Nachbarn & das zweitausendzweihundertdreizehnte Gedicht

Skyline am Schloss Nymphenburg

Ripostegedicht auf "Das Eichhörnchen und der gestillte Hunger" von Elke Bräunling

Das Eichhörnchen und der gestillte Hunger

Das Eichhörnchen mag faul zwar sein
Und ungerecht zu andern
Und dennoch kann's mit Stolz allein
Durch Wald und Wiesen wandern,
Denn ein Charakterdefizit
Verdirbt uns nicht den Appetit.

Doch rattige Beweglichkeit
Bewirkt, dass man „Boah, eklig!“ schreit.
Trotz Body-Positivity
Verstummt nie unser Hang zum „Iieh!“
In Treu- wie auch in Redlichkeit
Übt sich dies Tier vergebens
Von Abscheu wie auch Schädlichkeit
Trübt sich sein Lauf des Lebens.

Wer da jetzt seufzt, das sei nicht fair -
Der äußert sich bedeutungsleer.
Denn nichts Neues ist, dass uns nur gilt
Das äußere Erscheinungsbild.

Bereits beim Faktor Schwanzvergleich -
Hier nackt verschorft, dort plüschig weich -
Zeigt sich, da tun sich Welten auf.
Und so löst sich's nicht selten auf:

Ist erst das Eichhorn halbwegs satt,
Solch Freundschaft bald ein Ende hat.
Schnell wird's dem Nest der Ratte weichen
Und lästern unter Seinesgleichen.