Trümmerkreuz & das zweitausendzweihunderterste Gedicht

Der Luitpoldhügel, auf dem das Bronzekreuz steht, wurde aus dem Trümmerschutt der im Zweiten Weltkrieg zerbombten Gebäuden Münchens aufgeschüttet.

Give peace a chance - ein Akrostichon

Gegebenenfalls
Interesse
Vermelden!
Eh ein Kuschelbedürfnis nach Schlachtfeld und Helden
Perturbiert
Ethikbasen mit
Ambivalenz -
Choraleinsam singt sich grad "Give Peace a Chance".
Entsetzensentstellt
Attackiert man
Charakter,
Höhnt hastig den Paz zu 'nem -ismus-ad-acta.
Aufrüstungsbrüstend wird kühn überblendet:
Normal ist Gewalt das, was
Chancenlos
Endet!

Marienplatz & das zweitausendzweihundertste Gedicht

Weihnachten auf dem Marienplatz

Stänkern

Der unerreichlichste Geruch
Flucht sich aus mir heraus.
Ein vollgekotztes Taschentuch
Bestätigt seinen Graus.

Bin ich für diese dufte Welt
So gar nicht zu ertragen?
Fühlt sich die Luft von mir entstellt,
Dreht sich auf Sturm ihr Magen?

"Wie man sich halt Gedanken macht,
Derweil man solch Gestank entfacht,"
Erklärt ich meinen Henkern.
Und dann war Schluss mit Stänkern.

Residenzinnenhof & das zweitausendeinhundertneunundneunzigste Gedicht

Ein Innenhof der Residenz München

Aufgestaut, nachgeschärft (zum Re-Start des Programms der Lach- und Schieß)

Noch eh man sich versehen hat,
Wird man vom Hab Eck zum Bin Glatt,
Lockt's den bockigsten Bär
Zum "Oh, so krieg'ste mehr!".

Du fragst, was ist denn da passiert??

Da hab'n sich welche koaliert.

Glyptothek & das zweitausendeinhundertachtundneunzigste Gedicht

Die Glyptothek im Kunstareal München - Museum für die Sammlung antiker Skulpturen

Coda

Es schwärt ein Dunst von Traurigkeit
Überm abermissglückten Versuch ...
Und was erleichtert nun dein Leid?
Vielleicht ein gutes Buch?

Du kanonierst ein "Hilft ja nichts!"
In schwersterlernter Melodie
Und mit dem Timbre des Verzichts
Zum herzentkernten "C'est la vie!".

11.12.2022 & das zweitausendeinhundertsiebenundneunzigste Gedicht

Improvisierter Adventskranz

Zum dritten Advent

Wer im dritten Advent
Nicht die Mitte erkennt,
Fühlt sich alldieweil allzunah dran.

Fast vollendeter Schein
Überblendet das Nein
Vom zur Hälfte erklommenen Wann.

Schlittelpremiere & das zweitausendeinhundertsechsundneunzigste Gedicht

Schlittelhang am Luitpoldpark

Verschmelzungen

Für irgendwen ist jeder Schnee der erste Schnee im Leben
Und den wird es naturgemäß für ihn nie wieder geben.

Und doch birgt jeder Folgeschnee die selbe Sensation
Und weckt beinahe deckungsgleich 'ne Schnee-Re-Reaktion.

Solch Technik möchte ich erlern'n (ich denke schon, ich muss)
Für's neu entfachte "Hab dich gern, du achtmillionster Kuss!"

Folkwangstadt & das zweitausendeinhundertfünfundneunzigste Gedicht

Weihachtsmarkt in Essen

Ripostegedicht auf "Die Weihnachtsmaus" von James Krüss

Die Weihnachtsmaus 2.0 (Mutters Rache)

Die Weihnachtsmaus ist sonderbar -
Sogar für die Gelehrten.
Denn einmal nur im ganzen Jahr
Entdeckt man ihre Fährten.
Das ganze Jahr macht diese Maus
Den Menschen keine Plage.
Doch plötzlich aus dem Loch heraus
Kriecht sie am Weihnachtstage.

