Altöttinger & das zweitausenddreihundertachtundneunzigste Gedicht

Süße Auswahl in einem Supermarkt in Altötting

Sommer der Bäuche

Dies wird der Sommer der Bäuche
Und Nabelbeschauung!

Es trennt meinen Blick nur 'ne hautdünne Schicht
Vom Därmegeschläuche
Der Damenverdauung -
Mein lüsternes Schmachten kühlt nun dies Gedicht.

Wie sollt ich den Flaum deiner Unterbauchwölbe
Mich nicht durchwehend wähnen?
Wie mündete nicht ich im Auch-nur-das-sölbe! ?

Beim letzten Sehnendehnen
Dem Triebe-Trubel abzuschwör'n
Entgegen bisheriger Bräuche?

Steht da als Option. Und ich wählte sie görn.
Doch nicht in 'nem Sommer der Bäuche.

Kein Zürich & das zweitausenddreihundertsiebenundneunzigste Gedicht

Marienplatz-Skyline

Unterwegs ohne Kamera

Ist ja klar: Es ergießt sich die Malerischkeit
In den kameralosigen Tag!

Ständig bin ich unbändigstens ablichtbereit -
Wenn nichts sich zeigen mag!

Prompt türmt Idyll sich auf Idyll
Zum Input grauer Zellen.
Das, was ich konservieren will -
Schon hat's die ersten Dellen!

Wie sich der Berg, der Berg!, !der Berg!
Im Kirchturm-Off erhebet! -
Was eines Suchers Lebenswerk,
Wird ex und hopp durchlebet.

Gebannt bind ich ums Ungebannt
Die Fesselchen vom Restverstand.

Was sich bewahrt im Innern,
Lässt sich dereinst erinnern:
"Das war der Tag in jenem Jahr,
Da ich mal ohne Kamera!"

Panorama-UG & das zweitausenddreihundertsechsundneunzigste Gedicht

Panorama Altötting

Keine weiteren Fragen

Hab'n alle genug Schiss,
Erlangt man Befugnis,
Auch wenn es Betrug is.

Dankesbriefe & das zweitausenddreihundertfünfundneunzigste Gedicht

Votivbilder im Rundgang der Gnadenkapelle Altötting

Blasmusik und -phemie

Der alte Otter hat's im Kreuz,
Altötting macht in Kreuzen.

Gläubiger spotten im Wald von Scharbeutz
Von Götter-Halt gläubigen Käuzen.

Erste Ergebnisse & das zweitausenddreihundertvierundneunzigste Gedicht

Erste Fühlingsboten auf dem Moosacher Balkon

Verschlafen

Der Frühling zieht bereits ins Land,
Nur ich verbleib im Schnee.
All die Blüten beteuern, ich sei nicht bekannt,
Was ich wohl auch versteh.

Wenn ich in diesem Jahr versag,
Wird das mein Schicksal bleiben?
Wird sich, was ich am Frühling mag,
Erinn'rungsschwach entleiben?

Der Frühling serviert 'ne gehortete Nuss -
Mich drang's einst vorzubauen!
Nun bitt' ich scheu vorm Halbentschluss
Den Schnee um mich: zu tauen.

Altötting & das zweitausenddreihundertdreiundneunzigste Gedicht

Altöttinger Kapellplatz

Der wärmste Tag

Der wärmste Tag im Jahr ist's nicht
Allein ob der Temperatur.
Er erhellt ein im Finstern verfasstes Gedicht
Und schert aus der Trott-Prozedur.

Der wärmste Tag ist Pionier nach der Kälte
(andre werden ihn bald übertrumpfen).
Wir drohten, als er uns so mildsam erhellte,
Im Frust allen Frosts zu versumpfen!

Frohe Ostern & das zweitausenddreihundertzweiundneunzigste Gedicht

Stoffhasen in der Münchner Innenstadt

Messiasstress

Schon nach zwei Tagen Trauer
Heißt's gleich wieder aufsteh'n?
Fehlt's der Ruhe an Dauer -
Wozu zuvor draufgeh'n?!

Horcht, wie all die Erlöser in einiger Not schrei'n:
"Wir würd'n gern mal länger als zwei Tage tot sein!"

Mon(o/u)ment & das zweitausenddreihunderteinundneunzigste Gedicht

Münchner Rathaus im Abendhimmel

Ahoi!

Ahoi, ihr Büchsenspanner, ortet ihr mir meinen Wal!
Mir war ja dieser Ozean bislang nur sehr egal.

Doch jed' Horizont ist für euch voll Moby Dick -
Harpunenkommunenbewährt ist der Trick,
Verschwor'n zum "Ja, da bläst er!"-Chor!
Schon geht an Bord: der nächste Tor.

Mir war ja dieser Ozean bislang nur sehr egal,
Doch Büchsenspanner orten mir auch ungefragt den Wal!

In Warteposition & das zweitausenddreihundertneunzigste Gedicht

Osterhase als Gastgebergeschenk aus Mühlhofen

Einfach mal ...

... aus Scherz die zurückström'nden Hauptmänner fragen,
Wie's sich denn anfühlt, ein Sieger zu sein,
Und wie oft sich's schlecht schlief, aus Angst zu versagen,
Wie mickrig die Aussichten auf ein Verzeih'n.

Soldaten sind Mörder. Fast hätt man's vergessen.

Ja, es hilft über Notlagologen zu lästern -
Im Verweigern mit treulosem Maßstab zu messen.

Pazifismus bleibt heute. Der Sog zieht ins Gestern.

Startgrau & das zweitausenddreihundertneunundachtzigste Gedicht

Baumsilhouetten an der Würm bei Feldmoching

Verfrühtling

Schon sitzen wir draußen bei Sommergetränken
Und dreh'n durch Gespräche von neuen Versuchen.
Wir brüten den Eifer, uns Wärmen zu denken,
Die aus Insgeheimen den Winter verfluchen.

All das ist uns gestattet. Und es wird uns bestätigt,
Da Liebmutter Sonne 'nen Blitzbesuch tätigt

Gemäß eines unterschriftslosen Vertrags.

Schon rattern den Ladenschlussblues die Rolladen,
Die andre Geschäfte beschließen.
Ein ehern Gesetz zerrt an Resteskapaden
Und lehrt uns das alte Verdrießen.

Wir frieren verurteilt, die innere Uhr teilt
Uns mit, dass der Frühling noch lang nicht bei uns weilt.

Es war nur der Rausch eines vorschnellen Tags.

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