Achtzeiler

2018er Reste & das eintausendeinhundertdritte Gedicht

Reste von 2018 im Olympiapark

Zum Tee

Ein Vorratsschrank mit Möglichkeiten
Stand lang bei uns im Flur.
Der schien uns ständig zu begleiten,
Als wartete er nur
Auf neues Dorthin!, frische Spuren.

Nun gibt's den Schrank nicht mehr.
Und lustlos flüstern die Auguren:
"Wir glauben, er war leer!"

Smaragdspint & das eintausendneunundneunzigste Gedicht

Smaragdspint (Bienenfresser) im Yalla Nationalpark

Wintersonne

Die Sonne bei uns kommt direkt aus der Kälte,
Sie scheint beinah so klar wie frisch gekauft.

Es brutzelt vor Segen das von ihr Erhellte,
Löst düstre Gerinnsel, wohin sie auch drauft.

Nur strohflämmrig kurz ist sie zu uns gedrungen.

Doch lässt's uns die Zähheit des Zags übersteh'n,
Dass wir in den Erinnerungen
Schon durch die schweren Wolken seh'n.

Rieseneichhörnchen & das eintausenddreiundneunzigste Gedicht

Rieseneichhörnchen bei Dambulla

Der Bürdner

Ich sollte heut Abend kein Milligramm schlafen -
Hab die Unruhe in mir so redlich verdient!
Spickt mich billige Mähre mit Abspannbedarfen,
Doch belasst mir als Status "Den Dreckkarren zieh'nd"!

Ich will diese Irde als Heiliger lassen,
Denn ich ess schon so lang aus dem sehnigen Fass!
Schier ein Jeder bekam meine Zügel zu fassen -
Dran zerrt mich nun den Galgen rauf! Wenigstens das.

Selbstverständlichkeiten & das eintausendeinundneunzigste Gedicht

In Kandy

Wahres Interesse

Ich habe dich grade mal grob überflogen -
Oder wie war das Wort mit dem F?

Du meinst, mein Int'resse an dir sei gelogen
Und du maulst unter selbem Betreff.

Interesse von mir, Püppchen, forderst du ein?
Ja, lerntest du niemals Lateinisch?

Inter heißt zu deutsch zwischen und esse heißt sein,
Ist nicht das, was du wünscht, etwas schweinisch?

Südlicher Hanuman Langur & das eintausendneunzigste Gedicht

Südlicher Hanuman Langur im Minneriya Nationalpark

Grau

Und wieder einmal kommt ein Tag nicht in Schwung
Und verplempert sich weiters im Grämen.
In bin meines Elends Verunreinigung,
Ich sollte mich sowas von schämen!

Mein schwärzend Dazutun erst macht den Kohl fett.
Ohne mich wär' das gar nicht zu schaffen!

Die Welt schleift mich bestenfalls ins Lazarett -
Mich strecken die eigenen Waffen.

Trockenfischraub & das eintausendachtundachtzigste Gedicht

Am Fischmarkt von Negombo

Nun sterben schon die mit den kindlichen Namen II

Nun sterben schon die mit den kindlichen Namen
Und schließen verbliebene Lücken.
Solange die Einschüsse näher nur kamen,
Rief uns keine Zwanghaft zum Särgebestücken.

Nun kann man den Abstieg mit Namen benennen
(und die waren ja längst noch nicht dran!).

Vorm Stimmbruch Verstummende lehr'n mich erkennen:
Zum Bald neigt sich mein Irgendwann.

Kroko & das eintausenddreiundachtzigste Gedicht

Krokodil am Yalla Nationalpark

Die Entscheidungskinder

"Hängst du heut die Leiche ab?", hat Mama gefragt.
"Mach's doch selber", mault' der Knab, "wenn's dir nicht behagt!"
"Willst du wieder mir zuwid're Widerworte geben?!
Ganz wie der Papa? Mein Kindchen, häng dich doch daneben!
Du versprachst, den kalten Mann baldigst zu entsorgen!"
"Mach ich auch!" "Dann sag mir, wann!" "Weiß nicht. Vielleicht morgen."
"An dem Haken könnte längst schon eine Lampe hängen -
Nacht und Tag werd ich dich, Sohn, zur Entscheidung drängen!"

Yalla & das eintausendneunundsiebzigste Gedicht

Leopard im Yalla Nationalpark

Leopards

Durchs Gestrüpp huscht ein Schatten gefährliches Sein
Als ein mahnendes Ahnen: Du bist nicht allein
Und durch Reißzähne zischeln sich düstre Geschichten

Hier horten sich Handstreiche, dich zu vernichten

Du kannst hier nur zurück und vor
In deinem schmalen Korridor
Und beiderseits entleert sich Wald

Und jederherz schweigt sehr sehr bald

Dambulla & das eintausendachtundsiebzigste Gedicht

Chipstüten am Straßenshop in Dambulla

Vom Duften

Heiße Luft bläht die Blüten der Chipstütenrispen
Und die Tuk Tuks hupen wie Grillenkonzerte

Wie viel kann der Duft aus den Straßenbaumknospen
An Süße und Orient noch für Nüsse verschenken?

Als gelte sein Zauber alleine dem Strömen

Im Mantel verwandelter Mädchenbrustknospen
Feiert seinen Bestand als das bald schon Verzehrte:

Die Luft in den Blüten der Chipstütenrispen

Pfauen & das eintausendsechsundsiebzigste Gedicht

Tanzender Pfau im Yalla Nationalpark

Pfau, nicht Pfui

Du Belanglosigkeit zoologischer Gärten
Wirst nicht mal richtig eingesperrt!
Zwar bist du bepudert mit äußeren Werten
Von Spektakularität aber entleert

Doch dich hier nun als Hähnchenersatz anzuschauen
Nach dem sämtliche Pranken der Raubkatzen hauen
Wo dein purstes Gewöhnlichsein zählbarer ist

Zeigt erst, wie sinnlos schön du bist!

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