Endlich Auswahl & das zweitausendeinhunderteinundneunzigste Gedicht

Buttons von Marilyn's Army

Dein Spotify Mix der Woche

Jed' Playlist liefert den Beweis:
Der ganze Algorithmen-Scheiß
Wird ewig stutenblöde bleiben!
Ein Zeitverschwendungszeitvertreiben
Wird uns als Zukunft aufgedrängt,
Weil ein Computer Inhalt denkt.

Solch Stumpfheit wird uns weiter lenken -
Drum seid bereit zum Anspruch-Senken!

Vor Einlass & das zweitausendeinhundertneunzigste Gedicht

Im Saal X vom HP 8 vom neuen Gasteig München

Vorahnung des Nachspiels

Drunten in der Gletschertasche
Schlummert die vergess‘ne Asche
Von in Zaubershows zersägten
Freiwillig erwählten Mägden.

Und der Jet-Stream brummt sein „Schade!“
Aus verstetigter Blockade,
Da die Surfboys sich verkühlen,
Wenn sie sich gen Wellen wühlen.

Es bedumpft Korallenbleiche
Einstmals munt‘re Stallbereiche,
Wo nun Bauern sich entleeren
Über sprungbereiten Scheren.

Old School Prepper & das zweitausendeinhundertneunundachtzigste Gedicht

Herbstbesuch auf dem Balkon

Die zähe Dehnung des Hoffens

Es ist ein Flummi oft im Traum
Der leicht versoffne Gummibaum -
Drauf hoffen darf der Dummi kaum!

Auffahrtsallee & das zweitausendeinhundertachtundachtzigste Gedicht

Kanal zum Nymphenburger Schloss

Die Lösung aller Krisen

Sind wir mit dem Latein am Ende,
So taufen wir es Zeitenwende.

Spätblüher & das zweitausendeinhundertsiebenundachtzigste Gedicht

Späte Blütenpracht im Berliner Tiergarten

Vorbereitung auf den Winter

Wo nichts mehr fährt, kann niemand heizen
Und muss dann auch beim Gas-Geb’n geizen.
Wir werden alle bald erkalten -
So woll’ns halt die Naturgewalten!

Isarruhe & das zweitausendeinhundertsechsundachtzigste Gedicht

Isar bei Thalkirchen

13.333 km

Es war nur eine prüde Zahl,
Die mich anhielt, kurz inne zu halten.
Mich rührte ihr "Es war einmal ..."
Und es schalt mich, mal tiefer zu schalten.

Dein Rad hab ich bewahrt, nur manch Rat
Hab ich zu erinnern vergessen.

So unentrinnbar läuft die Fahrt -
Und die Abstände werden vermessen.

Essen-Überquerung & das zweitausendeinhundertfünfundachtzigste Gedicht

Kraniche überm Ruhgebiet

Wink gen Afrika

Wenn die Kraniche bald schon in Afrika landen,
Im warmen Matsch dortiger Flußbänke stranden
Und sonnenbefönt vom Erlebten erzählen
(auch interessant: Welche Sprache sie wählen?!),
Wie stieg wohl das Fieber der heimischen Fauna,
Die just überlebte 'ne Bruthöllensauna?

Wir zieh'n durch die Welt, glauben Krisen zu kennen -
Aber uns winkt die Wahl, uns von diesen zu trennen.

Letzte Ernte & das zweitausendeinhundertvierundachtzigste Gedicht

Murnauer Moos, Heuballen

Die Kommoden

Noch stemmt sich etwas Restepracht
Gegen Kantenschleifer.
Unverwandt, doch gut bedacht,
Markt sie blinden Eifer

Als Abzulehnendes,
Zu nichts Verwehendes.

Sie hält den Lauf der Welt nicht auf,
Sie hält nur kurz den Schritt.
Sie winkt kommod dem Ausverkauf -
Und ich, ich winke mit.

Brückenrückseite & das zweitausendeinhundertdreiundachtzigste Gedicht

Blick auf Olten und Aarebrücke

Als Neumünchner an alten Lieblingsplätzen

Ich hab seit München wohl die Schweiz
Schon hinreichend daheim.
So hock ich still vor einst'gem Reiz
Und find doch keinen Reim.

Schilfblüte & das zweitausendeinhundertzweiundachtzigste Gedicht

Schilf am Murnauer Moos-Weg

Ripostegedicht auf "Herbsttag" (1902) von R. M. Rilke

Wintertag (2022)

Gott: ist dat kalt! Und der Frost macht bald groß.
Wir lesen schnatternd Gasstandsuhren
Und kurz hernach geht’s Winseln los.

Deck dich mit Konserven und Trockenobst ein;
Begib dich ins Loch ungemütlicher Tage,
Bedrängt von Entwertung und Weltfinanzlage -
Diese Welt voller Büsser fängt schwer an zu wein'n.

Wer jetzt sein Haus heizt, hat bald keines mehr,
Wird schrei'n: „Ej, verleiht hier wer Thermoglasscheiben!?“,
Wird Wasser schleppen, preppen, um letzlich auch 'nen Campinggaskocher aufzutreiben.
Und wird nach allem Hin und Her
Sich wundern, wo die Blackouts bleiben.

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Frank Klötgen - Post Poetry Slam - immer frische Gedichte & Fotos RSS abonnieren