Vaduz & das vierhundertdreißigste Gedicht

Vaduz Fußgängerzone

Geduzt in Vaduz
(Schon ein Dutzend Male hab' ich Euch gesagt: Man duzt nicht andre ungefragt!)

Als ich mich völlig unverdutzt
Heut' in der Stadt Vaduz befand
Hab' ich das Näschen mir geputzt
Und faltete 'nen Schutzverband

"'Nen Schutzband?" fragt ihr verdutzt
"Wozu hast du denn den genutzt?"

Liechtenstein & das vierhundertneunundzwanzigste Gedicht

Liechtenstein

Maßvolles Gedicht

Liechtenstein ist sehr, sehr klein
Gäb's sonst noch was zu sagen? Nein

Fällt dir grad nichts zu dichten ein
Fällt es zurück auf Liechtenstein

Schwäbeln & das vierhundertachtundzwanzigste Gedicht

Freiburger Bächle

Die Säbel des Schwäbelns

Das Schwäbeln attackiert meine Misanthropie
Es martert den fleischigen Schmelz meiner Ohren
Die Impertinenz dieser Sprachmelodie
Klingt niedlichkeitssauer, im Kleingeist gegoren

Man schnattert sich sein Dorfsein gut
Im Schatten von Furor und Wut

Doch ich möchte verletzen, vergrätzen, verstören
Nicht immerfort dessen Negierungle hören

Ha noi, du abscheulichstes Buttercremeschwätzen
Du zwingst uns zum Kinderlaternenzerfetzen!

Darum geht's vielleicht auch - wirkt das Schwäbeln doch wie
Ein Stochern im Ofen der Misanthropie
So drängt man die Welt zu Zerstörung und Leid ...

Auf dass ihr Schwaben fröhlich seid!

Freiburg & das vierhundertsiebenundzwanzigste Gedicht

Freiburger Münster

Von wegen Freiburg

Im Breisgau haut' ich dich zu Brei
Kam in 'ne Burg und nie mehr frei

Knödel & das vierhundertsechsundzwanzigste Gedicht

Karlsbrücke

Kein Knödelgedicht

Bedichte ich euch Knödelein
Schleicht immer sich ein Dödel rein

Der Schleimspucker scheint - ob kompakt oder länglich
Als Reim auf euch wohl unumgänglich
Und der würd' alles schier verderben
So muss der Plan des Verses sterben

Wie gern ich auch euch Knödel preise
Echt nich auf so 'ne blöde Weise!

Kafka & das vierhundertfünfundzwanzigste Gedicht

Kafkamuseum Prag

Fast Nachbarn

Franz Kafka und der Fatzke Frank
War'n klaftertief verfall'n dem Punk
Sie schrie'n "No Fun!" und "Fuck!" im zahmen
Schoß des Kaffs, aus dem sie kamen

Prag & das vierhundertvierundzwanzigste Gedicht

Karlsbrücke von der Moldau

Es liegen drei Kaiser begraben

Ich bin in den Prager Gassen versunken
Wie immer verplant und ein bisschen betrunken
Fand selig vor Glücke
Im Strom eine Lücke
Der über die Karlsbrücke burgwärts sich wand

Und drüben versank ich in anderen Gassen
Verlor schnell den Anschluss am Sturmdrang der Massen
Fand ein Plätzchen am Fluss
Saß im Jetzt mit Genuss
Der aus dem nostalgischen Rauschen entstand

Auf dem Sprung & das vierhundertdreiundzwanzigste Gedicht

Altstadt Pilsen

Vielflieger

Die Freundlichkeit der Landschaft lässt mich abermals in die Reise verreisen
Und in das stumme Rumgegucke

Vom Abnabeln bis zum Vergreisen
Bin ich Landschaft um Landschaft begrasende Schnucke

Ganges & das vierhundertzweiundzwanzigste Gedicht

Pilsen

Die Schönheit des Ganges

Hallöchenpopöchen, Ihr Götter da droben
Ich meld' mich, die Schönheit des Ganges zu loben:
Die grazile Gazelligkeit schreitender Beine
Der Damenbesetzung vom Straßenballett!

Mich treibt nicht der Geifer nach Fleisch - nur der reine
Augengenuss eines "Guck mal, wie nett
Flaumige FlaminGo-Go-Mädchen
Raumüberwindend durchstelzen dies Städtchen!"

Da, ein Knie federt wadenwärts über das Pflaster!
Und der Hüftschwung verglüht als in Backen gefasster
Betörend die Böden bezuckernder Guss ...

Nach dem ihr benanntet 'nen indischen Fluss!

Tschechien & das vierhunderteinzwanzigste Gedicht

Pilsen

Stranger than Kindness

Tschechien ist wie ein Song von Nic Cave
Ein bisschen Pan Tau und ein bisschen New Wave
Der Künstlergeck aus alter Blüte
Mit seinsbewusstem Schwergemüte
Umsäumt von dem Strandgut des Sozialismus

"Ahoi!" grüßt dich das Maulwurfswort
Dann schwemmt das erste Bier dich fort
Und bis sich Schweyk in Schweigen hüllt
Wird Henry Lees Refrain gebrüllt
Im auf Kopfsteinpflaster getippelten Rhythmus

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