München

Fotos aus München, seit 2014 Stammsitz der Reimerei Klötgen. Unzählige Auftritte während der Tour 2016. Und danach quasi alleinige Dienststelle in Sachen meiner Poesie.

Narrenhandwerk & das eintausendfünfhundertneunundsechzigste Gedicht

Wandbemalung in der Borstei München

Die Reimbegleitung zum Zitatmenu, Teil 1

"Mir brauchen a g'scheite Anarchie
Und an starken Anarchen!"

Die Spice Girls war'n nach Wannabe
Rein chartmäßig zum Schnarchen.

Kultiviertes Wohnen & das eintausendfünfhundertachtundsechzigste Gedicht

Seiteneingang zur Borstei München

Der Wohltäter (aus "Aufgestaut")

Ich ermittle, vermittle citynahe Objekte
Für ein altengerechtes Wohnen -
Sprich: Ich platziere Noch-nicht-von-der-Erde-Bedeckte
In unsere Fußgängerzonen.
Denn denen ist die Ebenerdigkeit
Wie ein Beet im Garten Eden!
Denen blüht die Zweite-Frühlingszeit
In unrentablen Läden,
Deren "Sorry, wir schließen!"-Schild wir gern verschmerzen
Für barrierefrei-glückliche Best-Ager-Herzen!

Doch noch stellt sich gegen den Einzug der Alten:
Die sinnlose Masse der Kleinkrämerläden!
Wo jeder sich fragt: "Wie könn'n die sich da halten!?" -
Die macht Tradition egoistisch und zäh, denn
Ej, was legitimiert hier bei strenger Betrachtung
Die Meisterhandwürste aus eigener Schlachtung?!
"Da werde ich immer mit Namen begrüßt!" -
Und mit Charme wird die arg kleine Auswahl versüßt.
Nur: Der Shop um die Ecke ersetzt dort kein Bett -
Und wozu gibt's eig’ntlich das Internet?!
So sperrt sich stur der Einzelhandel
Gegen der Gemeinschaft Wandel!

Doch nie sammeln sich Wartende vor einem Laden -
Nur vorm Postamt, die Online-Retouren-Nomaden,
Die reihen sich täglich, Paket an Paket,
Als sichtbarer Trend, der auch künftig besteht!
Mir als Kaufmann gebührt es nicht, das zu verdammen -
Ich zähle da nur eins und eins mir zusammen
Und gelange recht schnell an die erste Million!
(Wohl zum ersten Mal, dass diese Läden sich loh'n.)
Statt Buchhändler, Feinkost- und Weinmost-Anbieter
Verdien'n unsre Straßen solventere Mieter!

Noch räkeln sich dort Bussi-Bussi-Boutiquen,
Doch muss man nicht erst deren Kontostand leaken,
Um als Fazit zu ziehen: Das geht sich nicht aus!
Wenn ein Gläubiger anklopft, muss eh alles raus!
Denen hängt schon die Schuldenlast modrig im Nacken -
Von mir kommt das Angebot, schneller zu packen!

Ich mein’, es gibt Dinge, die ich für gemein halt' und schlecht -
Doch dies ist nur ungemein altengerecht!?

In der Borstei & das eintausendfünfhundertsiebenundsechzigste Gedicht

Statuen im Zentralhof der borstei München

Geist und Ungeist

Ich kann tausend Mohammed-Spottverse schreiben,
Um dann generös schon aus Zeitnot es bleiben
Zu lassen.

Und hassen
Lass ich mich dafür aus-
Schließlich von Vollidioten.

Denn edlem Geist bleibt es verboten,
Auch nur eine der Gottheiten und Religionen
Von schönem Spotte zu verschonen.

Rosengartenzentaur & das eintausendfünfhundertsechsundsechzigste Gedicht

Zentaur-Statue im Rosengarten der Borstei München

Prekärer Rat

Und wieder wird ein neuer Tag
Nichts Lohnenswertes bringen,
Nur sein Portiönchen Zahnbelag
Aus alten Lappen wringen.
Du putzt und putzt und putzt und putzt,
Doch nichts wirkt echt gesäubert.
Da jeder Tag nur schlecht genutzt-
E Lebenszeit dir räubert.

Ob dich das in den Selbstmord treibt?
Ich wüsst' nicht, was dir sonst noch bleibt -
Bedenklich wie bedenkenswert,
Vielleicht wird's ja gelingen?!

Bevor sich unnütz Zweifel mehrt:
Mehr wird der Tag nicht bringen!

Olympia Triumphans & das eintausendfünfhundertfünfundsechzigste Gedicht

Statue Olympia Triumphans im Olympiapark München

Fett lächelt

Nie schafft's Anton vorbei
An der Konditorei.

Nordteil & das eintausendfünfhundertvierundsechzigste Gedicht

Baumkronen im Nordteil des Englischen Gartens

Durch die Vorstädte

Mein Schritt durch die Vorstädte hallt mir zu schrill,
Womit er was klar- oder darstellen will.
Ich würde gern rufen: Das bin gar nicht ich -
Allein der Besuch hier ist wichtig für mich!

Ich ward deep im Grundrausch der Großstadt geboren,
Werd stetig durchzittert von Schallresonanz,
Das Flitterhaar brutzelt im Speck meiner Ohren,
Bin emsiger Nutzer des Fames oder Funs.

Noch klingt jeder Schritt hier mir schrill statt nur laut,
Noch sind mir der Maßstäbe Wogen vertraut.
Die Stille im Vorort berichtigt mein Ich -
Allein der Besuch dort ist wichtig für mich

Planegg & das eintausendfünfhundertdreiundsechzigste Gedicht

Brücke über die Würm bei Planegg

herbstleuchten

Dem Strahlen der Herbstsonne Aufprallfläche sein,
So aalen wir uns ins Shakern mit dem Tag.
Der begonnene Aufruhr scheint schmächtig und klein:
Aufgebäumt
Warm durchschäumt,
Von Düsternissen leer geräumt -
Der Park war noch nie so sehr Park.

Auffahrtsallee & das eintausendfünfhundertzweiundsechzigste Gedicht

Auffahrtsalleen und Kanal beim Schloss Nymphenburg in der Nacht

Saisonale Heimtextilien

Vor Schnupfen oder Fieber rett' euch
Unterschlupf im Biberbettzeug!

Glyptothek & das eintausendfünfhunderteinundsechzigste Gedicht

Bauarbeiten an der Glyptothek München

Papperlapapp - im Lockdown light

Wir wappnen nach rüde gekapptem Berappeln
Uns müde, schlapp und eingeschnappt
Fürs Abseits, in dem wir als abkömmlich zappeln,
Von Albträumen plappernd, wie lang das noch klappt.

Sckell-Monument & das eintausendfünfhundertsechzigste Gedicht

Das Sckell-Monument auf der Halbinsel vom Kleinhesseloher See im Englischen Garten

Mein Gendern (vor der Heimkehr)

Ich schminke mein Sprechen mit fleißigem Gendern,
Entsprechend gefordertem Formideal.
Fürs eigene Spiegelbild würd ich's nicht ändern -
Dem eigenen Ohr ist Kosmetik egal!

Doch eh ich berechtigte Anliegen schmähe,
Trag ich meiner Äußerei Glitzerstaub auf.
Auch wenn manch Wort ohne dies schöner aussähe,
Nehm ich das mir Läppische lässig in Kauf.

Galant und entspannt spende ich meinen Beitrag
Zu einer fairtrefflich sich bessernden Welt,
In der nach generisch-ästhetischem Einschlag
Der Wunsch nach jed äffischem Umweg entfällt.

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