!

Scheinheiligst hofft man wohl darauf
Dass Expectare voll humanum esse ...

Doch treff ich dich einst - gibt es was auf die Fresse!

Museumsquartier II & das dreihundertvierundneunzigste Gedicht

An der Neuen Pinakothek

Hello, Digital Native!

Sie gestatten?
Sie erlauben?
Wir erstatten
Ihren Glauben
Mit der Gier
Nach harten Fakten
Die wir
In die Saaten packten
Um im Sumpf
Der Schwammigkeiten
Aufzutrumpfen
Als Enlighten-
Ment im Spind
Der leichten Ziele
Wer wir sind?
Nun, scheinbar viele!
Wir sind nur die Advokaten
Neuer Fakten, neuer Sparten
Futter für die Matten
Tauben
Sie gestatten?
Sie erlauben?

Druck & das dreihundertsechsundachtzigste Gedicht

Da Dome of Kölle

Ganz ohne Druck

Ein 3D-Drucker bräuchte fast sechs Jahre, um den Kölner Dom zu drucken
Wahrlich eine lange Zeit!
Boah, fast sechs Jahre stoisch drucken - dann den Dom hervor zu spucken ...?!
Ja, wir sind noch nicht sehr weit!
Denn so ein Drucker ist komplex
Ebenso der Dom! Nun, sechs
Jahre - ungefähr so lang
Dauert noch der Druckvorgang

Zwar wird - so ist vorauszuseh'n
Sein Tempo sich schon bald erhöh'n
Doch bis dir jemand sagt: "Ach guck:
Dome zum Sofortausdruck!"
Wird gleichfalls noch sechs Jahre dauern ...!

Da indes des Domes Mauern
Ausdruckslos wie down-to-date
Aufgetürmt zur Majestät
Voll schnippischen Gleichmuts dem Fortschritt trotzen
Und mit ihrem Dasein protzen

Kloster Tegernsee & das dreihundertundzehnte Gedicht

Kloster Tegernsee

Auf der Suche nach kindischem Beistand im Kloster Tegernsee.

Lindernde Bindungen

Kinder,
Bin der
Minne leid:
Findet mir
'Ne Tinder-Maid!
Mit Beginn der
Winterzeit
Sind die unbepaarten Barden
Hilflos
In der
Minderheit

Rilke & das zweihunderteinundneunzigste Gedicht

Tegernsee

Neue Serie: Riposte-Gedichte. Heute zum Rilke-Gedicht Herbsttag

Herbst#

Zerr' her ein "-heit"! Unsre Zeit schreibt sich groß.
Weil ja jede Befindlichkeit Thema sein muss,
Und lass den Schreibfluss der Blogger drauf los.

Jedem Laut erlaub' laut Endung ein Vollwort zu sein;
Gib allen den Glauben an eigne Geschichten
Lass die Spuren zum öligen Ich sich verdichten
Und füll mit Geheule die Fässer für Wein.

Wer jetzt noch nicht drin ist, der kommt nicht mehr rein.
Muss allein mit den Eltern im Facebook-Chat bleiben,
Kann eh ma' zum Thema nur lamen Kram schreiben
Und wird App-umrauscht alleene sein
Nicht checkend, was die andern treiben.

Olympiaberg & das zweihundertdreiundfünfzigste Gedicht

Olympiaberg

Noch anderthalb Tage Freizeit, bevor es wieder auf Tour geht.

Die Ärsche der Anderen / Generation Y

Nach dem Abi-Ball in die Charakter-Arthrose
Man postet gemeinsam ein "Ich - ich - ich!"
Empfängt jedes Like wie 'ne Baccararose
Und taggt seine Schwüre mit #weißichnochnich
Man wittert die lauernden Niederlagen
Und fordert vom Leben, mal fairer zu sein
Die Überauswahl lässt sich kaum noch ertragen
Drum richtet man sich im Ironischen ein
Und kommt überein, es sei wichtig im Leben
Sich selber mal - Yolo! - 'nen Arschtritt zu geben

Lasst den Fokus der Welt von dem hehren Ich wandern!
Entdeckt mal als Ziele: die Ärsche der Andern!

Fensterplatz & das zweihunderteinundvierzigste Gedicht

Österreich Bahnstrecke

... und der Blick hinaus auf der Rückfahrt von Klagenfurt.

Der Fensterplatz

Es scheint auf manchen Zugfahrten gegen das Wesen
Aufs Display zu schau'n oder Bücher zu lesen
Selbst das nötige Nickerchen fällt wieder aus
Die Landschaft nervt: "Kuckuck! Mensch, schau doch mal raus!"

Marburg continued & das zweihundertfünfundzwanzigste Gedicht

Marburg Oberstadt

Marburg. Drei Tage Unterkunft. Kein W-LAN. Beinah nirgends.

Diät

Wähn' mich, weh, im Update-Wahn
Ohne W-LAN an der Lahn!
Schon scheint mir ein Online-Sein
Sehnlicher als Sonnenschein!

Halle an der Saale & das hundertsechzigste Gedicht

Saale-Spaziergang

Halle an der Saale an den Auen.

Sechs

Die Vokale des Substantivs Saaleaue
Zählte dereinst König Volker, der Schlaue
Mit den Mitteln von heut erscheint dies fast banal
Doch nach wie vor gilt die ermittelte Zahl
Als früher Beweis des menschlichen Geistes
Dem, was er zu leisten imstande sei - heißt es

Doch war Volker bewusst, was er so kontemplativ tat?
Allzu viel zu dem Punkt ist ja nicht überliefert
Nur ein Zählholz ist uns - samt sechs Kerben - geblieben
Von dem man sich sagt, es gab ursprünglich sieben

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