Den Bogen raus & das eintausendvierhundertdreiundfünfzigste Gedicht

Regenbogen über der Maxvorstadt

Sich regen bei Regen

Regen
Macht mich
Augenblicklich
Regen Missmuts
Leichte Beute.

'Regen,'
Dacht' ich
(träg & dicklich),
'Tät gewiss gut -
Nur nicht heute!'

Lichtblick & das eintausendvierhundertzweiundfünfzigste Gedicht

Himmel über München

Aber sollte denn jetzt noch

Aber sollte denn jetzt noch
Das erlernte Final doch
Auf irgendwann mal
Sich verschieben?
Grätscht nun Glück in die Quere,
Zerpflückt Flaute und Leere,
Die ich mich getraute
Zu lieben?

Aber sollte denn jetzt noch
Ich weiter mich winden,
Als würd' ich nicht längst in dem Loch
Mich befinden?
Kann an dessen Rändern
Sich doch was verändern?

Na ja, hey - mal schauen!
Und weiter: misstrauen.

Langwieder Mohn & das eintausendvierhunderteinundfünfzigste Gedicht

Blühender Mohn bei Langwied

The Opium Eaters

Wir ruh'n wie tot - als zwei Kadaver,
Tief eingesunken im Papaver,
Des' strahlend roter Schirme Schatten
Uns höchstfragil Besuch abstatten -

Wie süß vermag ein Tod zu sein?

Schon ist in diesem Blütenmeer
Gar niemand seines Blutes Herr -
Uns winken schwarze Stempel.
Ein jeder scheint ein Kreuz zu sein, wir reden zehn Gebote klein

Und Sonne küsst den Tempel.

Tegernsee Panoramaweg & das eintausendvierhundertfünfzigste Gedicht

Auf dem Höhenweg Tegernsee

In genau solchen Ecken

In genau solchen Ecken steh'n immer die Doofen,
Die dornigen Dirnen und Hirnkatastrophen.
Die sind wie geschaffen zum Sympathisieren,
Weil sie wie die Affen im Gleichklang parieren.
Nein, die horchen nicht auf, die gehorchen Befehlen,
Die horten den Aufruhr, man würd' sie bestehlen! -
Die stehen auf Abruf für vieles bereit.
Mein Körper schreit: "Leute, ich will keinen Streit!"

Doch vor ihrem Gedroh muss sich niemand erschrecken -
Das sind so 'ne Leute, das sind so 'ne Ecken! -
Die macht nur dein schwindender Glaube ans "Wehr dich!"
So raumfüllend mächtig und letztlich gefährlich.

Kam mir in manch Denktal schon schnell in den Sinn:
"Das wär so 'ne Ecke da - stell dich mal hin!",
Rang nieder den Wunsch nach bequemem Verweilen
Die Wiedererkenntnis der ersten zwei Zeilen.

Gmund & das eintausendvierhundertneunundvierzigste Gedicht

Blick auf den Tegernsee auf dem Höhenweg von Gmund

Am Ufer

Ich möchte längst (und immerschon)
Zur Friedlichkeit gelangen.
Wird sie mich als verlor'nen Sohn
Samt Treueschwur empfangen?
Ich legte ihr die Flügel weit,
Höchst tiefgebeugt, zu Füßen
Und würd' von meiner Ruppigkeit
Sie demutartig grüßen.

Maximilianstraße & das eintausendvierhundertachtundvierzigste Gedicht

Sonnenuntergang in der Maximilianstraße

Gefühlte 20

Deine Kopfhaut bewahrt sich das blanke Gefühl,
Unter früheren Haaren verborgen zu sein -
So passt auch ins forschfrisch betagte Kalkül
Bei dir noch ein weiteres Lebensjahr rein!

Abmarschplatz & das eintausendvierhundertsiebenundvierzigste Gedicht

Das NS-Dokumentationszentrum am Königsplatz

Veteranen am Strand

Es war Krieg, den der Sommer Vergangenheit sein lässt -
Der Frühling verspricht zu gern schiefen Triumph,
Wenn Welt sich aus Angst vor Veränderung einnässt
Und Regengefahr zwickt das Leben im Sumpf.

Es war Krieg, weil für Frieden der Anlauf zu kurz war
Und viel zu viel Sehnsucht im Sang der Soldaten -
Schon strich der Verdacht über manches Geburtsjahr,
Doch alles schrie: Davon war nichts zu erwarten!

Es war Krieg, weil dies Selfie im Album noch fehlte -
Uns drohte ein Untergang in Langeweile!
Manch Schweigen schon Feedbackkanäle entseelte -
Das Bröseln der Neuigkeit zwang uns zur Eile!

Es war Krieg, den der Sommer Vergangenheit sein lässt -
Er bescheint unsre Hände als unschuldig rein.
Es war Krieg, dessen Schuldscheinbedruckung schnell einblässt -
Wenn Zeit die Geduld frisst, wird wieder Krieg sein.

Haidhausen & das eintausendvierhundertsechsundvierzigste Gedicht

Brunnen am Weißenburger Platz

Schreiben & Bleiben

Spät in der Nacht noch was zu schreiben,
Gibt diesem Tag die Chance zu bleiben.
Umklafft mich auch herzschwerstes Gähnen,
Schafft's dieser Vers dich zu erwähnen,
Eh du mir sehr betrunken winkst
Und in der Dunkelheit versinkst.

Und Stille füllt den Raum mit Leere.

Von Worten zugemüllte Schwere
Will ich als schwebend mir bewahren
Zum Trost in spät'ren Lebensjahren -

Du wirst mit diesem Tag verweilen
In zwölf recht spät geschrieb'nen Zeilen.

- Mehr Gedichte über das Schreiben, das Autorendasein und die Poesie -

Himmel in München & das eintausendvierhundertfünfundvierzigste Gedicht

Frühlingshimmel bei Schloss Nymphenburg

The medium is the message

Nun hat über Nacht sich die Sprache geändert
Und der Brief, den ich schrieb, schwatzt verwirrt.
Sein Sinn ist von toter Beschwingtheit gerändert
Und alles verstörungsumflirrt.

Heut spreche ich längst schon in gültigen Worten.
Eine App stellt die Orthographie.
Die Umrandung wähl ich aus fast zigtausend Sorten.
Es sind Schwung und Sinn glücklich wie nie.

Isartal & das eintausendvierhundertvierundvierzigste Gedicht

Blick aufs NSG Isartal

Wechselstube

Dort fordert man, dass fortan die Alten
Besser ihre Fressen halten,
Ordert, dass all die Horden gelenkiger Jungen
Halten die Krall' um die Lenker geschlungen!

Dem entgegnen die Gegner: Fürs Erbe vom Schalter
Kommt ihr bald von selbst ins Alter!

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