München

Fotos aus München, seit 2014 Stammsitz der Reimerei Klötgen. Unzählige Auftritte während der Tour 2016. Und danach quasi alleinige Dienststelle in Sachen meiner Poesie.

Apollotempel & das achthundertdritte Gedicht

Apollotempel im Schlosspark Nymphenburg

Leck mich

Der Gestiefelte Kater?
Ein triefender Pater?
Ob miefende Darter,
Gewiefte Berater -

Einzig qualifizert ist als Chief von Big Data:
Ein niemals sich zierender Stiefkindervater

Nymphenburger Kanal & das achthundertzweite Gedicht

Eis auf dem Nymphenburger Kanal

Zuvor aber

Schenkst du mir noch was Zeit, gib nie mehr als zwölf Stunden
je à drei Minuten wie Box'n'Stop-Runden
Für mehr fehlt mir die Übersicht

Dann spul' ich ab mein Antrainiertes
stetig in die Welt Verirrtes
Der Drang nach mehr berührt mich nicht

Hab' geschenkten Tagen nie ins Maul geschaut
Was hätt' es zu sehen gegeben?
Mir schien das Gewonn'ne stets vorverdaut
Es gibt zu viel Gutes im besseren Leben

Wir haben das Gestern nicht halten können
Was gölte es nun, dieses Jetzt zu bewahren?
Dem Fremdeln und sich eine Auszeit zu gönnen
scheint fast das Geringste nach so langen Jahren

Nur, dass ich jetzt auf See erblinde
ist ein Wortwitz, den so wirklich niemand hier braucht!
An Bord war ich Sir Helmut Schmidt
hielt den Blicken der Kinder stand: "Guck mal, der raucht ...!"

Und nun plitscht es und platscht es
durchnässt mir die Planken
zerrt beidseits zur Reling
in rhythmischem Wanken
von Zwischenhochs und Niederlagen
da mir die letzten Stündleins schlagen

Das Leben, wenn man sauber misst
doch früh schon überschaubar ist
Nur: Werd' ich es kläglich verreckend beenden
oder neckisch ein "Folks, bin in Sehnot!" versenden?

Nichts Genaues weiß man nicht
Bei Seegang. Ohne Augenlicht

Hey,
wir sind nicht auf See, Kerlchen – das sind die Berge!

Du mummelst hier rum, summst um Abgang und Särge
und kredenzt die erbärmlichste Unform von Blindheit
– bitte nicht zu erklär'n via Schwierige Kindheit!

Dein selbstausgebrütet-behütetes Leiden
sich brunftig am eigenen Unheil zu weiden
ist lebensmüder, trüber Stuss!

Denn Zeit, die bleibt, ist Überfluss
Ob ein Tag, ob ein Jahr – ist doch letztendlich schnurz
Wenn du jetzt nicht beginnst, ist sie immer zu kurz

Und dein ewiges Plan-Schmieden macht es nur schlimmer
Drum hau rein – und mach schnell
Heute. Morgen. Und immer

Winterwonderland & das achthunderterste Gedicht

Alter Nordfriedhof

Altes Eisen

Die Scheinwerfer wandern
Und gönnen nun andern
Im gültigen Spotlight zu steh'n

Du bleibst unverdrossen
Zu allem entschlossen
Nur kann und wird es niemand seh'n

Nymphenburg & das achthundertste Gedicht

Schloss Nymphenburg

Das Wundern der 800

Rund achthundert Wachhunde haben nachts Gunda acht Stunden lang bewacht
Wunderten sich, was wohl Gunda tagsüber und morgens macht

Schwanthaler Höhe & das siebenhundertneunundneunzigste Gedicht

U-Bahnhof Schwanthaler Höhe

Trotzkissimo

Ich mag eure hölzernen Lieder nicht singen
Werd mich aus der Gruppengemütlichkeit zwingen
Die mit scharfen Prinzipien im Wildwuchse mäht
Für ein neues Jahrhundert der Frigidität

Ein Zweck, der das Verbiestern heiligt
Ist aus seinen reichen Ideen entführt
Ich bleibe gerne unbeteiligt
Wenn spätere Zeit eure Maßstäbe kürt

Winterkleidung & das siebenhundertachtundneunzigste Gedicht

Winter 2018

Der Winterspaziergang

Die Kälte kommt über den Kragen gekrochen
Beknabbert meine Wangenknochen
Und klatscht sich patschig an die Stirn
Eisig betäubt sie mein sträubsames Hirn

Jeder Atemzug gleist in die Lungen hinein
Die schein'n um ein Vielfaches tiefer zu sein
Der Restkörper spendet der Kleidung Applaus
Nur die Nasenspitz' quengelt: "Wann geht's denn nach Haus?"

Winter 2.0 & das siebenhundertsiebenundneunzigste Gedicht

Dos Tierras

Schnee um Schnee bedeckt den Baum
Mich umknistert Badeschaum

Bis ich den Alten nicht mehr seh'
Die Fenster längst vom Wasserne-
Bel komplett beschlagen sind

Ich wünsch' dir 'ne ruhige Nacht, dort im Wind

Isaruferweg & das siebenhundertsechsundneunzigste Gedicht

Isaruferweg

Wishlist für das Totenspalier (Meine Mander)

Hier kommt meine Wishlist fürs Totenspalier
zu den Recken der Family wünsche ich mir:

Zunächst Tom Waits und Thomas Bernhard
Marlene Dietrich, Robert Gernhardt
Rivers Cuomo und Billy Bragg, Harry Belafonte
Orson Welles und Friedrich von (wie man ahnen konnte)

Falls noch Platz im Kirchlein ist:
'nen Comedian Harmonist
und dann können gleich daneben
auch The Cure ein Ständchen geben

Das hört sich dann leicht neidisch an:
Der Kaiser Maximilian

Maximilian I. von Habsburg hat für sein Grabmal 40 überlebensgroße Bronzefiguren in Auftrag gegeben, von denen 28 den – leeren – Sarg in der Innsbrucker Hofkirche eskortieren. Diese "Schwarzen Mander" stellen Familienmitglieder sowie von Maximilian auserwählte Persönlichkeiten dar.

Hinterbrühler See & das siebenhundertfünfundneunzigste Gedicht

Hinterbrühler See im Winter

Vorbei in tiefer Nacht

Ich lehnte mich zum Wundenlecken
An einer Linde kühles Moos
Gewärmt von ersten Lichterflecken
Gewahr. Und doch bedeutungslos

Ihr Stamm gönnt mir das Abschiednehmen
Von unentwegt gezähmter Wut
Für immerdar könnt mich beschämen
Wie friedensreich ich hier geruht

Ich wusst' ja, dass ich Ruhe fände
An jenem versumrosten Ort
Doch lüfte jetzt erst die Verbände
So sterbensrein, umkost vom Wort

Randplätze & das siebenhunderteinundneunzigste Gedicht

Tischtennisplatten am alten Nordfriedhof

Immer nur Schnee!

In dem munteren Spiel der Flocken
Verbarg sich mancher Zwischenraum
Und blieb noch bis zum Morgen trocken!
Bemerkenswert. Aber bemerkt es wer? Kaum.

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