Neubeginn & das zweitausendzweihundertvierundneunzigste Gedicht
Der Anblick (Etappe 1: Vorherzusehendes)
Teil des Großgedichts "Hier ruht unsre viel zu früh von uns geschiedene Dorothee-Cosima"
Ein duftiger Anblick ist ihre Haut,
So sondergleich und eben,
So bis zum Anschlag aufgefraut -
Mein Herzschlag naht dem Beben!
Es tuscht die Wangen rosigrot,
Wenn unsre Blicke kreuzen -
Welch Abgrund und welch tosend' Not,
Wie's ruft aus feuchten Käuzen,
Die aus dem Tagschlaf wachgerupft
Schreckgroßäugig urplötzen!
Karnickelig mein Herz durchhupft
Der Drang, sich zu ergötzen.
Oh, Dorothee! Oh, Cosima!
So fröstelndmollig unnahbar
Nehm' ich Euch ungebeten wahr
Und Ihr mich in Gewahrsam,
Wo ich gefährlich wehrlos bin -
So hin und weg, so weg und hin,
So reich beschenkt wie sparsam.
Wie wird mir nur? Wie an der Schnur
Verrinnt mein Sein zu Körper pur -
Absonderlich wie sonderbar,
Oh, Dorothee - oh, Cosima!
Ihr Doppelnamenbindestrich
Macht folgsam zum Gesinde mich ...
Mit Euch verbindlich anzubandeln?
Trotz der Ehrfurcht vorm sperrigen Namensgeflecht?
Welch Anmaßungsgrad würd' solch' Plane gerecht -
Müsst nicht die Welt sich wandeln?
Doch dies' Spürchen an Hoffnung zieht mich in den Bann -
Dann schürzt sie die Lippen und, Gott!, spricht mich an!