Kirche im Dorf & das eintausendachthundertste Gedicht

Blick auf die Kirche von Übersee vom Chiemsee

Auf die alten Zeiten!

Ich muss zugeben, dort gab es Schmerz zu erleben,
Und ich komme nicht gut damit klar.
Da wir jetzt genusslos die Gläser erheben,
Werd ich der Vernarbung gewahr,
Die sich unlängst darbot, mir manchmal zu nützen.

Ich muss sie vor falscher Vereinnahmung schützen.

Herrenchiemsee & das eintausendsiebenhundertneunundneunzigste Gedicht

Blick auf Herrenchiemsee vom Wasser

Misswissverständnisse

Wer mitten einer Blumenwiese
Enttäuscht nach blauen Männern sucht,
Durchschritt das Tor zur Wissenskrise,
Wo sich manch Eingang falsch verbucht.

Im Tretboot & das eintausendsiebenhundertachtundneunzigste Gedicht

Mit dem Tretboot von Übersee zur Fraueninsel (hin & zurück, mit drei Schwimmstopps 2,5 h)

Zufallsfund

Und wieder lag da
Etwas Sprache
Des Morgens neben dem Bett.

Entnabelte Vokabeln
Schabt ich ab
Und ließ adrett

Sie ein wie Magma
In die Brache
Immer noch stilfreier Form.

Solch Fundglück aufzugabeln
Turnt mich an:
Ein Kabinett-

Stück (so fängt all das an!),
Im Entstehen schon stieß ich es ab -

Was der Zufall mir gab,
Zog ich kurz an mich ran.

Doch ich freute mich enorm.

Schiefen & das eintausendsiebenhundertsiebenundneunzigste Gedicht

Bei Übersee am Chiemsee

Ripostegedicht zu "I love your smile" von Shanice

Dein Lächeln (ist alles, was ich brauche)

Mein Zehennagel und dein Lächeln -
Sie wär'n ein wunderschönes Paar!
Die Restkörper prägt Nebensächeln -
Im besten Falle unsichtbar.
Ach, herzlich klein wär mein Int'resse
An der Ödnis deiner Fresse,
Gäb's nicht unter deiner Nase
Jene rettende Oase:

Dein Lächeln. Ich liebe dein Lächeln.

Die Lippen und Mundinnenwinkel
Könnt als Rahmen ich ertragen -
Aber weit'rem Schöngetrinkel
Möchte vorab ich entsagen!
Ach, ließest du dich operieren
Und vom Ballast separieren,
Weil niemand dein Gesicht vermisst -
Das einzig Liebenswerte ist:

Dein Lächeln. Ich liebe dein Lächeln.

Dies Lächeln ohne die Visage
Ist des Begehrens Kernessenz!
Doch mit Mogelpack-Verarsche
Betrügt dein Lächeln seine Fans:
Sag, wer hat denn bloß, in aller Welt,
Den ganzen Humbug mitbestellt?!
Ich denke, ich müsste in einem fort speien,
Glänzte da nicht vor den Karieszahnreihen:

Dein Lächeln. Dein Lächeln,

Welches wohltuend-himmlische Ruhe verspricht:
Denn Deppen, die lächeln, rappen nicht!

Doch liebt dich, Lächeln, um nichts misszuverstehen,
Nur ein einziger Nagel von meinen zehn Zehen!

Hofbühne & das eintausendsiebenhundertsechsundneunzigste Gedicht

Hofbühne E-Werk Eschwege, Sommer auf dem Werdchen

Gartenzubehör (Wo ein Wille ist, droht eine Kanne)

Die Gießkanne flüstert nur: "Ja, ich kann gießen!" -
Mit der Gießwolle lässt sich das Nichtstun genießen.

Werraidyll & das eintausendsiebenhundertfünfundneunzigste Gedicht

Blick auf die Werdchen-Insel von Eschwege

Haariges

Um-ein-Haariges lockte das Knapp ans Geschehen
Und es kräuselte Schrecken
Um haarscharfe Ecken.
Jetzt glättet sich's kammstramm fürs nächste Verdrehen.

Durchhänger & das eintausendsiebenhundertvierundneunzigste Gedicht

Fachwerkfassade in der Eschweger Altstadt

Mutwillig

Meinen Mutwillen sollte ich Wutwillen nennen:
Ein bissiger Hund, der auf niemanden hört
Und sich weigert, Verwundbarkeit anzuerkennen -
Der nebenher, selbstherrlich, einfach zerstört.
Er labt im Furor sich am eigenen Schaden,
Hüllt sich in als Ungeduld tarnende Decken.

Will ich mich nicht weiters im Selbstmitleid baden,
Muss ich mich vorm Hund meines Wutmuts verstecken.

Schlussgong & das eintausendsiebenhundertdreiundneunzigste Gedicht

Glockenspiel in der Altstadt von Eschwege

Letztes Coronapoem (?)

Dank irgendwelcher Mauschelleaks
Gelangt ich heut zum zweiten Pieks -

Und mit diesem Gedicht, sollt sich nicht noch was wenden,
Wollt ich die Corona-Rubrik auch beenden.

Eschwege Markt & das eintausendsiebenhundertzweiundneunzigste Gedicht

Markt in der Altstadt von Eschwege

Gelegenheitsgedicht (Im Wartezimmer)

Nimm dir für das Wartezimmer
(kann's dir echt nur raten) immer
Irgendetwas mit zum Schreiben!

Dann kann von dem Zeitvertreiben
Doch noch etwas übrig bleiben.

Davon zeugt auch dies Gedicht.
(wenn man's streng sieht: eher nicht)

Teufelscellist & das eintausendsiebenhunderteinundneunzigste Gedicht

Fachwerkfassade in der Eschweger Altstadt

Dieses Lied, revisited

Dieses Lied weiß noch immer, wie jung wie uns fühlten,
Als wir ohne Schimmer die Nachtstadt durchwühlten
Auf Suche nach den für uns stimmigsten Plätzen
Im Wissen, man wird unser Mittun dort schätzen.
Konsens zelebrierte ambiges Ambiente,
Wir feierten Trends stets im Status al dente,
Doch was wir mal gewannen, verloren wir ganz.

Nur dies Lied liegt mir noch in den Ohren: Kerl, tanz!

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