Wien revisited & das neunhundertdreiundneunzigste Gedicht

Stephansdom Wien

Glanz' Los

Die Dünnheit des Denkens begünstigt es leider
Dass jemand wie du sich hier breit machen kann
Es schützt dich der Spruch, dem Erfolg folgten Neider
(Den ich in 'ner ganz schwachen Stunde ersann)

Simbabwe revisited & das neunhundertzweiundneunzigste Gedicht

Victoriafälle

Der freie Fall

Wortentspannt stürzt er in Tiven
Die nach Fragewörtern miefen
Was? und Wessen?, Wem? und Wen?
Unversert vom Draufbesteh'n
Sprudelt er nur Walle?, Walle?

Jedenfalls berauscht er alle

Seychellen revisited & das neunhunderteinundneunzigste Gedicht

Abendsimmung auf La Digue

Ain und Kabel

"Aua!" jault der Kabeljau
Als die Gabel ich genau
Ihm in seinen Nabel hau

Mit ihm starben Knab und Frau
Armer, armer Kabeljau

- Versuch einer Rechtfertigung -
Just zum Start der Abba-Show-
Übertragung im TV
Via Astra-Satellit
Hatt' ich starken Appetit -
Und auch die, die Kabel schauen
Laben sich an Kabeljauen!

Venedig revisited & das neunhundertneunzigste Gedicht

Venedig am Canale Grande

Memento Marmori

Über Marmor schleichlängs schreiten
Weichen Auftritts schleifend gleiten
Wissend, dass seit Ewigkeiten
Leute durch ihr Heute zeiten ...

Ist auch unsres Paarlaufs Spürchen
Unmomentig lang zu seh'n
Weiß doch unser beider Nürchen
Dass er hier - baldeinst - gescheh'n!

Madagaskar revisited & das neunhundertneunundachtzigste Gedicht

Madagaskar Chamäleon

Für Verbliebene

Dein Grab ist längst schon eingeebnet
Doch das Loch meines Kosmos' nicht zu
Ich spüre sein Gähnen noch hinter der Rückwand
Von nicht zu verrückenden Schränken
Und manchmal, da frage ich mehr dich als mich: "Wie-
So ist der Gewürzstreuer leer?"

So lang ist das alles schon her ...
Und manchmal, da frage ich mehr mich als die, die
Grad parallel deiner gedenken:
"Verzeihst du ein wenig, wie ich noch zum Glück fand?"
Viel zu friedvoll und ruhig raunst du:
"Mein Grab ist längst schon eingeebnet!"

Helsinki revisited & das neunhundertachtundachtzigste Gedicht

Helsinki Senatsplatz und Dom

Schnarrer

Wenn Milliarden Zikaden Zypressen fressen
Und Nix hadernd vergessen, den Schaden zu messen
Zirpt letztmalig was im Zerfressenen lungert
Weil's fix nach zu maßlosem Essen verhungert

Sylt revisited & das neunhundertsiebenundachtzigste Gedicht

Strand von Westerland

ABC-Schützen

Und ein weit'res Wort soll büßen
Dass du so empfänglich bist
Dir kann schon den Tag versüßen
Wenn was U-N-U-M-G-Ä-N-G-L-I-C-H-(!!) ist

Zürne der Majuskeln Eiter!
Stopp den Treck der Letternschar!
Treib dein Spielchen emsig weiter
Bis du schweigst - für immerdar ...

Costa Rica revisited & das neunhundertsechsundachtzigste Gedicht

Feuerschnabelarassari

Lammkamm

Wenn ich zu dir lammfromm
Ohne einen Kamm komm
Mein Comeback auf halber Strecke trotz des tollen Wollens stockt

Dann entpackt sich Leid und Jammern
Unsrer beider Backenkammern:
"Hätten wir doch ungehemmt, ungekämmt uns angelockt!"

So bleib'n Lämmer, Kämmer, Schaf
Voller Woll' und Love-Bedarf!

Vancouver revisited & das neunhundertfünfundachtzigste Gedicht

Vancouver Panorama

Brüste

Der zarte Schwung nebulös zielforschen Willens
Formt die rosig ins Licht stier'nde Jungfrauenbrust

Noch zärtelt die Trainingselevin des Stillens
Mit der allseitig plump auf sie strömenden Lust

Doch Säuglingsdurst wird nach den Sprösslingen schnappen
In den Zwangsruhepausen des Liebhaberwahns

Und Irdisches fängt sich im schmutzscheuen Wappen
Und versprengt die Zerbrechlichkeit des Porzellans

Schon maßt's mich an, hier einzugreifen
Als Ranger für das, was des Schutzes bedarf

Nur bin ich für Gerechtigkeiten
Auf all die Zerstörung ja selbst viel zu scharf

Sardinien revisited & das neunhundertvierundachtzigste Gedicht

Am strand von Alghero

Generation YZA

In den Fußschweißhöhlen der Heavy User
Schwillt die lodernde Masse verlorener Zeit
Der Teigrand im Pizzakarton zischelt: "Loser!"
Und ständig scheint wer für zu wenig bereit

Doch was A nicht vollbracht', wird auch C nicht vollenden
Verkürzt man's auch zur Kleinigkeit

Schon längst glitt der Schlachtplan aus unseren Händen
Es findet nur Ruh, wer sich selber verzeiht ...

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Frank Klötgen - Post Poetry Slam - immer frische Gedichte & Fotos RSS abonnieren