München

Fotos aus München, seit 2014 Stammsitz der Reimerei Klötgen. Unzählige Auftritte während der Tour 2016. Und danach quasi alleinige Dienststelle in Sachen meiner Poesie.

Steckerltier & das zweihundertsiebenundneunzigste Gedicht

Fischer Vronis Forelle

Reeller Imbiss.

Räume und Träume

Deine vollgeträumte Speisekammer
Wird heut von Eis und Schmaus geräumt
Du denkst, noch schlafend: Was für'n Jammer!
Hast dich im Liegen aufgebäumt
Und ärmeltief ins Mett gekrallt ...
War's auch mehr Wärme denn ein Halt!

Hast satt zu sein im Traum versäumt?
Nun hat der Raum sich ausgeträumt

Asamkirche & das zweihundertvierundneunzigste Gedicht

Asamkirche München

Gut gerüsteter Hallraum.

Pinocchio

Ach, Hall, mir macht dein ferner Schall
Bewusstig, dass ich überall
Mal konsterniert "Ach, hallo!" sag
Mal forsch "Na, und wie geht's so?" frag
Und mehr abscheulich Zeug abruf
Als der, der mich dereinst erschuf
Mir in die Fibel eingelegt!
Es klagt Gepetto unentwegt:
"Was redet mein Balg bloß so blöde und schief?!"
Sei du mir, Hall, das Korrektiv!
Da ich der Stichwortgeber bin -
Berüst den Mist mit etwas Sinn!

Stachus & das zweihundertachtundachtzigste Gedicht

Romantik!

Der Antrag

Ich mag Franz Marc und das Mark der Tomate
Trag oftmals Schwarz und ertrag manche Schwarte
Ich nag nich grad am Hungertuch
Und bade nackt - doch nu genug!
Guck dir noch meinen Penis an -
Sag, willst du mich zum Ehemann?

Grillrost & das zweihundertvierundsiebzigste Gedicht

Isarauen

Grillzonen und Räucherkammern in den Isarauen.

Was bleibt

Begrabt mich zwischen zwei Semmelhälften auf den Grillplatzbereichen der Isarauen!
Dort mag ich die Marinaden ausbaden und wampenfetttriefend ein T-Shirt einsauen
"Ach, Scheiß! Das gibt 'nen Megafleck ...!"
Ich weiß. Der geht auch nicht mehr weg.

Badewasser & das zweihunderteinundsiebzigste Gedicht

Isarwehr

Spielverderber an der Isar.

Dogmendog

In Sommerfrischen denke nicht / an Kirchen im November!
Weil deren Todesnähe ist / durch Phantasie nicht dämmbar
Lass dir kein X für's U andreh'n
Setzt auch die Welt aufs Schnellversteh'n
Und schreibt auf Fassaden "Hier: Vier dünne Risse!"
So steht es im Sketch-Bxch, ist gleichsam Kulisse
Bleib das, was du denkst - wenn auch alles vergisst
Dass längst noch nicht November ist

Publikum & das zweihundertsiebzigste Gedicht

Fesselballon über dem Englischen Garten

Oben: Idylle. Unten: Abgründe.

Poetry Slam

Diese Masse an Menschen! Und alle verdauen!
Wie sollt' als Ästhet ich mich nun noch getrauen
In diesen Morastpulk mein Lied zu versenken
Da alle an Glied- oder Scheidenstrom denken
Um schon in der Pause ein Meer voller Pisse
In Kübel zu strullern? Wo ich doch gewisse
Ideale von Schönheit zu gern propagiere ...
Vor Körpern, den'n Kotknetung und Uriniere
Das einzige Gebot der Zeit
Führt solcher Anspruch bloß zu Leid

Drum geh nicht den Weg über weit're Verkopfung
Sondern quäle die andern und sorg für Verstopfung!

Maxvorstadt & das zweihundertsiebenundsechzigste Gedicht

Maxvorstadt

Da schwingt wohl eine kleine Fremdsprachensehnsucht mit ... kaum, dass man fünf Tage nur in Deutschland war.

Karwenzig blasst de Avenhumm

Karwenzig blasst de Avenhumm uwer Pickwikkastell
Da einsamst klamm ehn Petersmann im Blottschreif durg de Astel
Sei Wündspalts purgelt furchtersicht, un krähwärts zirrt sei Nassen
Da hebbet sig de Mann un richt: "No kommet Darsteen Kassen!
No kommet he, no kommet he!" - un all da Spritzback bämmst in'n sne'
De Zarm kühn'ns nimmer fassen ...

Verländert geift an letzt Gerück'
Herdorch de Heen von Peters
Da spanend außig alsen Drück
Hinnach flächt dess Gezeters

Larendebt locht de Avenhumm un ab de Lurgen Beime
Von stillerst ward, niet angepelcht - vorkorst de lichten Eime
Un wenzig blasst de Avenhumm uwer Pickwikkastell
Klamm einerter de Petersmann. Im Blottschreif foh'sen Astel!

Sommerpause & das zweihundertsechsundsechzigste Gedicht

Tollwood Festival

Beinahe Urlaub: drei freie Tage in München. Im, aber ohne Sommer

Moose und Mosern

Da atmen die keuchenden Bäume den Staub
Den der sonnendurchdrungene Boden nicht hält
Es senkt sich verzagend vom Zweige das Laub
Dem gilbenden Grase als Frage gestellt:
"Weißt du, ob des Regens belebender Guss
Ist schon auf dem Wege zu uns? Denn sonst muss
Das vom Frühling Erworbene wieder verderben
Und noch als Gedeihendes frühzeitig sterben!"

Da, wie auf ein Zeichen, verfinstern sich Wolken
Werd'n Wasser auf Wasser aus Watte gemolken

Den Pflanzen ist's fraglos erlösender Segen
Nur ich moser' böse: "Den ganzen Tag Regen!"

On the road again & das zweihundertsiebenundfünfzigste Gedicht

Olympiapark München

Ach, was war das für eine entspannende Zeit: zehn Tage Tourpause. Und jetzt weiter im Text.

Das Leseband

Es hängt das Lesebändchen stur
Sinnlos baumend, scheinbar munter
Zweckverwaist als Buchmontur
Sich nicht rein, nur rücklings runter

Wie ist noch dieses Buch gewesen
Das ich scheinbar hab gelesen?
Sagt das Band, ich wollt dran denken
Es schnellstmöglich zu verschenken?

Oder meint es: "Gib dem Buch
Einen weiteren Versuch!"
Ist's ein Signal, es sei so schlecht geschrieben
Dass nicht mal sein Bändchen drin hängen geblieben?

Nun war ja des Bändchens ureigener Sinn
Zu zeigen, wie weit ich gekommen bin
Doch mitleidsbefreit sagt das Band jetzt: "Du Tor!
Bist so weit als wie zuvor ..."

Abreise & das zweihundertsechsundfünfzigste Gedicht

Olympiapark Munich Mash

Es geht wieder los. Mächtig: acht Stunden bis Görlitz.

Astronautenkost

Mir ist so, als wenn ich in kosmischer Ödnis
Vor etwa zehn Jahren ein Trümmerstück sah
Das ich nun erinn're, da mir grad so öd is'
Schon rätselnd, ob's wirklich ein Trümmerstück war
Und nicht bloß der Wunsch, den ich da vor Dekaden
Nach Steinen verspürte im ähnlichen, faden
Daseinsgequäle in kosmischer Ödnis

Obwohl es auch sicherlich epochal blöd is'
Gleich das anzuzweifeln, was hier je von Gewicht war
In der endlosen Weite aus dem, was ich nicht sah

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