Achtzeiler

Tabakernte & das zweitausendvierundsechzigste Gedicht

Tabakfeld und Trockenscheune bei Viñales mit Mogotes Bergen

Garten und Feld

Kein Feld vermag die Blütenmacht
Der Vorgärten zu brechen.
Und ebenso kann kein Ertrag
Der Anmut widersprechen.

Nur du verlangst die Relevanz
Allüberall zu ähren,
Zertrampelst stur wie ignorant
Die Geltung andrer Sphären.

Mystique & das zweitausendsechzigste Gedicht

Sonnenuntergang bei Varadero

Kuba

Es umströmt die Karies der Weltpolitik
Die Strände der Insel, die Zuckerrohr scheißt.
Noch strauchelt die Süße des Lächelns im Sieg,
Wenn kurz vorm Gelächter die Wehmut es beißt.

Noch schmeckt man auf Kuba das Salz jeder Träne -
Doch alte Gewalt hat bald sehr schlechte Zähne.
Wer im Leiden trainiert ist, den bringt nichts mehr um -
Und der erntet aus Zuckerrohr goldenen Rum.

Alle Rechte bei Markus Berg, der das Gedicht im Rahmen der Kubafestival-Spendenaktion von mir gekauft hat.

Kloster Weltenburg & das zweitausendsechsundfünfzigste Gedicht

Kloster Weltenburg

Waldschluchtrausch (Unter Seinesgleichen)

Und es säumen Majestäten
Wie im Beilauf die Natur,
Ragen, ragen im gesäten
Atemraubapplausparcours.

Imposanz pflanzt zu erdrücken
Mein bloß staubkorngroßes Ich.
Rasch entwunden durchs Entrücken,
Fühle ich mich königlich!

Befreiungshalle & das zweitausendfünfundfünfzigste Gedicht

Befreiungshalle Kelheim

16 Uhr

Die Befreiungshalle hatte schon zu.
Und ich stand befangen daneben.
Stets ist's die Zeit - sie verwehrt mir den Clou-
Wie Eingang zum hehreren Leben.

Die Befreiungshalle war geschlossen.
Begriffstutzig stand ich im Freien -
Von der Sonne beleidigt und viel zu verdrossen,
All der äußeren Welt zu verzeihen.

Loipe & das zweitausendzweiundfünfzigste Gedicht

Die Langlaufloipen um den Barmsee bei Mittenwald am Abend

Ausgemachte Spinnerei

Beweg dich nicht im Vorstellbaren -
Geh darüber hinaus!
Was willst du noch im Grundriss garen
Vom abbruchreifen Haus?

Lass uns die Pläne weiter spinnen,
Als es dem Sinn gebührt -
Und auf der Flucht ein Land gewinnen,
Noch köstlich unberührt!

Mittenwaldrand & das zweitausendfünfzigste Gedicht

Winteridyll bei Mittenwald

Im Regen

Windeweich geklopft
Wirbeligst beschopft
Widerstand, wenn's tropft
Glauben an das Gute

Froststurmeingetränt
Trostkur angegähnt
Kosmossure wähnt
Mich auf andrer Route

Tauwetter & das zweitausendneunundvierzigste Gedicht

Schmelzende Dachziegeln einer Hütte auf dem Riedboden bei Mittenwald

Erst gestern war ich jung

Erst gestern war ich jung
Und am Anfang meines Lebens -
Heut zerrt Entschleunigung
Hin zur Starre des Entschwebens.

Ich fühlte mich bereit, noch
Mal meine Hand zu heben -
Nun ragt sie wohl empor, doch
Sie winkt nur meinem Leben.

Valentinsgewölk & das zweitausendvierundvierzigste Gedicht

Himmel am Olympiaberg

Zur Hängung im Folkwang

Ich grüße die Süße des Wiedererkennens,
Bepuder' die Mieder des Bruder-Bennenens
Und passier' das Spalier der guten Bekannten
Im Stallgeruch der alten Welt.

Die ständige Sammlung bändigt der Alltag
Zum Lämmergesang, den man in jedem Fall mag,
Befächelt vom Lächeln der uns Zugewandten -
Als wär man selbst hier ausgestellt.

Englische Gärtner & das zweitausenddreiundvierzigste Gedicht

Blick vom Monopteros auf den Englischen Garten im Winter

Privatweg - Durchgang verboten!

Es pfählen sich Privatbesitze
Wie Krebsschrot in das Land.
Es ist um jede Zwischenritze
Ein Bieterstreit entbrannt.

Vom strafbezinsten Kontostand,
Da feuert 'ne Haubitze!
Dazu erzählt ein Spekulant
Die ewiggleichen Witze.

Inside Nymphenburg & das zweitausendeinundvierzigste Gedicht

Schloss Nymphenburg Festsaal (Großer oder Steinerner Saal)

unstufen

Der Handlauf der Treppe, die Folge der Stufen
Scheinen nicht zueinander zu passen.
Ich habe schon dreimal um Hilfe gerufen -
Vor der Einsicht, ich sollte es lassen ...

Ab hier ist alles vorbereitet
Für Sturz und freien Fall.
Die Gangart, die mich überschreitet,
Herrscht plötzlich überall.

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