Brotbrunnen & das eintausendsechshundertdreiundfünfzigste Gedicht

Brotbrunnen in der Füssener Altstadt

Corona-Umschulung

Ich würde mich gern durch Prozessakten quälen,
Doch ich, ich muss Kartoffeln schälen.
Ich könnte von Stadtteilentwicklung erzählen,
Doch ich, ich muss Kartoffeln schälen.
Ich soll eine Lockdown-Lektüre empfehlen?
Na ja, es lässt sich nicht verhehlen:
In der letzten Zeit hab ich nicht sehr viel gelesen,
Bin vorrangig küchenbeschäftigt gewesen.
Den Termin für die Knie-OP hab'n Sie notiert?
Ab September hätt' ich an der Burg inszeniert
Und die Models vorm Gang auf den Laufsteg frisiert,
Mit der UNO an Brennpunkten interveniert
Und brilliert vor schier berstenden Opernhaussälen.
Mit was? Vielleicht Kartoffelschälen.

Füssen & das eintausendsechshundertzweiundfünfzigste Gedicht

Blick auf Füssen vom Kalvarienberg

Zu den Essen in Füssen

Von Füssen und Füßen
Vom Küssen und Grüßen
Vom Müssen und Büßen
Verschlüssen, versüßen

Von gewissen Genüssen, von Wieseln in Schüsseln
Von sinnlosen Schüssen und Riesen, von Rüsseln

Mal kurz geschärft, mal lang gezogen
Das S schlägt stets den Doppelbogen.

Nachladen 25/01 & das eintausendsechshunderteinundfünfzigste Gedicht

Megaschneefall in München am Abend des 25. Januars 2021 - Tangstraße, Maxvorstadt

Der Wintereinbruch

Doch nach dem Wintereinbruch blieb den
Ersten Frühlingsgefühlen nicht viel Resonanz:
Den knospenwarm Wiederverliebten
Ward der Safe leergeräumt
Und "Na, fertig geträumt?"
Mit kühlem Strich über die Hauswand gesprayt,
Sehr rüde gecancelt dies frühreife Date
Zur Klärung des Wer-ist-hier-dran?s.

Der heilige Franziskus & das eintausendsechshundertfünfzigste Gedicht

Bei den Werkstätten vom Herrgottschnitzer von Unterammergau

Altenresidenz

Immer fröhlicher grüßt dich die Einsamkeit
Und ein weitres Loch klafft in dein Denken,
Durchhallt vom ironischen "Allzeit bereit!" -
Es ist eklatant leicht, dich zu kränken.

Zum Ende sind all deine Taten ergraut
Und die besten der Schiffe gesunken.
Aufs Glück wird ausschließlich zurück noch geschaut -
Und ich rat dir, Freund, tu es betrunken!

Am Boden & das eintausendsechshundertneunundvierzigste Gedicht

Oberammergau Pferderanch Horsebackriding

Für Sie als Bühnenperson ist das vermutlich auch keine leichte Zeit, was?

Den Wechsel der Tage
Spür ich nur am Barthaar ...
Nun, zu Ihrer Frage:
Ist grad eher hart, ja!

Altes Holz & das eintausendsechshundertachtundvierzigste Gedicht

Auf der Roter Bichl Runde in Unterammergau

Ungestüm auf Heimaturlaub

Was ich jetzt neu für mich entdeck,
Sind richtig alte Sachen.
Ich musst wohl erst mit frisch geweck-
Ter Lässigkeit sie machen.

Was ich für mich ad acta leg,
Sind mehr so Hot-Shit-Dinge.
Gefällt mir der Geh-nicht-mit-Weg,
Die Welt, in die ich dringe?

Was ich für mich bewahren werd,
Ist: über nichts zu stehen.
Ich lach das Lachen der Gefähr-
Ten, die das nicht mehr sehen.

Bergwacht & das eintausendsechshundertsiebenundvierzigste Gedicht

Oberammergau Straßen-Weihnachtsdeko

Regen Zuspruch

Er pladdert unablässig sein
"Die Welt wird nicht mehr besser!" -
Der Regen trübt uns hässlich ein,
Selbst Hass wird nochmals hässer.
Wir hofften schon pompöser auf
Versöhnlicheres Wetter -
Reicht's grad nicht für Erlöser, kauf
Gewöhnlichere Retter!

Roter Bichl & das eintausendsechshundertsechsundvierzigste Gedicht

Auf der Roter Bichl Runde in Unterammergau

Lockdownverlotterung

Ich gebäre in einem fort Nachlässigkeiten,
Die sitzen jetzt mit mir zu Tisch,
Nicht anmaßend hungrig, nur störrisch beizeiten,
Sobald ich nach Einlagen fisch.
Gern behaupte ich, mich nicht mehr selbst zu erkennen,
Als vermisst ich verlorenen Stil.
Wenn wir jetzt Relevantes vom Nötigen trennen,
Ist das, was uns bleibt, ohne Ziel.

Oberammergau & das eintausendsechshundertfünfundvierzigste Gedicht

Oberammergau Häuserbemalung und Weihnachtsdeko

Passionsspiele schön und gut, aber ...

Überdies sind stramme Bauern
Unter Oberammergauern!

Unterammergau & das eintausendsechshundertvierundvierzigste Gedicht

In der St. Nikolaus Kapelle von Unterammergau

Zweite Auftragsversewoche 2021: Gewünscht wurden Gedichte zu den Themen Heinzelmännchen, Zustand zwischen Schlaf und Wachsein, Carmina Burana, Glückspilze, Vampire, Energetische Gebäudesanierung, Gewissheit des Todes, Gutes Reimen, Frischluft, Griechenland und Vernichtung der Menschheit.

Die Vernichtung der Menschheit (und sechs belegte Brote)

Als man sich mit "Ich mach dich platt!"
Im Selbstgespräch bedrohte,
War man schon längst die Sache satt,
Dank sechs belegter Brote.

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Frank Klötgen - Post Poetry Slam - immer frische Gedichte & Fotos RSS abonnieren