Sechszeiler

Blautopfspiegel & das achthundertsiebenundneunzigste Gedicht

Blautopfspiegelbild

Zimmer zu vermuten

Ich hab ein Zimmer zu vermuten
Das nach Bestimmeramtsstatuten
Völlig unzumietbar ist

Denn am Rand von den vier Böden
Mag sich keine Wand erblöden
Dass sie sich mit Decken misst

Kloster Blaubeuren & das achthundertsechsundneunzigste Gedicht

Kloster Blaubeuren

Politische Kunst

Diese Welt drängt mich ständig, mal klar zu entscheiden
Mein indifferentes "Kann beiderlei leiden!"
In das Kaltschwimmerbecken des Lebens zu stoßen

Dort prust' ich vernehmlich mit aufrecht großen
Parteiergreifen und Konformmicherklär'n

(Wenn bloß all die andern Optionen nich wär'n ...)

An der Blau & das achthundertfünfundneunzigste Gedicht

An der Blau

Alte Liebespaare

Dass da keiner werde des Anderen Last
Das ist - einmal simpel zusammengefasst -
Eine nie zu erzielende Absicht

Doch die Liebe währt auch
In 'nem schwärenden Bauch
Der sich mit dem Alternden abbricht

41 Trichterbestimmung & das achthundertsechsundachtzigste Gedicht

Bozen Altstadt

Wer war's? (Der Zauberlehrling)

Wer war's, der mir das Displayglas so körperwarm gestrichen?
Wer spornte jenes Windchen an, das meinem Darm entwichen?
Wer hat denn all den Fastfoodkram ins Bäckchen mir gestopft?
Den ganzen Tag mit geistesarmen Serien zugepfropft?

Der Protokollant giftet, ich selbst sei's gewesen!

Für mich trägt das alles die Handschrift vom Besen ...

37 Idiotengedenken & das achthundertzweiundachtzigste Gedicht

Friedhof Kaltern am See

Serientod

Woher rührt diese nie gekannte, rohe Unerbittlichkeit?
Aus Ungeduld mit jenem Schlussstrich, der nun nach einem Zepter schreit?

Man schonte doch das Anverwandte trotz nichtigster Verwendbarkeit!
Wann kam der Drift zum "Kann, doch muss nich!"? Wann befand man "Es wird Zeit!"?

Gott scheint bisweilen doch sehr unkonzentriert bei zu vielen Nebenfiguren
Überfluss wird dann herausliquidiert - ganz ohne erkennbare Spuren

16 Knopfverdoppelung & das achthundertsechzigste Gedicht

Ruhpolding Kirche

Häuptling 2.0

Das Anlernen unsrer Novizen
Als Aufwärmen künft'ger Komplizen
Ist Feilen am eignen Verderben

Wir teilen im unfeigen Geben
Zu früh mit den Strebern das Leben
Und haben dann nichts zu vererben

15 Blaugezüngel & das achthundertneunundfünfzigste Gedicht

Ruhpolding Windbeutelgräfin

Gerätelogik

Ich drücke diesen Schalter/Knopf
Zerr so an 'nem alten Zopf

Und etwas funktioniert

Tut's das nicht, klag ich. Doch klopf'
Mir den Zweifel aus dem Kopf

Bin so instruiert

11 Denkverhinderung & das achthundertfünfundfünfzigste Gedicht

In den Isarauen

Das Gären

Unterm asphaltischen Wegekonstrukt
Regt sich verbotenes Denken
Noch halten die Mägen, die alles geschluckt
Noch kann man es ungestört lenken

Doch

Über kurz oder lang lässt sich's nicht mehr verdecken
Denn es bläht und es furzt schon aus allerlei Ecken

9 Durstvergleich & das achthundertdreiundfünfzigste Gedicht

Wasserburg am Inn

Nuancen des Neutralen

Steter Tropfen streunt durch Höllen
Eulen werden zu Gewöllen
Letzte Haut welkt nackt und blasser
Fäule im Geschmack vom Wasser

Am End wird der Zweck jeder Wanderung sein:
Der Weg in die Härte vom andren Gestein

6 Grundgepünktel & das achthundertfünfzigste Gedicht

Isarwellen bei Thalkirchen

Der Rekonvaleszent

Zurück am Tisch hier erfüllt mich mit Freud'
Dass ihr mir in der Zwischenzeit
Mein Mahl schon einmal vorgekaut

Gestärkt vom speichelweichen Kraut
Bahnt mich ein spartanisches Urglücksgemisch
Hin zum Plan, dass ich wieder zurück bin am Tisch

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