Zehnzeiler

Eiffelturm, zum Zweiten & das sechzigste Gedicht

Paris Silhouette

Bis zu meinem Hotelzimmer sind es 110 Stufen (und es gibt auch keinen Aufzug). Daheim habe ich 96 Stufen zu bezwingen (und es gibt auch keinen Aufzug). Da erscheinen die 669 Stufen zur zweiten Etage des Eiffelturms beinahe etwas wenig. Und es gibt durchaus einen Aufzug. Aber:

669 Stufen

Ob als

"Papa, ich will Pommes!"-Nöhler
Städteausflug-Bustourist
Preissensibler Interrailer
Oder Birthday-Amourist -
Auch auf meiner Lesetour
Nahm ich stets die Stufen nur

Sollte ich einst, schon erlahmt
Mich noch hin zum Turme schleppen
Tragt mich hoch zum letzten Mal

Aber bitte nehmt die Treppen

Hörner & das neunundvierzigste Gedicht

Davos Parsenn

Am zweiten Skitag die Hörner abgefahren - Rhiner- und Jakobshorn. Und dabei mich selbst entdeckt.

Skilhouette

Ich hab mich grad in meinen Schatten verliebt
Den Bodenstrich rückwärtig wärmender Sonne
Samt Schnee der vom schneeigen Grunde aufstiebt
Im Schwung der beschwingenden Skigleiterwonne
Und tänzelnd entgrenztem Geschwindigkeitsmelken
Da im Off aller Grazie die Snowboarder welken

Da hab ich mich in meinen Schatten verliebt
Der folgsam sich vor mir wie von mir sich schiebt
Ich werd' jetzt mit noch höh'rem Tempo ihn nerven
"Ej, geht's noch da hinten?! Ich muss mich erst werfen!"

- Mehr Sport- und Ski-Gedichte -

Schnee & das fünfundvierzigste Gedicht

Davos

Vor einem Monat noch auf Hawaii rumgelümmelt, jetzt in den Davoser Alpen Ski ausleihen. Und wieder muss die Sonnenbrille ausgepackt werden. Das Leben kann schon dekadent sein.

Reines Weiß

Es schneit. Und schneit und schneit. Und schneit
Zerstreut sind Flocken weiß und breit
Auf Wälder, Felder fälltder Schnee
Und weht sein kühles Negligé
Als schalldichte Hülle ums Brodeln der Welt
Das verstummt und verschluckt wird vom Schnee, der noch fällt
Und weiterhin all unsre Spuren dem Schein weiht
Das tapfer Erstapfte sogleich wieder zuschneit
Und es schneit. Und schneit und schneit. Und schneit
Und alles wird zur Kleinigkeit

- Mehr Gedichte über den Winter -

Schlaflos nach Seattle & das zwanzigste Gedicht

Amtraktrain von Vancouver nach Seattle

Früh genug: Der Amtraktrain von Vancouver nach Seattle. Die beschauliche Fahrt bietet aber gleichsam ausreichend Zeit, zehn Zeilen zum gegenwärtigen Zustand zu verfassen.

Gähn!

Ein ächzendes Gähnen, in die Halbnacht gejault
Dann stups' ich bestimmt an den Kern meiner Glieder
Der sperrt sich noch, bettschwer, protestierend, und faucht
"Was, in aller Welt, willst denn du jetzt schon wieder?!"

Doch unbeirrt zerr' ich in Tritt auf Schritt
Den matten Wust an Körper mit

Verschlafen straft mich mein Gesicht
Und selbst der Kaffee schmeckt noch nicht
So schlepp' ich mich zäh zur Moral des Gedichts:
Da musse wohl durch, ej, et hilft ja nichts!

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