Totenstille & das zweitausendzweihundertneunte Gedicht

Alter Nordfriedhof im Schnee

Selbstversendlichkeit

Boah, ist das dunkel, wenn nirgendwo Licht ist!
Ortlos die Welt, in der dies kein Gedicht ist:
Worte, die Klang über Klang sich entblößen;
Nirgendwo misst wer die Buchstabengrößen.

Wortlosigkeit bohrt sich tief in die Stille -
Irgendwo ortbar zumindest der Wille,
Dass man der Buchstaben oberste Schicht misst.
Boah, ist das dunkel, wenn nirgendwo Licht ist!

Sparkassenstraße & das zweitausendzweihundertachte Gedicht

Sparkassenstraße in der Münchner Altstadt

Olivers II

Im All der Olvivers wirst du
Der Eine für mich bleiben -
Das würde ich nach all der Zeit
Noch heute unterschreiben.

Die Schule schnürte uns die Schuh'
Und trieb uns ins Entfernen -
Des Andren Unverständlichkeit
Hieß sie uns zu erlernen.

Der Schulbus fuhr uns aus den Schwur,
Kein Jemals könnt' uns trennen.

Heut können wir uns sehen - nur
In keinem All erkennen.

Interimsschönheit & das zweitausendzweihundertsiebte Gedicht

Winterlicher Englischer Garten

Traurige Plurals

Das Verfallsdatum von Schönheit
Ist von außen nicht zu seh'n -
Und uns bleibt nur die Schlittellust
Auf längst geschmolz'nen Schneen.

Aufgetaut 2022 & das zweitausendzweihundertsechste Gedicht

Krippe mit DB-Bistro Brezn Etikett

Ess-Kurve

Die Geschenke ausgetauscht,
Dankbarkeiten aufgebauscht -
So endet die Bescherung
Und wendet gen Verzehrung.

Barberinischer Faun & das zweitausendzweihundertfünfte Gedicht

Der Barberinische Faun in der Glyptothek München

Partyheimweg

Grad da, wo ich grad pinkeln will,
Wohnen Obdachlose
Und die schau'n mit 'nem Look-to-kill
Auf meine off'ne Hose.
Auf "Was für'n Druck mich grade plagt,
Das wollt ihr gar nicht wissen!"
Entgegnen sie (sehr ungefragt),
Dass sie tagtäglich pissen -
Nur tun sie's ohne ohne Not
Verzusätzlichte Krisen.
Mich fragt da: Gilt das auch für Kot,
Fürs Rülpsen und fürs Niesen?!
Manch Mensch schnurrt lässig "Let it out!"
Beim Not Dürfte Verrichten.
Nur mir ist es so Not Allowed -
Ich muss darüber dichten!

Überfrorenheit & das zweitausendzweihundertvierte Gedicht

Überfrorener Ast

Unzufriedenheit

Mir fällt kein Hauch von Plänchen ein,
Um diesen Tag zu füllen!
Ich melk aus mir kein Tränchen, nein,
Werd "Mir ist scheiße!" brüllen -

Verschwende doch ich Arsch von Sein
Mein nicht mehr langes Leben.
Drum prügelt mit mir auf mich ein -
Mir Saures süß zu geben,
Scheint das Gebot der Stunde!
Erspart mir keine Wunde!

Vielleicht fang ich schon morgen an,
Mich wieder smart zu finden -

Drum nutzt nur dankbar diesen Run,
Mich treffend hart zu schinden!

Weihnachtsdorf im Kaiserhof & das zweitausendzweihundertdritte Gedicht

Weihnachtsdorf im Kaiserhof der Münchner Residenz

Alle Jahre wieder

Und wieder muss Weihnacht die Kleinsten verzücken,
Die nochmals ein Jahr gen Erwachsensein rücken,
Hernach bald schon Vater und Mutter verlieren,
Dann selbst - jüngst verstorben - die Ahnenwand zieren.

Drum fährt beim "Alle Jahre wieder"
Ringsum ein Schrecken in die Glieder.

Glyptothekinnenhof & das zweitausendzweihundertzweite Gedicht

Wintersaison im Glyptothekinnenhof-Café

Unbesetzt

Und nichts entwirrt die Einsamkeit
Von unbesetzten Plätzen -
Die Tiefe der Verlorenheit
Ist niemals abzuschätzen.

Ab morgen wird hier ausrangiert,
Fast alles wird verschwinden -
Und ziellos aus der Leere stiert
Der Zwang, dies zu verwinden.

Trümmerkreuz & das zweitausendzweihunderterste Gedicht

Der Luitpoldhügel, auf dem das Bronzekreuz steht, wurde aus dem Trümmerschutt der im Zweiten Weltkrieg zerbombten Gebäuden Münchens aufgeschüttet.

Give peace a chance - ein Akrostichon

Gegebenenfalls
Interesse
Vermelden!
Eh ein Kuschelbedürfnis nach Schlachtfeld und Helden
Perturbiert
Ethikbasen mit
Ambivalenz -
Choraleinsam singt sich grad "Give Peace a Chance".
Entsetzensentstellt
Attackiert man
Charakter,
Höhnt hastig den Paz zu 'nem -ismus-ad-acta.
Aufrüstungsbrüstend wird kühn überblendet:
Normal ist Gewalt das, was
Chancenlos
Endet!

Marienplatz & das zweitausendzweihundertste Gedicht

Weihnachten auf dem Marienplatz

Stänkern

Der unerreichlichste Geruch
Flucht sich aus mir heraus.
Ein vollgekotztes Taschentuch
Bestätigt seinen Graus.

Bin ich für diese dufte Welt
So gar nicht zu ertragen?
Fühlt sich die Luft von mir entstellt,
Dreht sich auf Sturm ihr Magen?

"Wie man sich halt Gedanken macht,
Derweil man solch Gestank entfacht,"
Erklärt ich meinen Henkern.
Und dann war Schluss mit Stänkern.

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Frank Klötgen - Post Poetry Slam - immer frische Gedichte & Fotos RSS abonnieren