Willkommen Bratislava & das zweitausendeinhunderterste Gedicht

Stadtwappen in der altstadt von Bratislava

Die Schnurren der Copycats

Wer hat da mit meinem Mündchen gegessen?
Wer hat mit meinem Durst geschlürft?
Wer hat hier mit meinem Maßstab gemessen?
Und wer hat gesagt, dass ihr all dieses dürft?

Wer hat mit meinem Riecher gerochen?
Wer hat so früh meine Koffer gepackt?
Niemand von euch fühlt sich angesprochen?!
Vorsicht, Folks - ich glaub, es hackt!

Wer hat da grad mein Gedächtnis verloren?
Wer hat hier frech meine Story kopiert?
Wer wurd zum Ziel meiner Preise erkoren?
Wer hofft, dass das eh keine Sau interessiert?

Wer hat sich stumm in mein Bettchen gelegt?
Wer hat diesem Häuschen Besitz ausgefegt?
Wer ist fortan meiner Reise Begleiter?

Der schreibe selber mein Textchen nun weiter!

UFO @ Most SNP & das zweitausendeinhundertste Gedicht

UFO auf der Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes in Bratislava / Most SNP

Sanftes Entschlafen

Und sanft löst sich, was Leben hieß,
Von Antlitz, Leib und Gliedern.
Ich denk mir allen Schmerz als Vlies,
Lass fallen unter Lidern
Und atme eine Ruhe ein,
Die Zug um Zug sich mehrt.
Dann zuckt und ruckelt letztes Sein

Mein Körper ist entleert.

Abgeschirmt & das zweitausendneunundneunzigste Gedicht

Ladengasse in der Altstadt Bratislava

Im falschen Zuhause

Wahrlich, ich führe ein wunderlich Leben,
Das leider verfälscht wird von Fremdrequisiten.
Ja, ich fühlspüre mich deutlich daneben -
Und kann über keinerlei Ding hier gebieten.

Randvoll und unverlangt bin ich umgeben
Von Auswüchsen mir doch versagter Renditen.
Aussichtslos, Blickwerk und Köpfchen zu heben,
Umbaumelt mein Kinn ihr Schild "Mich kann man mieten!".

Neue Stary Most & das zweitausendachtundneunzigste Gedicht

Die Straßenbahnspur auf der renovierten Stary Most / Alten Brücke von Bratislava

Angebiestert

Plötzlich biestert's mich an, dass ich gar nichts versteh,
Dass ich hoffnungslos rätselnd komplett überseh,
Wo Essenz vor sich seint
Und des Daseins Meriten,
Vom Stumpfsinn verneint
Und umzingelt von Nieten,
Die ich sehenden Auges nicht wirklich erkenne,
Weil ich stümperhaft Wertes vom Unwerten trenne,
Dass ich trotz voller Fahrt
In längst höherem Gange
Auf nutzlosem Grat
Nie nach oben gelange.

Hotel Kyiv & das zweitausendsiebenundneunzigste Gedicht

Blick auf die Fassade des Hotel Kyiv in Bratislava

Aber die Haie

Aber die Haie fraßen
Die Brüste, die deinen; die Scheide;
Der Rundungen Streben nach Maßen,
Umrundet vom weiblichen Neide;
Der Raum und Zeit Vollkommenheit
Und ihre Ebenmäßigkeit -
Von ziellosen Zähnchen zerrissen,
Die nichts in Erotik bemessen,
Nur beiläufig fressen und fressen:
Dich, Kronstadt von Wesen und Wissen.

Lovin' Liegebarrieren & das zweitausendsechsundneunzigste Gedicht

Liegebarrieren am Slowakischen Parlamentsgebäude in Bratislava

Unverzagt Gesagtes

"Springlebendig freundlich" ist ein gutes Begegnungsgefühl,
Ebenso gewinnt mich ein "verbindlich, aber kühl".
Zwar sagt mir ein "sarkastisch scharf" als Spartenfreude zu -
Doch schwärm ich täglich heuchelwahr: Man muss so sein wie Du!

