Sechszeiler

Metro & das zweiundsechzigste Gedicht

Metrostation Paris

Wenn man es eilig hat, stellt sich bald die leicht dahingefluchte Frage: Wer hat sich diesen Wegewirrwarr beim Umstieg zwischen den Metrolinien eigentlich ausgedacht - und ist das wirklich der kürzeste Weg? Oder so:

Gängelei

Ich hab mich im Innern der Metro verlaufen
Ein Gängegemenge wie im Ameisenhaufen
Doch nachdem ich gut zweieinhalb Städte durchquert
Bemerk ich: Ach, guck mal - bist gar nicht verkehrt
Da steht schon am Gleis meine Bahn, welch ein Glück!
Die fährt mich vermutlich ein Stückchen zurück ...

Eiffelturm & das neunundfünfzigste Gedicht

Marsfeld und Eiffelturm

Der freie Tag in Paris. Und endlich Sonne. Sightseeinggemäß.

Zurredestellung

Was willst du denn noch hier von unserer Stadt,
Du aufgeregter Turm?!
Du Stahlgelüste Rüst- und Wüstling
Höchst emporgeleckter Wurm
Sag an - aber so, dass wir's unten versteh'n!

"Mann, ich mach keinen Ärger - ich will hier bloß steh'n."

Mannheim, Heidelberg & das fünfundfünfzigste Gedicht

Heidelberg Neckar

Und dann trotz Kratzen im Hals losgedonnert. Elf Auftritte in der Reihe. Aber was unter bösen Voraussetzungen startet, entwickelt sich mittlerweile bestens. Auch meteorologisch. Wie in Heidelberg zu sehen, in Mannheim (15 Minuten S-Bahnfahrt) nur zu ahnen war. Doch:

Ja, auch Mannheim! Auch Mannheim.

Die Romantik Mannheims ist
Ganz anders als die Heidelbergs
Derart subtil, dass du Purist
Sie quasi nicht einmal bemerks'

Aus Mannheims Gassen grölt es: "Tja,
Romantik is umfassenda!"

Ansbach & das dreiundfünfzigste Gedicht

Ansbach, J.S. Bach

Die Tour hoppelte in diesen Tagen weiter durchs Frankenland. Wo ich gestern im Kaspar Hauser und Bach Stützpunkt Ansbach Station machte.

Ansbach und -tand

Ansbach bin ich mit ihr gegangen
Doch sie hat damit angefangen
Insbach ist sie mit mir gesprungen
Und hat so sehr darauf gedrungen

Un(s)zucht war Straf' dann wie Vergeh'n
Weil wir uns so nach Anstand seh'n

Gondeln & das achtundvierzigste Gedicht

Davos Parsenn

Ja, kein Kommentar. Manche Dinge müssen geschrieben werden. Da ist das Foto Vater des Gedichts.

Gondola für Gundula (oder so ähnlich)

Bin Gondel gefahren - schon in Venedig
In Seilbahngondeln hing in Höh'n ich
Und gondelte im Riesenrad
Ein Gondel ist's, den ich dir brat'

Ach Quatsch, nee - Gockel hieß das Tier
Ja, Gundula, den brat' ich dir!

Stippvisite in München & das dreiundvierzigste Gedicht

Münchner Rathaus

Keine 24 Stunden Zwischenstopp in München, um das Gepäck zu wechseln. Skischuhe sind auch dabei. Es geht in die Schweiz. Aber eine Frage stellt sich auf der Türschwelle: Kann das nicht auch langsamer gehen?

Wiedersehen und wieder gehen

Ah jöö, Adieu - muss wieder geh'n
Und irgendwo am Mikro steh'n!

Nun, derart kurze Stippvisiten
Sollten sich von selbst verbieten

Reduzieren sie doch ein geliebtes Zuhause
Zur Backstage einer Auftrittspause

Städtespeicher & das neunundzwanzigste Gedicht

Speicherstadt Hamburg

In keiner Stadt bin ich so oft umgezogen wie in Hamburg. Ja, überhaupt bin ich in meinem Leben noch nie so oft umgezogen wie in den viereinhalb Hamburger Jahren. Gestern bei Wind und Wetter alte Adressen abgelaufen. Und irgendwann in der neuen Speicherstadt gelandet.

Und irgendwo ein Hafen

Viel Haar, mon amie, ist dir nicht mehr gegeben
Die After-Work-Orks meucheln elbisches Leben
Geschmeichelt träumt die Speicherstadt
Von spätem Pomp und Streicher satt
Beim Vorwort bin ich eingeschlafen ...

Und irgendwo rumort ein Hafen.

Lüneburg & das achtundzwanzigste Gedicht

Lüneburg IHK

Abstecher nach Lüneburg. Das achte Mal. Das letzte Mal. Und jetzt schon wieder in Hamburg.

Ein Gedicht zum Preise Lüneburgs (nebst etwas Selbstkritik)

Du heidehässliches Idyll
Du Stolz in Hansetransentüll
Du backsteinbekackter Studi-Hort
Emporgesalz'ner Niemandsort!

(Warum muss ich beim Städtepreisen
Immer irgendwie entgleisen ...?)

St. Pauli & das siebenundzwanzigste Gedicht

Superbude St. Pauli

Zum Start der letzten Runde im Norden meinem alten Lehrmeisterslam "Hamburg ist Slamburg" einen Besuch abgestattet. Hier habe ich 2002 von Tina und Hartmut meinen ersten Startplatz für die deutschsprachigen Poetry Slam Meisterschaften in Bern bekommen. Zusammen mit Wehwalt Koslovsky. Der Rest ist Geschichte.
Zu der gehört in Hamburg seit nunmehr einigen Jahren die Unterbringung der Poetry Slammer in der Superbude St. Pauli, von der viele Kollegen aufrichtige Fans sind - und in die mich die netten Menschen vom Kampf der Künste gleich drei Nächte einquartiert haben. Und da ich hier ungefähr so oft geschlafen habe wie daheim, bekommt die Superbude zum Abschied auch ein Gedicht. Is nur fair. Aber mehr als dies ist mir auch nicht eingefallen:

Superbude (Sternschanzen & Herrnchancen)

In seiner Stube
Will der Bube
Am Abend nicht alleine sein
Sudelige Puderpuppen
Lädt er in die Superbude
Und auf zwei, drei Weine ein

Die Tour & das sechsundzwanzigste Gedicht

Green Mill Poetry Slam

Bevor ich mich morgen mit der ersten Viererrutsche von einigen meiner liebsten Höhlen im Slam-Norden verabschiede, soll noch schnell ein Slogan-Gedicht als poetischer Soundtrack zum Tourfilm veröffentlicht sein:

Hashtag Abschiedstournee

Zwischen Löwen und Möwen
Zwischen Aachen und Sachsen
Zwischen Mal-wieder-Kind-sein
Und endlich erwachsen
Pend'le ich in einer Tour
(starker Abgang? Schwachsinn pur?)

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