Achtzeiler

Hundertjährige & das eintausendeinhundertfünfundfünfzigste Gedicht

Riesenschildkröte am Anse Lasio Praslin

Zum Geburtstag

Heut' warnt die DIN vom Candlelight:
Ein weit'res Jahr ist abgelaufen!
Es türmt sich die vertane Zeit
Zu einem übergroßen Haufen.

Dir winken weder neues Glück,
Noch höhere Gehälter -
Du kriegst ein schönes Kuchenstück
Und bist ein Jährchen älter.

Foddis & das eintausendeinhundertzweiundfünfzigste Gedicht

Foddis in Victoria auf Mahè

Der Komfortzonenkünstler

Der Komfortzonenkünstler kann, was er kann,
Und er weiß, seit er's weiß: Das kommt an.
Er wagt sich an alles im Kleinen heran,
Ihn hält steter Applaus stets im Bann.

Der Komfortzonenkünstler bleibt fest überzeugt,
Die Welt sei 'ne dienstbare Scheibe,
Die ihn als ihr Schäfchen verlässlich besäugt -
Er sucht keine größere Bleibe.

Praslin & das eintausendeinhunderteinundfünfzigste Gedicht

Sonnenuntergang am Anse Laszio auf Praslin

Schwyzertütsch an Stränden

Du schienst mir ein "Ich hab mich niedlich forever!"
Und schillerst nun plötzlich ganz garstig im Sand.
Dein Sang ist auch hier nicht zu artifiziell, er
Zerlöscht nur all das, was ich mit ihm verband.

Wir können, was wir lieb gewannen,
Nicht ungeprüft begreifen.
Willst du dein Herz für immer bannen,
Muss es auch weiter schweifen!

Kulisse & das eintausendeinhundertvierunddreißigste Gedicht

Kulisse Münchner Straße in der Bavaria Filmstadt

Filmreife

Zwei Rollen Film rollt mir herbei!
Ich mag mich draus entwickeln -
In Dunkelkammermunkelei
Mich aus dem Nebel frickeln.

Im altgedienten Zelluloid
Konnt' ich stets was erkennen -
Im Wert diffus, doch was mich freut:
Es lässt sich nun benennen!

Filmstadt & das eintausendeinhundertzweiunddreißigste Gedicht

Bavaria Filmstadt

Der Dichtung des Gusto G.

Irr verlustiert es im Sprachmaterial,
Dieses Lustvoll-Geschenke-sich-selbst-zu-verpacken!
Rabaukenschalk kalkt deiner Eingebung Wahl
Und verschwurbelt die sichtbaren Macken.

Der Worte Unerheblichkeit
Schwebt jäh hinhoch im Spiel.
Verblendungsfreie Heiterkeit -
So wenig schwirrt so viel.

Kühler Grund & das eintausendeinhundertachtundzwanzigste Gedicht

Am Isarufer bei Thalkirchen

In einem kühlen Grunde

Es scheint schon bedrückend, wie Dinge zerschwinden,
Die vor ein paar Jahren noch Selbstverstand hatten,
Seuft's mich, angelehnt an den ewigen Rinden
Der Wälder, zermürbt von den Wanderdebatten.

Im Drinnen fehlt mir jetzt fürs Bleiben zu viel.
Aber hier kann ich auch nicht verweilen.
Als Erstes von Manchem zerschwand wohl mein Ziel.
Und mit euch kann ich keines mehr teilen.

Schneefall & das eintausendeinhundertdreiundzwanzigste Gedicht

Alter Nordfriedhof München

Das feinste Übel

Auf edlen Kredenzen und Anrichtemöbeln
Berserkernd wedelnd herumba!zupöbeln,
Um dann doch aller Schönheit die Schönheit zu lassen -
Spürend, ein Mehrheitchen wird dich jetzt hassen,
Ist für mich das feinste Übel,
Festigt meines Daseins Dübel.

Wo dennoch Teures runterfällt,
Ist's die Schuld von eurer Welt!

Alte Brücke & das eintausendeinhundertfünfzehnte Gedicht

Alte Aarebrücke von Olten

Brücken bei Nacht

Es ist nicht zu erkennen,
Was wir grad überwinden,
Wo sich die Ufer trennen
Und wo wir uns befinden.

Wir sind im Darüberstrom kanalisiert,
Erhöht vom massiven Vertrauen.

So wundre dich nicht, dass dein Wunsch irritiert,
Mal einmal nach unten zu schauen ...!

Davoser See & das eintausendeinhundertsiebte Gedicht

Davoser See

Den Toten vom Bodensee

Der Winter lässt den See wie verkleinert entglänzen
Und die Schwimmer - wie immer - zumutiger werden,
Die dann derart entlernt in der Ferne auf Erden
Ozeane durchkraul'n im Vertrau'n neuer Grenzen.

Schelmisch grüßen die Felchen some Leichenimporte
Und genüsslich triumphert ein Wasserhuhnflöten:
Es schluckt gluckernd global unentwegt unser Töten!
Ob zu anderer Zeit, ob an anderem Orte ...

Haushalten & das eintausendeinhundertfünfte Gedicht

Haushaltswaren in Dambulla

Abschied vom Augenlicht

Euch, die ihr mich treu gestützt habt,
Hab ich oft roh berieben.
Was euch klarlos in den Blick schabt,
Ist uns als Rest geblieben.
Niemals werd ich wieder schauen,
Wie ich flüchtig jung geschaut.
Denn schon löst sich von den Brauen
Jahrverätzte Bindehaut.

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