Bratislava & das zweitausendfünfundneunzigste Gedicht

Blick auf Bratislava vom UFO

Lässiges Bratislava

Im Verlangen nach baren Besonderheiten
Entleert sich von Schiffen die Menschenfracht,
Hastig füllen sich die Speicherkarten
Mit den spürlichsten Spuren vergangener Zeiten.
Verwehrt bleibt das Ständchen geschliffener Pracht:
Zu unterjustiert
Harrt, was interessiert,
Lädt ein, nicht zu viel zu erwarten.

Förchensee & das zweitausendvierundneunzigste Gedicht

Blick über den Förchensee bei Ruhpolding

Im Endspurt des Streunens

Nirgends zuhause
Und doch nichts vermissend.
Mir zeigt sich jed Bau
Fundamenteunwissend -
Und ich zeig entsprechend zurück!

Zeichen vertrauend,
Scheint Suche mir lässlich.
Ein endloser Stau
Potenziert sich ins Grässlich -
Derweil ich die Zeit überbrück.

Wann ließ das Verlangen vom Glück?
Und was bestimmt, was man vergisst?
Fernab vom Traulich,
Nirgends zuhaus: ich -
Leider auch nirgends vermisst.

Santiago de Cuba & das zweitausenddreiundneunzigste Gedicht

in der Altstadt von Santiago de Cuba

Santiago de Cuba (von der Rooftopbar betrachtet)

Santiago klingt wie ein Verbrechername,
Nach 'nem Schurken mit reinem Gewissen.
Der verkneift sich die Schimpfwörter vor einer Dame -
Die Manieren nicht vollends verschlissen
Und im Innern die Sehnsucht nach schöngeist'gem Leben,
Nach Porch, Poesie und Pompon,
Im Schoß eines Lichts, das sich müht zu vergeben,
Wenn Läuterung bricht den Kokon.

Der Schwitzkasten früherer Notwendigkeiten
Verrohte gewöhnlich den Ton.
Mag Santiago auch niemand zum Tisch mehr geleiten,
Versöhnt man sich mit seinem Sohn.

Che's Choco & das zweitausendzweiundneunzigste Gedicht

Die Che Guevara Schokoladenfabrik bei Baracoa

Ripostelied auf "Hasta Siempre Comandante Che Guevara"

Komm, Mandant, eh die Gefahr naht!

Du fühlst dich schwach, allein und wehrlos? - Werd mein Mandat, ey!
Und alle rings um dich sind ehrlos? - Werd mein Mandat, ey!
Das wiederholt sich immer wieder?
Nun hebt dies Lied dir deine Lider ...

Da mir als Anwalt schnell klar ward:
Du bist verängstigt, hey, du flennst ja!
Entflieh den Pranken der Gangster -
Komm, Mandant, eh die Gefahr naht!

Füttert man dich mit blauen Bohnen? - Werd mein Mandat, ey!
Und droh'n Verrohte dir mit Drohnen? - Werd mein Mandat, ey!
Scheint dir dein Dasein so betrüblich?
Denk nie, das sei vielleicht so üblich.

Da mir als Anwalt schnell klar ward:
Du bist verängstigt, hey, du flennst ja!
Entflieh den Pranken der Gangster -
Komm, Mandant, eh die Gefahr naht!

Lud man dich ein zu einem Blutbad? - Werd mein Mandat, ey!
Du findest nicht, dass dir das gut tat? - Werd mein Mandat, ey!
Weißt nicht, was soll die Blutung stillen?
Wird alles gut, Jung, kannst jetzt chillen

Da mir als Anwalt schnell klar ward:
Du bist verängstigt, hey, du flennst ja!
Entflieh den Pranken der Gangster -
Komm, Mandant, eh die Gefahr naht!

Du bist ein ständig Überhörter? - Werd mein Mandat, ey!
Trotz aller Wendigkeit Zerstörter? - Werd mein Mandat, ey!
Wenn das Verfahr'n verfahren ausschaut
Bau drauf, dass dich da einer raushaut!

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