Ella & das eintausendneunundsechzigste Gedicht

Ravana Falls in Ella

Abschließender Hinweis zum Gebrauch

All die spätentdeckten Nutzungsoptionen
Die dem Geräte innewohnen
Und von zweckingenierten Heurekas erzählen
Still eingepfercht in Wartesälen

All das, was ich ungenutzt dennoch besaß
Als Chance, mein Machen auszuweiten
Ein von Bedienmanuals gut gehüteter Spaß
Denn immerzu fehlten die Zeiten

Kandy & das eintausendachtundsechzigste Gedicht

Poya Parade in Kandy

Lea likes Airbnb

Nach dem Räumen der Räume von alten Geschichten
Ziehen neue Mieter ein
Auch die werden träumend, sich einrichtend, dichten
Und bald so alt wie alle sein

Sigiriya & das eintausendsiebenundsechzigste Gedicht

Blick vom Sigiriya Felsen

R.I.P. Eckbert vom Biereck (Messer, Gabel, Schere, Licht - sind auch für stark Betrunkne nicht)

Herr Eckbert vom Biereck ein Haferl fand -
Gefüllt mit Birnschnaps bis zum Rand!
Den steckte sodann - samt sich selber - in Brand:
Des Herrn Eckbert vom Biereck stark zitternde Hand.

Doha & das eintausendsechsundsechzigste Gedicht

Flughafen Doha

Katar

Dass Katar log, war völlig klar
Folgerte der Komischsar
Sodass Dohas Katharsis in U-Haft geschah
Des‘ „Oha!“ nahm Gott auch in Gotha noch wahr

Kruppwaldentree & das eintausendfünfundsechzigste Gedicht

Herbstlicher Kruppwald auf privatestem Privatbesitz

Deine Treue (Ein pragmatisches Liebesgedicht)

In einen wie mich könnt ich mich nicht verlieben!
Und find's pfundig mutig, dass du's dennoch warst ...
Nach all den Disputen, die uns schier zerrieben
Bin immer noch ich es, mit dem du dich paarst!

Friedenskirche & das eintausendvierundsechzigste Gedicht

Die Friedenskirche im Park Sanssouci

Saunakalauer

Warst du es nicht, die dies Jahr Nachwuchs erwartet?
Und schaut da nicht auch schon ein Ärmchen heraus?
Ach, nee: Mir ist nur mein Humor grad entartet!
Und du bist der schmerbauchgesegnete Klaus!

Der tote Elefant & das eintausenddreiundsechzigste Gedicht

Totes Elefantenbaby im Bwabwata Nationalpark

Ripostegedicht auf Rilkes "Das Karussell"

Das nächste Karussell

Gib Acht, mein Kind, wenn der Schatten dreht!
Dann hat hier im Weiler fast nichts mehr Bestand
Denn ein Bund von Gefährten erschafft sich sein Land
Und Umtrieb spricht ein Hetzgebet
Sie alle haben Wut in ihren Mienen
Und große Böen weh'n mit ihnen
Und dann und wann auch ein toter Elefant

So gart das Hier in noch stiller Gewalt
Schnurrt vor Sattheit so träge wie drückend
Maues Gebläh scheint wie in sie gekrallt

Und jedem liegt stets ein Beweis auf der Zunge
Man erhebt wie zum Schwur seine rechteste Hand
Da bölkt's wie von Zähheit gezeichnetem Schwunge

Und dann und wann auch ein toter Elefant

Wer will sich noch in Verkommenheit üben?
Wer tätschelt Gebelle mit werbenden Zungen?
Wer eint alle wachsam zerstrittenen Jungen?
Schauder und Aufstand gerier'n sich in Schüben

Und dann und wann auch ein toter Elefant

Und Volk geht hin und weiß nicht, was es wendet
Und kräht nur dreist und hat kein Ziel
Ist roh und zürnt wie vom Grauen geblendet
Und teilt sich den Traum vom gewonnenen Spiel
Ein Mahnmal wird leicht übersehen
Wenn's Wissen erblindet und verschwindet
Weshalb so ein Dickhäuter fiel

Promenadeplatz & das eintausendzweiundsechzigste Gedicht

Weihnachtsvorberietung am Promenadeplatz München

Durchboxer

Ich taumle durch meiner Verzweiflung Ring
Und überall schwappt's über!
Ich zerdeppre die Dinge, an denen ich hing

Ich bin, mein Schatz, hinüber

St. Peter & das eintausendeinundsechzigste Gedicht

Blick auf den Turm von St. Peter Zürich

Einebnung

Von den Grabsteinen werden die Namen geschliffen
Dass 'ne Neutraurigkeit sie verwendet

In deren Vermutung hab ich erst begriffen
Wie sehr unsre Gültigkeit endet

Slam 2018 & das eintausendsechzigste Gedicht

Vorm 25 Hours Hotel

Ausschnitt aus dem für den Feature-Auftritt beim Slam 2018 geschriebenen k.u.k.-Teamtext

Ein Geschenk

Ja, Hallöchen, Popöchen - wen ham wir denn da?!
Ihr versmaßtauben, kross-fritierten Schweineöhrchen!
"Mein Gott, Mutti, ich glaub's nich – da steh'n k.u.k!"
Na, Zeit wird's für Woah!s oder Boah!s oder Böah!chen!

...

Wir sind keine Prinzen, wir sind keine Bettler –
Auch wenn wir so aussehn –, nicht Waldorf und Statler,
Wir sind auch ganz sicher nicht Schiller und Goethen –
Wir sind k.u.k. – Yeah! – Koslovsky und Klötgen!
Das reimt sich nun echt nicht! – Es sei uns verziehen!
Wat hab'n wir ob unreiner Reime gespieen ...!
Die sich ernsthaft beim Slam in das Bühnenlicht drängen
Man fragt sich: Wie tief können Messlatten hängen?
Doch wenn's nicht gelingt, Stümperei zu vermindern
Dann lässt sich 'ne Engelmann ooch nich verhindern!
Uns war's stets Passion, unsre Zeil'n zu vollenden
Anstatt sie mit seiernden Pathos zu schänden

...

Auch wenn's für uns Zeit war, die Segel zu streichen
Zieh'n wir heut die Säbel, die Jury zu eichen!
Drum nehmt unsern Rat an und lasst euch nicht blenden
Von denen, die hier ihre Seele verpfänden
Und spritzig wie aalglatt euch nach dem Mund reden
"Die sprechen mir voll aus der Seele!" - Auf jeden!
Vieles wurde ja ausschließlich dafür geschrieben!
Und das ist gar nicht ehrlich. - Nö, nur hintertrieben!
Ist was altherrenwitzig, was unsäglich trist
Straft's ab, sobald es eklig ist!
Doch sind Inbrunst und Verve auch im Wortschatz zu seh'n
So hadert nicht lange und zückt eure Zehn!

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