Achtzeiler

Domig & das zweitausenddreihundertundsechzehnte Gedicht

Fassade vom Kölner Dom Entree

Zum Vierteljahrhundert

Die Fliehkraft früh'rer Ewigkeiten
Zähmt längst 'ne Überschaubarkeit -
Und schon sind 25 Jahre
Ein handlebares Maß an Zeit.

Das scheint im Rückblick sich zu weiten
Zu 25mal ein Jahr -
Doch chillt die stillen Jubiliare,
Wie sehr erfüllend jedes war.

- - -

Mein persönlicher Ratschlag für Johnny und Ciesel:
Seid wie Bonnie und Clyde mit 'nem Tank voller Diesel!

Alle Rechte bei Melanie Rohrbeck, für die das Gedicht im Rahmen der Rio-Spendenaktion 2023 gekauft wurde.

Neue Nachbarschaft & das zweitausenddreihundertundvierzehnte Gedicht

Schloss Nymphenburg von der Gerner Brücke/Auffahrtallee

Neunostalgie

Und wieder fällt 'ne Tür ins Schloss
Und öffnet sich nicht mehr.
So stürmt die Zeit, die ich genoss,
Ins "Auch schon sehr lang her!"
Und wird dann als Gedichtbericht
Hier niemand' interessieren.

Ach, Gegenwart, ach, stör mich nicht
Beim Rekapitulieren!

Ausgeflogen & das zweitausenddreihundertunddreizehnte Gedicht

Unsere an die Gentrifizierung verlorene Wohnung in der Tengstraße 4.

Schönen Gruß an den Nachmieter

Normalerweis' bin ich zu Amei-
Sen doch eher gräuslich -
Heut scheiß ich drauf, weil raus. Ja, mei,
Dann macht's euch hier fei häuslich
Und seid dem neuen Herrn am Herd
Sehr gerne eine Plage!

Lang fand ich euch bekämpfenswert -
Nun wünsch ich schöne Tage!

Neueinstieg & das zweitausenddreihundertundelfte Gedicht

Die noch jungfräuliche neue Wohnung

Die erste Heimfahrt

Das erste Mal Heimfahrt zum neuen Daheim -
Und die Frage im Ohr, ob der Weg mich schon kennt.
Ich fäd'le ja stets jede Zeile zum Reim,
Meine Eilfertigkeit spornt die Leeren an: "Rennt!"

Ja, es ist noch zu früh, um ein Mehr zu erahnen -
Werd vorerst kleine Schritte geh'n
Auf um Baugruben weiters zu ziehenden Bahnen
Im Glauben, mich hinauszuleh'n.

Wiederaufbauversuch & das zweitausenddreihundertundsiebte Gedicht

Frauenkirche Dresden

Heiße Speise (was uns Kosten kosten kann)

Muss meinen tauben Zungenrücken
Geschmacksblind an den Gaumen drücken.
Wünsch mir den Horizont zurück
Und des Empfindens Weite Glück.

Die Heiterkeiten der Papillen
Sind abgebrüht, verdampft im Stillen.

Ich teste nur neutrale Enge -
Esst ihr schon mal die ersten Gänge!

Karstadt Dresden & das zweitausenddreihundertundsechste Gedicht

Fassade vom Karstadthaus Dresden

Meer und Horizont

Und im Ozean des Wissens, nicht zu genügen,
Strecke ich meine Haifischflosse empor.
Oh, schon brandet Protest, sich ein wenig zu fügen! -
Im etwas zu einig erscheinenden Chor.

Es entrüstet die Jury mein Raubfischgebahren -
Ja, war denn ihr Votum nicht deutlich genug?!

Gleich wird sich ein Meerjungfraugirl mit mir paaren -
Als all der Unendlichkeit schönster Betrug!

Ostro-Tor & das zweitausenddreihundertunderste Gedicht

Sportplatz von Wotrow/Ostro in der Oberlausitz, Kernsiedlungsgebiet der Sorben

Der Vielleicht-Held

Ich wurde wahrlich märchenhaft
Einst ausgesetzt in diesem Wald -
Erlangte zwar nie mehr an Kraft,
Doch weiß: Das Happy End kommt bald!

Wenn ich noch nicht gestorben bin,
Dann lebe ich noch heute.

Vor mir verdorben, immerhin:
Schon sehr viel andre Leute.

Wotrow & das zweitausendzweihundertneunundneunzigste Gedicht

Sportplatz und Kirche von Wotrow/Ostro in der Oberlausitz, Kernsiedlungsgebiet der Sorben

Vitamin A

Vielleicht wird morgen gold'ner Reis
Den Rest der Welt ernähren.
Es sollt' das, was man heute weiß,
Nicht ewig geltend währen.

Man mag Wortegrößen wie Leben nicht sagen -
Doch gibt es auch Jene, die eben das wagen.

Und was noch heut erscheint als groß,
Ist morgen schon bedeutungslos.

Rosengasse & das zweitausendzweihundertneunundachtzigste Gedicht

Blick in die Rosengasse beim Sudelfeld

Wie ihr mir, so er euch!

Beim Weg über Almen spazier ich auf Schotter,
Das Gelbe vom Ei ist für mich nur der Dotter,
Die anderen Schlangen bedienen sie flotter,
Der Gott meiner Feinde scheint stets etwas gotter -

Solch Beschwerdegestotter is not ohne Grund.
Rechtfertigung ist's allemal
Für meine Haltung und Moral
Von einem vertrottelten Rottweilerhund!

Luftveränderung & das zweitausendzweihundertvierundachtzigste Gedicht

Formationsflieger zur Krönung Charles III

Sonne, unverhofft

Nach all den Regenfällen
Mag der Himmel sich gern klären.
Ach, wenn die raren hellen
Stell'n nicht gar so ferne wären!

Der Teer der Spärlichkeit verziert
Die Gründe, schon zu hoffen.

Bis alles wie von selbst passiert.

Die Münder stehen offen.

Seiten

RSS - Achtzeiler abonnieren