Und kaum späht sie ein freches Kind,
Das Muttern nicht zu Willen,
Wird dieses Tier vor Blutdurst blind
Und drängt drauf, ihn zu stillen.
Nascht Christian vom Marzipan,
Das doch bestimmt für Peter,
Begießt sie ihn schnell mit Benzin -
Und siehe da: Schon brät er!
Auch Nelly, die am eierschaum'nen
Weihnachtsmann geknabbert,
Ist kurz drauf ihr Gesamtgedärm
Zum Bauch hinaus geschlabbert.
Es stahlen Ernst, Hans und Papa
Sich frech ein Stück vom Kekseschmaus?
Zerdrückt werd'n sie zu Mett-Tartar -
Denn so was schmeckt der Weihnachtsmaus!
Ihr fragt euch bang, wer machte Hänschen,
Ja, und auch Lieschen dem Garaus?
Nun, sagt Mama, sie sah ein Schwänzchen -
Dann war es wohl die Weihnachtsmaus!
Weihnachtsfest im Kreis der Lieben -
Wie man's gern gefeiert hätt!
Ach, von der Familie blieben
Einzig übrig: Mum and Dead!
Wie gesagt, Herr Kommissar:
Diese Maus ist eine Plage -
Doch es endet ihr Eklat
Just am Weihnachtstage.

Was gibt's denn da im Nachbarhaus?
Dort spritzt grad Blut ans Fenster!
Ja, wütet da die Weihnachtsmaus?
Ja, seh ich schon Gespenster?!
Gibt's auch dort drüben Mausetote?
Klär'n Sie das auf, Herr Kommissar!
Vielleicht die Tat der selben Pfote?
Ich sag dann: Tschüss - bis nächstes Jahr!

Theresienstraße & das zweitausendeinhundertvierundneunzigste Gedicht

Weihnachtliche Theresienstraße in Ingolstadts Altstadt

Stadtnamenmetrik

Wenn in Golstadt ich heut
Statt in Ingolstadt wär,
So vermisst ich, ihr Leut,
Jene Silbe schon sehr!

Doha Airport & das zweitausendeinhundertdreiundneunzigste Gedicht

Dem Gähnen

Die letzten Kostbarkeiten blinken
Im zur Rarität schwindenden Alltagsmoment
Und egal, wie gelöst wir aufs Wohl von uns trinken -
Es löscht nicht den Fakt, dass die Zündschnur längst brennt.

Gönnt euch diesen Tränenquell, Freunde! Ihr wisst es:
Das Gähnen von heut ist ein bald schon Vermisstes.

Doch letzte Kostbarkeiten laden
Uns diesen Tags noch zu Umarmungen ein
Und wir singen den Schlager von Fräul‘n Helens Waden,
Woll‘n der Jukebox den Sprung in der Platte verzeih‘n.

Gönnt euch diesen Tränenquell, Freunde! Ihr wisst es:
Das Gähnen von heut ist ein bald schon Vermisstes.

Nun gilt hier keinem mehr als kostbar,
Was zu unserer Zeit auch nur landläufig war.
Wir zwängen den Trott zwischen Hostie und Popstar
Und beugen uns aller Verklärungsgefahr.

Gönnt euch diesen Tränenquell, Freunde! Ihr wisst es:
Das Gähnen von heut ist ein bald schon Vermisstes.

Pink Christmas & das zweitausendeinhundertzweiundneunzigste Gedicht

Der Christkindlmarkt der LGBTQ*-Community im Glockenbachviertel

An Haltestellen, hoffnungsvoll

An Haltestellen, sehr hoffnungslos stehend
Und tranig der Fahrtwege Welten besehend,
Sinkt des Lebens Sinn hin
In tiefere Tiefen
Wenn die Dinge so laufen, wie sie bislang liefen,
Verfaul ich, wo ich bin.

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Frank Klötgen - Post Poetry Slam - immer frische Gedichte & Fotos RSS abonnieren